Despite the success of policymakers and the European Central Bank in calming down financial markets since the summer of 2012, European leaders are still facing formidable challenges in making the single currency work in a complex environment. This book starts with a review of the necessary elements of a currency union and highlights the reasons why the system has run into its present troubles. It points to important policy recommendations to be drawn from a structural analysis of the currency union, achievements and failures of the currency union and ways to improve fiscal sustainability and arrive at stable macroeconomic performance for the union. It highlights the importance and the effectiveness of structural reforms that have to accompany fiscal consolidation and discusses the appropriate tools of crisis management and why a restructuring of the Eurozone is not the right step. Based on these considerations, a long-term target picture for the Eurozone as a part of the EU is outlined, providing a valuable contribution to a hopefully intense public debate in the coming years.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.07.2013Eine Zukunft für den Euro
Michael Heise warnt vor dem Flirt mit der Zerstörung
Dieses Buch ist eine nüchterne Bestandsaufnahme der Lage der Europäischen Währungsunion. Es beinhaltet auch einen Ausblick, der ebenso spekulativ ist wie jeder andere Ausblick auch, sich aber in seiner Sachlichkeit wohltuend von Werken mancher deutscher Professoren unterscheidet, die auf lange Sicht den Untergang Deutschlands und die Ausplünderung der Deutschen für mehr oder weniger unausweichlich halten. Heises Buch ist mit 120 Seiten knapp gehalten und in englischer Sprache veröffentlicht. Es ist zweifellos hilfreich, wenn eine besonnene Stimme aus deutschen Ökonomenkreisen die internationale Fachöffentlichkeit erreicht. Gleichwohl sollte dieses Buch auch in einer deutschsprachigen Ausgabe erscheinen.
Heise kommt als Chefvolkswirt der Allianz viel herum in Europa und außerhalb; nicht zuletzt kennt er sich an den internationalen Kapitalmärkten aus. Dass er in seiner Jugend das Handwerk eines Ökonomen von der Pike auf gelernt hat, belegt allein seine frühere Tätigkeit als Generalsekretär des Sachverständigenrats. Kurz: Er ist ein "hoch kompetenter Autor" (Otmar Issing). Heises Plädoyer für die Währungsunion ist ebenso ökonomisch wie politisch. Die politische Argumentation ist recht einfach: In der Welt, in der wir leben, besitzen alle Europäer, also auch die Deutschen, ein erhebliches Interesse an einem starken Europa, das seine Interessen gegenüber anderen Ländern und Kontinenten wirksam vertreten kann. Eine Renationalisierung von Politik ist gleichbedeutend mit einem erheblichen Verlust an Einflussnahme. Damit wendet sich Heise deutlich gegen die deutsche Vertreter einer These, die optimale Rolle Deutschlands sei die einer großen Version der Schweiz.
Aber braucht es den Euro für eine gemeinsame Wahrnehmung europäischer Interessen? Heise betrachtet die Währung keineswegs als eine Art Sinn und Zweck der europäischen Integration, wohl aber als ihr heute bedeutsamstes Symbol. Vor allem aber fürchtet Heise, dass ein Auseinanderbrechen der Währungsunion sehr wohl eine Renationalisierung auch in anderen Politikbereichen und damit eine schädliche Desintegration Europas zur Folge haben könnte. Komplizierte soziale Prozesse lassen sich nicht zuverlässig in Labors simulieren. Daher ist eine Prognose, das Ende der Währungsunion wäre das Ende der europäischen Integration, spekulativ. Aber mindestens ebenso spekulativ ist die von manchen Professoren geäußerte Ansicht, nach einem Ende des Euro könne man auf der Basis einer funktionierenden Europäischen Union einfach weitermachen wie vor der Einführung des Euro.
Heise sieht natürlich die Fehler, die in den ersten Jahren nach der Einführung des Euro begangen wurden. Er sieht auch, dass es nicht dauerhaft die Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) sein kann, mit unkonventionellen Mitteln die Währungsunion zusammenzuhalten. Stattdessen entwirft er einen Rahmen, innerhalb dessen die Währungsunion gesunden und sich dauerhaft etablieren kann. Seine vielleicht wichtigste Botschaft lautet: Ein solcher Rahmen ist möglich, ohne dass extremes Handeln notwendig ist. Die Alternative zur Renationalisierung ist nicht die komplette Vereinheitlichung mit einer europäischen Regierung.
