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Kurztext:
Nicht eine der erregendsten, wohl aber eine der bizarrsten Ehegeschichten des europäischen Hochadels
Anschaulich und lebendig erzählt Paul Noack die zu Unrecht vernachlässigte Geschichte einer außergewöhnlichen Königin des Rokoko, die von dem Ruhm ihres Mannes, der als Friedrich der Große in die Geschichte einging, wie von dem Glanz ihrer Zeit vor allem deren Kehrseite mitbekommen hat.
Langtext:
Wie kaum ein anderes Jahrhundert liefert das 18. Jahrhundert vielfältige Formen von Frauenschicksalen: Die historisch überlieferten Beispiele aus dem galanten Rokoko reichen von
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Produktbeschreibung
Kurztext:
Nicht eine der erregendsten, wohl aber eine der bizarrsten Ehegeschichten des europäischen Hochadels
Anschaulich und lebendig erzählt Paul Noack die zu Unrecht vernachlässigte Geschichte einer außergewöhnlichen Königin des Rokoko, die von dem Ruhm ihres Mannes, der als Friedrich der Große in die Geschichte einging, wie von dem Glanz ihrer Zeit vor allem deren Kehrseite mitbekommen hat.

Langtext:
Wie kaum ein anderes Jahrhundert liefert das 18. Jahrhundert vielfältige Formen von Frauenschicksalen: Die historisch überlieferten Beispiele aus dem galanten Rokoko reichen von der schändlichen Verstoßung von Frauen bis zu ihrer Inthronisierung als Kaiserin und Zarin. Als am 12. Juni 1733 die Ehe Friedrichs II. von Preußen und Elisabeth Christines (1715-1787), einer geborenen Prinzessin von Braunschweig-Bevern, in Dahlum, einem Lustschloß nach Versailler Vorbild, vollzogen wurde, begann vielleicht nicht eine der erregendsten, wohl aber eine der bizarrsten Ehegeschichten des europäischen Hochadels in dieser Epoche. Die menschlichen wie erotischen Besonderheiten ihres Mannes zwangen die Königin Elisabeth Christine ein Leben zwischen Pflichterfüllung und versagter Liebe zu führen, das den Rand der Tragik nicht nur streifte, sondern überschritt.
Diese musisch begabte und so unpolitische Frau war dem Kronprinzen aus hochpolitischen Gründen aufgezwungen worden. Prinz Eugen, der "edle Ritter" in Wien war in die Intrige, die 1730 zur Heirat von Friedrich und Christine führte, ebenso verstrickt wie Friedrichs Vater, König Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig.
Friedrich hat den Zwang, der ihm damit angetan wurde, nie vergessen und vor allen anderen seine Frau dafür bestraft. Erst nach dem Tode des Königs im Jahre 1786 hat Elisabeth Christine zu der Freiheit menschlicher Existenz zurückgefunden, auf die auch eine Königin Anspruch hat.
Autorenporträt
Paul Noack geboren 1925 in Hagen/Westfalen. Studium der Germanistik, Romanistik und Neueren Geschichte in Freiburg/Br., Genf und Paris. 1954 bis 1958 Politischer Redakteur bei der FAZ, 1958 bis 1968 stellvertretender Chefredakteur des "Münchner Merkur". Seit 1968 Professor an der Pädagogischen Hochschule der Universtät München. Seit 1982 Professor für Politische Wissenschaften am Geschwister-Scholl-Institut der Universität München. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. "Carl Schmitt. Eine Biographie" (1996) und "Ernst Jünger. Eine Biographie" (1998).

