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Was wünscht ihr Sterbliche den Schmuck der grauen Haare, Als daß ihr mit Verdruß die letzten Lebensjahre, Vergessen, ungebraucht, im Weg der jüngern Welt, Zur Last euch selbsten seyd, und vor'ges Glück vergällt; So wie ein alter Baum, von innen ausgezehret, Selbst keine Frucht mehr trägt, und andrer Wachsthum störet. Die Menschen, deren Werth im Körper nur besteht, Empfinden diesen Schmerz, wenn seine Kraft vergeht; Der, den der Geist erhebt, wird bessers Glück erfahren, Denn Geister altern nicht, sie reifen mit den Jahren. Die Nachwelt lernt von ihm der Väter Unterricht, Und sieht, ihr Vorzug…mehr

Produktbeschreibung
Was wünscht ihr Sterbliche den Schmuck der grauen Haare, Als daß ihr mit Verdruß die letzten Lebensjahre, Vergessen, ungebraucht, im Weg der jüngern Welt, Zur Last euch selbsten seyd, und vor'ges Glück vergällt; So wie ein alter Baum, von innen ausgezehret, Selbst keine Frucht mehr trägt, und andrer Wachsthum störet. Die Menschen, deren Werth im Körper nur besteht, Empfinden diesen Schmerz, wenn seine Kraft vergeht; Der, den der Geist erhebt, wird bessers Glück erfahren, Denn Geister altern nicht, sie reifen mit den Jahren. Die Nachwelt lernt von ihm der Väter Unterricht, Und sieht, ihr Vorzug sey was mehr, als ein Gedicht, Das nur ein Buch erzählt. Gerührt durch sein Ermahnen Hört ihn der Enkel Schaar, den Freund von ihren Ahnen. Wird dann noch seine Huld die Herzen an sich ziehn, Wird für sein eigen Glück befreyt sich zu bemühn, Er nur auf Andrer Wohl sich zum Vergnügen denken: Ach! dann wird sein Verlust uns niemals späte kränken. So klagt man, theurer Graf, durch deinen Tod bestürzt, Daß dir der Vorsicht Schluß dein Leben noch verkürzt, Dir nicht das höchste Ziel der Sterblichen verliehen; Doch wärst du auch dahin, du schienst uns noch zu fliehen. Ich will mit schwacher Kraft nicht deinen Ruhm entweyhn; Horaze sollen nur für die Mäcene seyn; Doch, rühmet man an dir den Staatsmann und den Weisen, So strebt' ich, könnt' ich nur, den Menschenfreund zu preisen.
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Autorenporträt
Abraham Gotthelf Kästner (* 27. September 1719 in Leipzig; ¿ 20. Juni 1800 in Göttingen) war ein deutscher Mathematiker und Epigrammdichter. Er war der Sohn des Juraprofessors Abraham Kästner. 1756 heiratete er nach 12-jähriger Verlobung Johanna Rosina Baumann.[1] Am 4. März 1758 starb seine Ehefrau an einer Lungenkrankheit. Später heiratete Kästner die Witwe eines französischen Offiziers. Ob aus dieser Verbindung eine Tochter entstammt, ist fraglich.