Egal ob Michael Seufert und Annemarie Stoltenberg einen Ausflug in die Unterwelt der komplexen Hamburger Abwasserkanalisation wagen oder mit dem Fahrrad die überraschende Fülle der landschaftlichen Angebote - Moore, Wiesen, Sandhügel und kleine Wälder - der hanseatischen Millionenstadt, in der immer eine Brise vom nahen Meer weht, erkunden, ihre Lesereise gestaltet sich stets als eine persönliche Liebeserklärung an Deutschlands verfühereisch-kühle Schöne im hohen Norden, ohne je in kritiklose Schwärmerei zu verfallen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Solide Recherchearbeit" bescheinigt der mit dem Kürzel "sg" zeichnende Rezensent diesem Hamburg-Buch, das er mit Vorliebe um Orte und Originale kreisen sieht, die in anderen Reiseführern gern übersehen werden. Besonders die Reportage "Hamburg von unten", die Beschreibung eines Ausflugs in die 4400 lange Kanalisation, haben auf "sg" großen Eindruck gemacht. Hier nämlich fand er eine ganz neue Sichtweise auf Hamburg als Stadt des Wassers. Wenig originell allerdings fand der Rezensent die grellen Kiezstudien des Buchs. Dagegen konnten die Betrachtungen der "Menschen im Hotel" ihn durch scharfe Beobachtung überzeugen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.2003Neue Sicht auf Hamburg
Annemarie Stoltenberg und Michael Seufert ergründen in fünfzehn Kapiteln Hamburgs herben Charme. Dabei interessieren sie sich weniger für das gestylte Antlitz der Stadt als für die noch unentdeckten Zugänge und historischen Hintergründe, weniger für die Schokoladenseite der Alster als für die düstere Hafenseite, die Speicherstadt und im Verborgenen ragenden Fassaden. So erklären sie etwa unter der Überschrift "Majestäten kommen am Dammtor an", warum man statt am Hauptbahnhof unbedingt am im Jugendstil errichteten einstigen "Kaiser- und Fürstenbahnhof" aussteigen sollte. Eine neue Sichtweise von Hamburg als "Stadt des Wassers" und eine Stadtführung der besonderen Art bietet die Reportage "Hamburg von unten", die einen Ausflug in die 4400 Kilometer lange Abwasserkanalisation unternimmt. Als Kontrast erfährt man, daß es im Turm der St.-Jacobi-Kirche ein "Café im Himmel" gibt, zu dessen Helferschar auch Obdachlose zählen. Die Beiträge kreisen mit Vorliebe um Hamburger Orte und Originale, die in anderen Reiseführern gerne übersehen werden. Mit solider Recherchearbeit rekonstruieren Seufert und Stoltenberg die Lebensläufe Hamburger Galeristen, Reeder, Strafverteidiger und Verleger. Während auch die Betrachtungen über die "Menschen im Hotel", dem "Vier Jahreszeiten", durch scharfe Beobachtung überzeugen, wirken die grellen Kiezstudien wenig originell.
sg
"Elbe, Alster, Jungfernstieg. Hamburger Landgänge" von Michael Seufert und Annemarie Stoltenberg. Picus Verlag, Wien 2002. 132 Seiten, Gebunden, 13,90 Euro. ISBN 3-85452-762-4.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Annemarie Stoltenberg und Michael Seufert ergründen in fünfzehn Kapiteln Hamburgs herben Charme. Dabei interessieren sie sich weniger für das gestylte Antlitz der Stadt als für die noch unentdeckten Zugänge und historischen Hintergründe, weniger für die Schokoladenseite der Alster als für die düstere Hafenseite, die Speicherstadt und im Verborgenen ragenden Fassaden. So erklären sie etwa unter der Überschrift "Majestäten kommen am Dammtor an", warum man statt am Hauptbahnhof unbedingt am im Jugendstil errichteten einstigen "Kaiser- und Fürstenbahnhof" aussteigen sollte. Eine neue Sichtweise von Hamburg als "Stadt des Wassers" und eine Stadtführung der besonderen Art bietet die Reportage "Hamburg von unten", die einen Ausflug in die 4400 Kilometer lange Abwasserkanalisation unternimmt. Als Kontrast erfährt man, daß es im Turm der St.-Jacobi-Kirche ein "Café im Himmel" gibt, zu dessen Helferschar auch Obdachlose zählen. Die Beiträge kreisen mit Vorliebe um Hamburger Orte und Originale, die in anderen Reiseführern gerne übersehen werden. Mit solider Recherchearbeit rekonstruieren Seufert und Stoltenberg die Lebensläufe Hamburger Galeristen, Reeder, Strafverteidiger und Verleger. Während auch die Betrachtungen über die "Menschen im Hotel", dem "Vier Jahreszeiten", durch scharfe Beobachtung überzeugen, wirken die grellen Kiezstudien wenig originell.
sg
"Elbe, Alster, Jungfernstieg. Hamburger Landgänge" von Michael Seufert und Annemarie Stoltenberg. Picus Verlag, Wien 2002. 132 Seiten, Gebunden, 13,90 Euro. ISBN 3-85452-762-4.
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