Leseprobe:
Die Hochzeit: fein aber klein
Ich kann nicht anders als glücklich zu sein ... Und wenn es so bleibt als wie der Anfang ist, so werde ich allezeit vergnügt sein. Der König, die Königin und die ganze königliche Familie erweisen mir so viele ... Liebe und Freundschaft ...
Brief von Elisabeth Christine, Juni 1733
Was bis zum heutigen Tage nicht durch Quellen geklärt werden kann ist die Frage, ob sich irgend jemand die Mühe gemacht hat, Elisabeth mit der Vergangenheit Friedrichs bekanntzumachen. Ob sie im Detail weiß, was hinter Friedrich liegt, auf welch ein Abenteuer sie sich einzulassen hat? Von ihrer Mutter, die sie sonst so energisch beschützt hat, sollte man es annehmen, aber Zeugnisse darüber gibt es nicht. Wenigstens in einem Punkt hat sich Friedrich durchgesetzt. Er will - wie das in Gesprächen in seiner Umgebung angeklungen war - keine Hochzeit im Geheimen, will sie nicht als eine Formsache, sondern als einen Staatsakt behandelt wissen. In diesem Sinne war die Angelegenheit verhandelt worden. Und so hatte man auch entschieden. Also findet die Hochzeit in dem pompösesten Gebäude, das der braunschweigisch-wolfenbüttelsche Hof zu bieten hatte, statt: im Lustschloß zu Salzdahlum, drei Kilometer nördlich von Wolfenbüttel gelegen, dem Lieblingsprojekt des Großvaters Anton Ulrich, erbaut nach dem Vorbild von Versailles. Was dann bei der Feier allerdings fehlt, sind die großen Fürsten der Zeit. Braunschweig und Preußen bleiben mehr oder weniger unter sich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2001

Grußloses Unglück
Eure Korpulenz, die Königin: Paul Noack lindert Elisabeth Christines Leiden am großen Friedrich / Von Wolfgang Schuller

Wie einer ist, das zeigt sich auch daran, wie er sich anderen gegenüber verhält. Bewunderer Friedrichs des Großen hatten immer ihre Schwierigkeit mit den egozentrischen Grausamkeiten, unter denen er viele seiner Mitmenschen leiden ließ. Das konnte allenfalls noch angehen, wenn es sich um Angehörige der politischen und militärischen oder auch intellektuellen Männerwelt handelte, in der er lebte, und wenn er seine politischen Gegnerinnen Maria Theresia, Katharina die Große und Madame Pompadour mit bösartigem und natürlich machistischem Spott überzog, dann geschah das sozusagen von gleich zu gleich. Sehr peinlich aber war die skandalöse Art, wie er seine freundliche und harmlose Ehefrau Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern behandelte.

Von zwei frühen Biographien und einem Buch über ihre frühen Jahre abgesehen, ist diese Beziehung kaum ins Auge gefaßt worden, und es ist ein Verdienst der biographischen Skizze Paul Noacks, im Preußenjahr auch diesen Aspekt der Öffentlichkeit vorzuführen. Abermals wird die Königin dabei weniger als Gestalt eigenen Rechts, sondern nur im Verhältnis zum König dargestellt, aber gewiß hätte sie selbst am wenigsten etwas daran auszusetzen gehabt: Sie war und blieb, trotz allem, was er ihr antat, bis zu ihrem Lebensende selber eine Bewunderin Friedrichs.

Es war eine politische Zwangsehe, aber anders als in anderen Fällen versuchte der männliche Teil nicht, sich ihr durch Mätressenwesen, spätere Scheidung oder Verbannung der nun ihrerseits die Ehe brechenden Ehefrau zu entziehen, sondern dadurch, daß er die Lebenssphären beider strikt trennte. Die kronprinzlichen Ehejahre in Rheinsberg scheinen so harmonisch gewesen zu sein, daß sich für die auch im Verhältnis Goethes zu Frau von Stein oft gestellte und dort negativ beantwortete Frage, ob oder ob nicht, hier eine positive Antwort ergibt. Freilich blieb ein Thronfolger aus, und damit fand sich der König früh ab. Ab der Thronbesteigung 1740 aber war das alles zu Ende. Elisabeth Christine wurde das Schloß Schönhausen im heutigen Berliner Bezirk Pankow zum Wohnsitz angewiesen, und während sie auch gelegentlich im Berliner Stadtschloß wohnte, blieb ihr Potsdam für immer verschlossen.

