Vorstellungen, Akteure und Konstellationen bilden das begriffliche Zentrum einer Soziologie elementarer Formen sozialen Lebens. Deren Programm steht in der theoretischen Tradition des Strukturalismus und dessen Konzeption des Sozialen als einer Tatsache. Menschliches Handeln ist Zumutung und Entlastung, es ist ideengesteuert, durch individuelle Dispositionen motiviert und durch Konstellationen in seinem Ablauf bestimmt. Die Determinationskraft entzieht sich dem subjektiven Verstehen derjenigen, die es initiiert haben und die Komplexität der entstandenen Wechselwirkungen durch Adressensuche und Zurechnungen kognitiv und affektiv zu vereinfachen suchen. "Man kann sagen, dass das soziale Leben auf den Organismus und das Bewußtsein der Individuen eine Gewalt ausübt, die sie nur eine gewisse Zeit lang ertragen können, und dass ein Moment kommt, wo sie genötigt sind, es zu verlangsamen und sich ihm teilweise zu entziehen" (Marcel Mauss). Gegenüber den theoretischen Vorläufern, Durkheims "Elementare Formen religiösen Lebens", Levi-Strauss' "Elementare Strukturen der Verwandtschaft" und Mauss' "Theorie der Gabe", die die Konstitution und Wirkungskraft von Sozialität im Kommunikationsraum der Religion, der Familie und dem Gabentausch haben veranschaulichen können, vollzieht die Soziologie elementarer Formen sozialen Lebens eine weitere Abstraktion. Sie sieht vor, Entstehung, Ausdrucksgestalt und Wirkungsweise von Sozialität in je kontextspezifischer Ausprägung nachzuweisen. Elementare Formen sozialen Lebens entstehen als "Wechselwirkungen" (Georg Simmel), als Konfigurationen von Verpflichtungen und Selbstverpflichtungen. Ihnen zugrunde liegt das Wirkungspotential des menschlichen Sprechens, die im Sprechen eingelagerte Tendenz zur Bindung und Selbstbindung, die Antwort auf ein Gegenüber, ja, die Konstitution eines Gegenübers.