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John Bayley erzählt von seinem Leben mit der bekannten Schriftstellerin und Philosophiedozentin Iris Murdoch, mit der er 43 Jahre verheiratet war. Die Ehe ist von einer vertrauensvollen Zuneigung und einer gelassenen Verbundenheit geprägt, die auch Entfremdung und Irritationen aushält. Schließlich erkrankt Iris. Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis lassen nach, sie wird panisch ängstlich. Aufopfernd und geduldig pflegt ihr Mann die Alzheimer-Patientin bis zu ihrem Tod im Jahr 1999. Eine zutiefst anrührende Geschichte von Vertrauen und Achtsamkeit, Tragik und Komik, Verlust und Trauer - und der wunderbaren Kraft der Liebe. Das Buch zum Film!…mehr

Produktbeschreibung
John Bayley erzählt von seinem Leben mit der bekannten Schriftstellerin und Philosophiedozentin Iris Murdoch, mit der er 43 Jahre verheiratet war. Die Ehe ist von einer vertrauensvollen Zuneigung und einer gelassenen Verbundenheit geprägt, die auch Entfremdung und Irritationen aushält.
Schließlich erkrankt Iris. Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis lassen nach, sie wird panisch ängstlich. Aufopfernd und geduldig pflegt ihr Mann die Alzheimer-Patientin bis zu ihrem Tod im Jahr 1999. Eine zutiefst anrührende Geschichte von Vertrauen und Achtsamkeit, Tragik und Komik, Verlust und Trauer - und der wunderbaren Kraft der Liebe.
Das Buch zum Film!

Autorenporträt
John Bayley, der 1925 in Indien geboren und in Eton und Oxford studierte, war Professor für Englisch an der Oxford University. Er ist ein bedeutender Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Kritiker und lebt mit seiner zweiten Frau in Oxford.
Rezensionen
"Und der Leser stellt mit Erstaunen fest, daß er nicht Voyeur eines Schicksals, sondern Zeuge eines kleinen Wunders geworden ist; wie es zwei miteinander aushalten, bis zum Schluß." Der Tagesspiegel

"Ein psychologisch ungemein packendes Werk, ein meisterhaftes literarisches Dokument über die Liebe zweier Menschen." Die Woche

"Es fällt schwer, sich in diese Liebe, diese Geliebte und diesen Liebenden nicht zu verlieben." Die Zeit

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.05.2000

Ferne Nähe, freundliche Einsamkeit
John Bayleys Erinnerungen an Iris Murdoch · Von Renate Schostack

Dieses Buch spielt in einer Welt, zu der es in Deutschland nie ein Pendant gab und die es heute auch in England wohl nicht mehr gibt: im Oxford der fünfziger und sechziger Jahre, in einer geschlossenen Welt mit eigenen Ritualen und eigenem Sprachcode, wo die Professoren nett, schrullig und hochnäsig wie Kamele sind und die Studenten dandyhaft und blitzgescheit. Letztere haben in diesem Buch keinen Auftritt. John Bayley, Professor für englische Literatur und selbst Romanautor, erzählt von seinem Leben mit Iris Murdoch, der britischen Erfolgsschriftstellerin, die ihr Mann, als sie im Alter von der Alzheimerschen Krankheit befallen wurde, liebevoll umhegte und umsorgte. Sie starb im Jahre 1999. Der wunderbar erzählte autobiographische Bericht ist in acht "Damals" überschriebene Kapitel und ein einziges "Jetzt" genanntes gegliedert. Doch die Krankheit bricht bereits in die Schilderung des glücklichen Lebens ein, sie gibt der Geschichte ihre dunkle Grundierung.

Die Liebe zu der ein wenig älteren Philosophiedozentin, die gerade ihren ersten Roman veröffentlicht hatte, traf Bayley wie der klassische Blitzschlag. "Wie ein höheres Wesen" erschien ihm die junge Frau, die er an seinem Fenstern vorüber radeln sah. Iris Murdoch verkehrte zu jener Zeit, Anfang der fünfziger Jahre, in einem Kreis von Dozentinnen, die als gewagt galten: Gin trinkende Lesben "der besten Art". Sie selbst suchte erotische Abenteuer in London, vor allem in einem Kreis intellektueller Emigranten, die Bayley als "unbekannte und gottähnliche ältere Männer" mit Eifersucht verfolgte. Am verhasstesten war ihm jenes "Gott-Monstrum in Hampstead", der "Dichter" - er wird hier immer in Anführungszeichen gesetzt -, dessen Namen er nicht nennt, den man aber leicht als Elias Canetti entziffern kann. Iris Murdoch handelt von ihm in dem Roman "The Flight from the Enchanter". Mit ausgesuchter Maliziosität schildert Bayley eine spätere Begegnung mit diesem "Magier", der sich nur zufrieden gibt, wenn man ihn mit Shakespeare vergleicht.