Als Königin repräsentierte sie bei den entsprechenden Gelegenheiten und trat auch mit Friedrich zusammen auf, zuletzt noch 1785, ein Jahr vor seinem Tod. Sie empfing die Besuche auswärtiger Gäste, so Voltaires und Mirabeaus, machte selber Besuche bei interessanten Leuten, so bei Johann Gottfried Schadow, führte einen umfangreichen Briefwechsel und schrieb sogar Bücher religiösen und politischen Inhalts, das erste erschien 1776. Was Friedrich von diesen Schriften hielt, ob er sie überhaupt zur Kenntnis nahm, hätte man gerne gewußt. Er reagierte scharf, wenn andere glaubten, sie mißachten zu dürfen, freilich wahrten seine eigenen Briefe an sie nach der Thronbesteigung nur die allernotwendigsten Formen, waren von "eiskalter Korrektheit", nahmen nur dann einen "persönlichen und fürsorglichen" Ton an, wenn es um ihre Gesundheit ging. Empörend waren und sind gelegentliche öffentliche Ausfälle gegen sie. Der berühmteste ist, daß er bei dem ersten öffentlichen Zusammentreffen mit ihr nach dem Siebenjährigen Krieg nur sagte: "Madame sind korpulenter geworden", und fast unglaublich ist, daß er sie ein anderes Mal, auf sie zeigend, als "ma vielle vache" bezeichnete.

Es gibt andere Beispiele erstaunlicher Kaltherzigkeit um dieselbe Zeit. Goethes Mutter wurde von ihrem Sohn nie nach Weimar gelassen, und es findet sich kein einziger brieflicher Gruß Schillers an die Demoiselle Vulpius, während Goethe umgekehrt fleißig Grüße an die "liebe Frau" Schillers bestellen läßt; er hat also Schillers Mißachtung seiner Lebensgefährtin in Ordnung gefunden. Auch das Kaltstellen Elisabeth Christines scheint auf weniger Ablehnung gestoßen zu sein, als man vermuten sollte. Vor allem ihre eigene Braunschweiger Familie trennte anscheinend zwischen ihrer Behandlung durch Friedrich und dem eigenen Verhältnis zum Preußenkönig. Das blieb so eng, daß Ferdinand, einer ihrer Brüder, es zum Generalfeldmarschall brachte. Vielleicht war es dann mehr als bloßer Ausdruck seiner sonstigen Gutmütigkeit, sondern das ernsthafte Gefühl, etwas gutmachen zu müssen, daß Friedrichs Nachfolger Friedrich Wilhelm II. sie "auf Händen trug".

Noacks Buch ist eine Art Groß-Essay, der sich in erheblichem Maße auf ausgiebig zitierte Sekundärliteratur stützt, bis hin zu Rudolf Augstein. Anmerkungen mit Nachweisen fehlen, ebenso nähere Angaben zu den zahlreichen Abbildungen, und manche Sachverhalte hätte man gerne schärfer herausgearbeitet gesehen. Das Buch ist gut geschrieben, und daß der Autor vor einigen Jahren eine Biographie Carl Schmitts vorgelegt hat, zeigt sich darin, daß er Elisabeth Christines Schriften in die Nähe dessen rückt, "was ein moderner Begriff ,Politische Theologie' nennt". Das heißt vielleicht die Sympathie mit einer Frau zu weit treiben, die ein unverdient hartes Schicksal getroffen hat, die es aber mit innerer Souveränität meisterte. Aber um das wirklich beurteilen zu können, müßte man sie selber lesen.

Paul Noack: "Elisabeth Christine und Friedrich der Große". Ein Frauenleben in Preußen. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2001. 239 S., Abb., geb., 39,50 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Friedrich war, von mutmaßlich guten ersten Ehejahren abgesehen, nicht nett zu seiner ihm aus politischen Gründen Angetrauten. Viel mehr als "eiskalte Korrektheit" war von ihm nach der Thronbesteigung nicht mehr zu erwarten, in Potsdam etwa durfte sie sich nie aufhalten. Einmal gar soll Friedrich sie als "ma vieille vache" tituliert haben. Paul Noacks Buch versucht nun, ihr ein wenig Gerechtigkeit widerfahren zu lassen - und doch wird sie auch hier, wie der Rezensent Wolfgang Schuller anmerkt, wieder nur "im Verhältnis zum König" dargestellt. Immerhin weist der Autor darauf hin, dass Elisabeth Christine nicht nur ihren repräsentativen Königinnenpflichten nachkam, sondern auch die Verfasserin mehrerer Bücher "religiösen und politischen Inhalts" gewesen ist. Das Buch findet Schuller "gut geschrieben", er bezeichnet es als "eine Art Groß-Essay", der vor allem aus der Sekundärliteratur heraus entstanden ist. Anmerkungen, so die leise geäußerte Kritik, fehlen allerdings.

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