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Israel, in unseren Tagen: Jakob Feins geregeltes Leben nimmt eine Wendung, als er beschließt, nach Polen zu reisen - in das Land, aus dem seine Eltern stammen, an den Ort, wo sie den Holocaust überlebten. Bis zu ihrem Tod hatte sich Jakob, Familienvater und viel beschäftigter Inhaber eines Modegeschäfts, nicht für ihre Geschichte interessiert. Als er das abgelegene Dorf erreicht und die satte grüne, seltsam vertraute Landschaft durchstreift, fühlt er sich den Eltern zum ersten Mal nah. Und er lernt Magda kennen, eine katholische Bäuerin, die ihn mit ihren Erzählungen nach und nach in die…mehr

Produktbeschreibung
Israel, in unseren Tagen: Jakob Feins geregeltes Leben nimmt eine Wendung, als er beschließt, nach Polen zu reisen - in das Land, aus dem seine Eltern stammen, an den Ort, wo sie den Holocaust überlebten. Bis zu ihrem Tod hatte sich Jakob, Familienvater und viel beschäftigter Inhaber eines Modegeschäfts, nicht für ihre Geschichte interessiert.
Als er das abgelegene Dorf erreicht und die satte grüne, seltsam vertraute Landschaft durchstreift, fühlt er sich den Eltern zum ersten Mal nah. Und er lernt Magda kennen, eine katholische Bäuerin, die ihn mit ihren Erzählungen nach und nach in die Vergangenheit zurückführt. Unerwartet und heftig verlieben sie sich ineinander. Doch je länger Jakob im Dorf bleibt, desto offener zeigen die Bauern ihre Vorbehalte gegen ihn als Juden. Ihre Angriffe - und die geballte Faust in seiner Tasche - erinnern ihn daran, wer er eigentlich ist: ein israelischer Offizier der Reserve, jederzeit bereit, für sein Leben zu kämpfen.
Ein kraftvoller,berührender Roman über die späte Suche nach der eigenen Herkunft - und die Geschichte einer unverhofften sinnlichen Liebe.

Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Aharon Appelfeld wurde 1932 in Czernowitz geboren, er starb 2018 bei Tel Aviv. Nach Verfolgung und Krieg, die er im Ghetto, im Lager, dann in den ukrainischen Waldern und als Küchenjunge der Roten Armee überlebte, kam er 1946 nach Palastina. In Israel wurde er spater Professor für Literatur. Seine Romane und Erinnerungen, unter anderem mit dem Prix Me_dicis und dem Nelly-Sachs-Preis ausgezeichnet, sind in mehr als fünfunddreißig Sprachen erschienen, auf Deutsch zuletzt «Meine Eltern».
Rezensionen
In Aharon Appelfelds Werk leben der Geist und die Sprache eines Joseph Roth fort. Die Welt

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.06.2007

Helle Zeit
Trümmerfeld: Aharon Appelfeld reist ins Land seiner Väter

Schidowze, das Dorf in Aharon Appelfelds Roman "Elternland", ist fünfzig Kilometer von Krakau entfernt. Es liegt an dem Fluss Schrinez, an dessen Ufer die Juden gebetet haben, die dort seit Jahrhunderten zu Hause waren. Vierzig waren es insgesamt. Sie sind fast alle ermordet worden; Frauen und Kinder verbrannten in der Synagoge, die Männer wurden im Wald erschossen, nachdem sie selbst ihr Grab geschaufelt hatten.

Was bringt einen Israeli, den Sohn von Überlebenden, dazu, in die Heimat seiner Vorfahren zu reisen, von der ihm seine Eltern kaum etwas erzählt haben, weil sie ihn mit ihren Erinnerungen nicht belasten wollten? "Eine Laune des Herzens", erklärt Jakob seiner Frau und den beiden erwachsenen Töchtern in Tel Aviv. Jakob ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und israelischer Offizier, stolz auf sein Land und dessen Wehrkraft. Als er sich dem abgelegenen polnisch-ukrainischen Dorf nähert, fest entschlossen herauszufinden, was dort war und heute noch ist, hat er Glück; der Hof, in dem er anklopft und um Quartier bittet, gehört Magda, die seine Großeltern verehrt hat. Die Wochen mit Magda werden "die hellste Zeit seines Lebens".

