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Eines Morgens Ende August steht Bjørn Hansen am Kongsberger Bahnhof und wartet auf seinen Sohn. Er ist fünfzig, und es ist vier Jahre her, seit er Turid Lammers verlassen hat, die Frau, für die er einst Frau und Kind sitzen ließ und nach Kongsberg zog, um "dem Traum vom gestohlenen Glück" nachzulaufen. Doch auch die Begegnung mit dem Sohn kann Bjørn Hansens Dasein nicht mit Inhalt füllen, und aus Protest gegen das Leben entwickelt er einen Plan, mit dem er sein großes Nein verwirklichen will.
"Elfter Roman, achtzehntes Buch" würde auch Bjørn Hansen gerne lesen, "ein Roman, der zeigt, daß
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Produktbeschreibung
Eines Morgens Ende August steht Bjørn Hansen am Kongsberger Bahnhof und wartet auf seinen Sohn. Er ist fünfzig, und es ist vier Jahre her, seit er Turid Lammers verlassen hat, die Frau, für die er einst Frau und Kind sitzen ließ und nach Kongsberg zog, um "dem Traum vom gestohlenen Glück" nachzulaufen. Doch auch die Begegnung mit dem Sohn kann Bjørn Hansens Dasein nicht mit Inhalt füllen, und aus Protest gegen das Leben entwickelt er einen Plan, mit dem er sein großes Nein verwirklichen will.

"Elfter Roman, achtzehntes Buch" würde auch Bjørn Hansen gerne lesen, "ein Roman, der zeigt, daß das Leben unmöglich ist". Ein tiefgehender existenzieller Roman, der konzentriert und kompromißlos alle zentralen Themen Solstads aufgreift: Mit messerscharfer Präzision, subtilem Humor und im mahlenden Stil Prousts schildert Solstad das Gefühl des Intellektuellen, ausgegrenzt zu sein. Bjørn Hansen - dem Stadtkämmerer - wird die Gesellschaft immer oberflächlicher und unverständlicher.
Autorenporträt
Dag Solstad wurde am 16.7.1941 in Sandefjord geboren. Er debütierte 1965 mit dem Erzählband 'Spiraler' ['Spiralen'] und gehört seither zur ersten Garde der norwegischen Schriftsteller. Dag Solstad hat zahlreiche Romane, Artikel, Theaterstücke, Essays verfasst und zusammen mit Jon Michelet fünf Bücher über die Fußballweltmeisterschaften herausgegeben. Er hat als einziger Autor bereits dreimal den norwegischen Kritikerpreis erhalten und wurde für seinen Roman '1987' mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates ausgezeichnet. Dag Solstad lebt in Berlin und Oslo. Seine Werke wurden bislang in zehn Sprachen übersetzt. 'Elfter Roman, achtzehntes Buch' ist der erste Roman, das erste Buch Solstads auf Deutsch. 2005 erschien 'Professor Andersens Nacht', im Jahr 2007 folgte 'Scham und Würde' und 2008 'Armand V'.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.2004

Im Würgegriff der Misanthropie
Tanztheater seiner Stadt: Dag Solstad weiß nicht, wieso er sie so haßt

Bisher ist uns Dag Solstad entgangen. Jahre- und jahrzehntelang schrieb er Bücher voll, ließ er sich in die Elite der norwegischen Gegenwartsliteratur hineinjubeln, ließ sich die wichtigen Preise nur so hinterherverleihen, ließ sich hierhin übersetzen, aber auch dorthin, neun Sprachräume zeigten Interesse, nur einer aber nicht: dieser. Deutschlandweit Stillschweigen seit Solstads Debüt 1965, all die Jahre wollte das hier niemand lesen oder auch nur übersetzen, an Zufall zu glauben fällt da schwer. Gäbe es nicht die netten Schweizer und hätten die nicht kürzlich erst den Verlag Dörlemann ins Leben gerufen, wir säßen mit leeren Händen auf unserem Sofa, blätterten in der Luft und wüßten nicht, was uns gerade noch gefehlt hätte: nämlich Dag Solstad.