Dass der scheue junge Mann, der von Sexualität kaum eine Ahnung hatte und selbstverständlich von seiner Angebeteten zuerst geküsst wurde, deren dauerhafte Gunst errang, sodass sie ihn nach zwei Jahren treuer Gefolgschaft heiratete, zeugt dafür, dass er wohl nicht ohne Qualitäten war. Das Buch ist ein Hohelied auf die Ehe. Für deren Freuden wählt Bayley ungewohnte Worte, etwa "das Gefühl sicherer und doch ferner Nähe" oder "die freundliche Gegenwart der Einsamkeit". Die Sexualität spielt dabei eine ganz und gar untergeordnete Rolle. Bayley spricht - mit einem Seitenblick auf die sexuelle Revolution im England dieser Epoche - von ihrer "gemütlichen, ja quietistischen Art, an die Sache heranzugehen". Beide pflegten sie "eine wohlwollende Gleichgültigkeit gegenüber der Fortpflanzung". Sie waren einander nahe "auf einer tiefen versöhnenden Ebene". Wie viele kinderlose Paare entwickelten sie ihren eigenen Kult der Zweisamkeit.

Das Vergnügen, in Flüssen zu baden, gehört ebenso dazu wie die Obsession, in Italien Bilder zu betrachten. Das Dasein wird belebt durch komplizierte technische Geräte wie Automobile oder den Kauf und die Einrichtung von Häusern, deren "schmuddelige Stillleben" zu beschreiben John Bayley nicht müde wird. Voller Humor und Selbstironie schildert er, wie die beiden - "absurde, wenn auch einnehmende Geschöpfe" - den Dingen ihren Lauf lassen. Wohl nur Oxbridge Dons mit ihren geringen Lehr- und Tutorenverpfllichtungen konnten in jenen fernen Zeiten ein so selbstvergnügtes, zurückgezogenes Dasein führen.

Erfüllt freilich war es, zumindest was Iris Murdoch betrifft, von einem regen literarischen Schaffen. Sie schrieb siebenundzwanzig Romane, zu gewissen Zeiten einen pro Jahr, dazu Dramen und Gedichte. Ihr Erfolg in der englischsprachigen Welt war legendär, während sie im übrigen Europa, unter dem Eindruck der Politisierung der Verhältnisse nach 1968, weniger geschätzt wurde. Die Schriftstellerin verschmähte gesellschaftskritische Themen, sie erzählte konventionell und liebte melodramatische Effekte. Ihre Romane, in denen sich Philosophie und Fantasy verbinden, nehmen postmoderne Positionen vorweg. Die angelsächsischen Leser schätzten die süffige Mischung.

Sie liebten die Autorin, deren Vater Ire war, wegen ihres trockenen irischen Witzes, ihres britischen Humors, aber auch wegen der ethischen Positionen. Die Philosophieprofessorin glaubte altmodisch-idealistisch an die Überlegenheit des Guten, was die Schilderung sexueller Freizügigkeiten, hoch gefragt im permissiven England der sechziger und siebziger Jahre, freilich keineswegs ausschloss.

Bayley wird nicht müde, Iris Murdochs natürliche Güte und Friedfertigkeit, ihren Mangel an Kritiksucht zu betonen. In jedem Menschen habe sie bis zum Beweis des Gegenteils einen Helden gesehen. Das Böse zu schildern sei ihr unmöglich gewesen, da sie es sich nicht habe vorstellen können. So setzte sie an seine Stelle das Streben nach Macht. Bayley nennt seine Frau, die ebenso wenig wie er selbst dem Christentum anhing, eine "anima naturaliter christiana". Ihr bekanntester philosophischer Essay trug den programmatischen Titel "The Nice and the Good" - hier mit "Güte und Freundlichkeit" übersetzt.

Die Elegie erlaubt die Verklärung der Toten. Sich selbst stellt der Autor, als gentleman dem Ideal des understatement verpflichtet, in den Schatten. "Ich bin nicht wirklich gut", schreibt er von sich selbst, "aber ich komme durch, indem ich nett bin." Hochkomisch sind seine Selbstverspottungen, wenn er etwa beschreibt, wie er bei einem ihrer Badeabenteuer sich "vollständig angezogen und mit einem Regenmantel" in die eiskalte Irische See begab, um Flora und Fauna zu beobachten. Im letzten Kapitel verschweigt er nicht seine Gereiztheit, ja seine Wutausbrüche gegenüber der Frau, die in Verlassenheitsängsten versinkt, keine Erinnerungen mehr an das gemeinsame Leben hat und ihm nun eine "neue Nähe" und damit eine "neue Ehe" aufzwingt. Er beschreibt die Spiele, die er mit der Kranken treibt, um sie abzulenken, um die Zeit zu füllen, die kaum mehr zu vergehen scheint. Nicht nur die Erinnerungen halten ihn aufrecht.

Noch immer entdeckt er mit einem "Staunen am Rand der Angst" in der Frau, die er nun wäscht und anzieht und nachts fest in den Armen hält, um die Schrecknisse zu bannen, diejenige, die sie einmal war. Dieses niemals rührselige Buch ist ein bewegendes Zeugnis für die Dimensionen der Liebe und der Menschlichkeit.

John Bayley: "Elegie für Iris". Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Rojahn-Deyk. C.H. Beck Verlag, München 2000. 261 S., geb., 38,- DM.

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"Es fällt schwer, sich in diese Liebe, diese Geliebte und diesen Liebenden nicht zu verlieben." (Die Zeit)
"Ein psychologisch ungemein packendes Werk, ein meisterhaftes literarisches Dokument über die Liebe zweier Menschen." (Die Woche)