Doch im Dorf bleibt er der Fremde. Will er wirklich nur unter den Bäumen am Schrinez träumen und Bücher lesen, die Primo Levi oder andere Schicksalsgefährten geschrieben haben? Er ist den trinkenden Männern im Gasthaus unheimlich: der erste Jude, der zurückkommt und seinen Besitz zurückfordert, so fürchten sie. Seine Mutter hatte ihn gewarnt: "In Schidowze sind nur noch die, die sich über unser Unglück gefreut haben." Das Haus des Großvaters, das einzige stattliche am Platz, gehört einem Kommunisten. Die Grabsteine der Vorfahren liegen als Pflaster zertrümmert vor dem Rathaus. Die Juden sind ermordet worden, aber Hass, Neid und die alten Vorurteile ihnen gegenüber sind noch lebendig.

Ohne die Juden sei das Dorf öde geworden, sagt die hundert Jahre alte Wanda; sie seien sparsam, ja geizig, vor allem aber klug gewesen. Sie hätten nicht getrunken, ihre Frauen nicht geschlagen, es zu Wohlstand gebracht und an ihrem Glauben festgehalten. Ein Jude ohne Glauben sei sehr anfällig. Wanda erinnert sich noch an Jakobs weisen Urgroßvater Itsche-Meir, der "mit den Engeln verkehrte" und allen "den Weg wies, Juden wie Nichtjuden".

Aharon Appelfelds autobiographische "Geschichte eines Lebens" waren die bruchstückhaften Erinnerungen eines Mannes, der als siebenjähriges Kind dem Morden entflohen ist und während des Krieges in Wäldern und entlegenen Gehöften der Karpaten, zuletzt als Küchenjunge der Roten Armee, überlebt hat. Als er 1946 nach Palästina einwanderte, musste er erst lesen und schreiben lernen, seine Sprache hatte er nahezu verloren. Seine Mutter hatte Deutsch, die Sprache der Mörder, mit ihm gesprochen. "Elternland", ebenfalls hervorragend aus dem Hebräischen übersetzt von Anne Birkenhauer, lässt sich als Fortsetzung der "Geschichte eines Lebens" lesen; vor allem aber als Versuch, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verbinden. Die Liebesgeschichte mit Magda mag allzu romanhaft sein. Für Jakob ist diese Frau "das Tor zu Erinnerung", sie hat ihm "seine Kindheit wiedergegeben". Sie ist für ihn aber auch die Zuflucht, wo er Trost findet, wenn ihn die Erinnerung verzweifeln lässt. Jakob kehrt zwar nicht, wie er es beabsichtigt hatte, mit den Grabsteinen seiner Vorfahren nach Tel Aviv zurück, er hat aber für das Gedenken eine Sprache gefunden.

MARIA FRISÉ

Aharon Appelfeld: "Elternland". Roman. Aus dem Hebräischen übersetzt von Anne Birkenhauer. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2007. 254 S., geb., 17,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Rezensentin Maria Frise liest sich Aharon Appelfelds Roman "Elternland" nicht nur wie die Fortführung seiner autobiografischen "Geschichte eines Lebens", sondern er erscheint ihr auch als ein Versuch Appelfelds, eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart herzustellen. In "Elternland" erzählt Appelfeld von einem erfolgreichen israelischen Geschäftsmann, der in das polnisch-ukrainische Dorf seiner Vorfahren reist. Fast alle Juden dort waren ermordet worden, referiert die Rezensentin, nur wenige konnten fliehen. Hier stößt er auf die alten Hassgefühle, Vorurteile, Neid, Stolz. Doch er trifft auch Menschen, die seine Großeltern noch gekannt haben, und er verliebt sich in die Magda, erklärt die Rezensentin. Wenn ihr die Liebesbeziehung auch ein wenig zu "romanhaft" scheint, zeigt sie sich insgesamt sehr eingenommen und lobt auch die Übersetzung aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer als vorzüglich.

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