Der Autor, Jahrgang 1941, springt uns ins Gesicht mit einem schmackig bunten Klappumschlag und einem Romantitel, der hingucken läßt (so man nicht Norweger ist und derlei von Solstad schon lange gewohnt ist): "Elfter Roman, achtzehntes Buch" - der Umschlag beschert uns zwei Fragen; die eine nämlich, warum man das sprachlich bessere "Elfter Roman, Buch achtzehn" des Originals nicht beibehalten hat, und eine zweite, die aus dem Titel auf den Inhalt zu schließen versucht: Verbirgt sich dahinter eine gewisse ironische Gewitztheit oder eine ungewisse Ermattung? Das Buch selbst beläßt uns zunächst im unklaren. Ohne große Umstände wirft es uns in die Welt von Bjørn Hansen, einem fünfzigjährigen Mann, dessen bisheriges und von nun an mitzuverfolgendes Leben rasch skizziert ist oder, besser gesagt: rasch skizziert wird.

Auf der Karriereleiter der Staatsverwaltung sitzt er sich allmählich aufwärts, bis ihm die Begegnung mit Turid Lammers einen Strich durch die Berechnungen macht. Ihretwegen verläßt er Frau und zweijähriges Kind, man versteht nicht genau, wieso, ihretwegen siedelt er von Oslo ins verschlafene Kongsberg über, wird dort Stadtkämmerer und schließt sich, wie Turid, einer örtlichen Laienschauspieltruppe an, ebenfalls ohne rechte Motivation. Die Laienschauspieltruppe führt üblicherweise Operetten auf, einmal jährlich, und läßt sich brav beklatschen, einmal aber, und darauf hat Bjørn Hansen gedrängt, versuchen sie sich an Ibsen, um kläglich zu scheitern. Bald darauf verläßt er auch Turid. Faßt einen Plan. Bekommt zwischendurch noch Besuch von seinem Sohn, mit dem er nicht viel anfangen kann. Setzt dann den Plan um: sein Leben von nun an im Rollstuhl zu verbringen. Und das war's.

Handlung ist nichts; jede Handlung kann grandios oder gruselig umgesetzt werden. In diesem Fall befindet sich der Erzähler fester im Würgegriff der Misanthropie, als seiner Erzählung guttun würde, in ihm spiegelt sich der Autor, der in Interviews um keine kulturpessimistische Platitüde verlegen ist: daß Literatur zu Konsum geworden und die vorherrschende Kultur barbarisch sei; Jugendliche sich beim Tanzen stereotyp bewegten; er das siebzehnte Jahrhundert für sich selber vorziehen würde - er ist ein rechter Gnatz, der alte Dag.

Und zum Ausgnatzen hat er in vorliegendem Buch ein Fähnlein leichter Opfer zusammengezogen: Turid, die verblühte Schönheit. Peter, den dumpf materialistischen Sohn. Die Kleinstadt als solche. Die Laienschauspieler dieser Kleinstadt im Besonderen. Als Schattenrisse eingelebter Vorurteile werden sie herbeizitiert und vorgeführt; und der Leser muß konstatieren, daß die Distanz des Erzählers, der fast nur aus der Totalen beobachtet und subsumiert, nicht das Mitleid erträglich machen soll. Denn da ist keines. Und da kann auch keines sein; dazu sind die Figuren zu papiern konstruiert, ist die Handlung zu wenig schlüssig; mag sie auch nicht verstören, da gar kein Interesse geweckt ist. Gar zu obenhin informiert uns der Erzähler über eine Resignation, welche nach den Bühnenauftritten verspürt werde, floskelt er die Initialzündung der Handlung, jene Affäre mit Turid Lammers, aufs Papier: "So intensiv hatte er noch nie gelebt, denn er wußte, daß er sich in einem Raum befand, in dem er nicht lange bleiben würde. Es war ein gewagtes Spiel. Etwas gestohlenes Glück."

Der Autor agiert so schlapp wie sein Held: Todfeinde, die Bjørn Hansen sich im Job gemacht hat, werden eingeführt, um dann nie wiederaufzutauchen. Die Schilderung Kongsbergs wird einem rasch angelesenen Lexikonauszug überlassen. Manche Erzählpassage strudelt im Kreis und schwemmt Wiederholungen an, die man einem Säulenheiligen in Norwegen vielleicht für genial anrechnen und durchgehen lassen mag, die aber spätestens beim Übersetzen getilgt gehören. Der Schlendrian erinnert an die von einigen haarsträubenden Sachfehlern strotzenden Fußball-WM-Bücher Solstads, welche er gemeinsam mit seinem Koautor Jon Michelet alle vier Jahre vorlegte, bis zuletzt selbst unter seinen langmütigen Landsleuten Murren laut wurde. Das vorliegende Buch erschien in Norwegen bereits 1992 - vielleicht war es damals und dort ja ein wenig richtiger am Platz; weswegen, wüßten wir nicht.

KLAUS UNGERER

Dag Solstad: "Elfter Roman, achtzehntes Buch". Roman. Aus dem Norwegischen übersetzt von Ina Kronenberger. Dörlemann Verlag, Zürich 2004. 240 S., geb., 19,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

"Sperrig, ja biblisch" kommt Aldo Keel der Titel vor, und im Laufe der Besprechung merkt man, dass mit dem Biblischen wohl das Alte Testament gemeint ist. Dag Solstadt hat mit der Geschichte der Entfremdung des Björn Hansen einen "pessimistischen, ja gnadenlosen" Roman verfasst, so unser Rezensent. Das Buch erschien schon 1992 im Original, wurde aber erst jetzt ins Deutsche übertragen - als erstes Buch des Schriftstellers überhaupt. Obwohl Solstadt nach eigener Aussage sein Tun als Gegengewicht zur um sich greifenden Spaßkultur versteht, ist seine Prosa von einer "sonderbaren, leicht ironischen Distanz" zu seinen eigenen Aussagen, Mutmaßungen und Gedanken geprägt, erklärt unser Rezensent. In "gedrechselten", manchmal auch "koketten", aber "stets eleganten" Sätzen bearbeite und verändere der Autor das gerade erst Gesagte, "nach der Art des Sprachspiels". So gelingt es Solstadt mit "bösartig filigraner Feder", die Stadien der Liebe, die seine Figuren durchmachen, in all ihren Erscheinungsformen und Schattierungen von Treue, Zweifel und Eifersucht "auszuleuchten", resümiert unser beeindruckter Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Dag Solstad gilt vielen Norwegern als größter Literat im Land.« Matthias Hannemann / Frankfurter Allgemeine Zeitung »Der norwegische Romancier gehört zu den ganz Großen seines Landes. ... Dass auch deutschsprachige Leser:innen einen Zugang zu diesem außergewöhnlichen Romankosmos erhalten, dafür sorgt seit 2004 der Zürcher Dörlemann Verlag mit seiner verdienstvollen Solstad-Reihe, die von Ina Kronenberger übersetzt wird.« Katrin Hillgruber / Der Tagesspiegel »Dass ein Autor, dem regelmäßig großartige Kritiken, hochdotierte Preise und bedeutende Auflagen beschert werden, dass dessen Bücher in zahlreiche Sprachen, bislang aber nicht ins Deutsche übersetzt wurden - es bleibt unverständlich.« Hans-Ulrich Probst / 52 Beste Bücher, Radio SRF2 »Im Elften Roman erzählt Solstad mit trügerisch unspektakulären Mitteln eine Geschichte, die in ihrer Alltäglichkeit zunächst fast einlullend wirkt, dabei aber den Leser festhält wie der Fliegenleim das Insekt.« Kristina Maidt-Zinke / Süddeutsche Zeitung »In Skandinavien gehört der Norweger Dag Solstad schon lange zur ersten Garde der Autoren, jetzt liegt mit dem Roman Elfter Roman, achtzehntes Buch erstmals ein Werk auf Deutsch vor. Darin besticht er mit der schlichten Präzision der Sprache.« Schwäbische Zeitung