Mehr europäische Institutionen braucht man nach Heises Ansicht vor allem auf dem Gebiet der Bankenunion, bei der Steuerung finanzieller Systemrisiken (makroprudentielle Politik) und auf dem Gebiet der Finanzpolitik. Hier tritt er für Durchgriffsrechte auf die nationale Politik im Falle schweren Fehlverhaltens ein. Ansonsten aber liegt es in erster Linie in der Verantwortung der Nationalstaaten, durch eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und eine solide Finanzpolitik, die Voraussetzung für eine gedeihliche Entwicklung der Währungsunion zu schaffen. Heise wirbt auch dafür, in Deutschland jene Reformanstrengungen, die in der Peripherie bei genauem Hinsehen sehr wohl erblickt werden können, auch einmal zu honorieren, anstatt vorwiegend abfällig über die "Südländer" zu reden. Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zu einer wichtigen Debatte.
GERALD BRAUNBERGER.
Michael Heise: Emerging from the Euro Debt Crisis.
Springer Verlag. Heidelberg 2013. 120 Seiten. 52,20 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Michael Heise warnt vor dem Flirt mit der Zerstörung
Dieses Buch ist eine nüchterne Bestandsaufnahme der Lage der Europäischen Währungsunion. Es beinhaltet auch einen Ausblick, der ebenso spekulativ ist wie jeder andere Ausblick auch, sich aber in seiner Sachlichkeit wohltuend von Werken mancher deutscher Professoren unterscheidet, die auf lange Sicht den Untergang Deutschlands und die Ausplünderung der Deutschen für mehr oder weniger unausweichlich halten. Heises Buch ist mit 120 Seiten knapp gehalten und in englischer Sprache veröffentlicht. Es ist zweifellos hilfreich, wenn eine besonnene Stimme aus deutschen Ökonomenkreisen die internationale Fachöffentlichkeit erreicht. Gleichwohl sollte dieses Buch auch in einer deutschsprachigen Ausgabe erscheinen.
Heise kommt als Chefvolkswirt der Allianz viel herum in Europa und außerhalb; nicht zuletzt kennt er sich an den internationalen Kapitalmärkten aus. Dass er in seiner Jugend das Handwerk eines Ökonomen von der Pike auf gelernt hat, belegt allein seine frühere Tätigkeit als Generalsekretär des Sachverständigenrats. Kurz: Er ist ein "hoch kompetenter Autor" (Otmar Issing). Heises Plädoyer für die Währungsunion ist ebenso ökonomisch wie politisch. Die politische Argumentation ist recht einfach: In der Welt, in der wir leben, besitzen alle Europäer, also auch die Deutschen, ein erhebliches Interesse an einem starken Europa, das seine Interessen gegenüber anderen Ländern und Kontinenten wirksam vertreten kann. Eine Renationalisierung von Politik ist gleichbedeutend mit einem erheblichen Verlust an Einflussnahme. Damit wendet sich Heise deutlich gegen die deutsche Vertreter einer These, die optimale Rolle Deutschlands sei die einer großen Version der Schweiz.
Aber braucht es den Euro für eine gemeinsame Wahrnehmung europäischer Interessen? Heise betrachtet die Währung keineswegs als eine Art Sinn und Zweck der europäischen Integration, wohl aber als ihr heute bedeutsamstes Symbol. Vor allem aber fürchtet Heise, dass ein Auseinanderbrechen der Währungsunion sehr wohl eine Renationalisierung auch in anderen Politikbereichen und damit eine schädliche Desintegration Europas zur Folge haben könnte. Komplizierte soziale Prozesse lassen sich nicht zuverlässig in Labors simulieren. Daher ist eine Prognose, das Ende der Währungsunion wäre das Ende der europäischen Integration, spekulativ. Aber mindestens ebenso spekulativ ist die von manchen Professoren geäußerte Ansicht, nach einem Ende des Euro könne man auf der Basis einer funktionierenden Europäischen Union einfach weitermachen wie vor der Einführung des Euro.
Heise sieht natürlich die Fehler, die in den ersten Jahren nach der Einführung des Euro begangen wurden. Er sieht auch, dass es nicht dauerhaft die Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) sein kann, mit unkonventionellen Mitteln die Währungsunion zusammenzuhalten. Stattdessen entwirft er einen Rahmen, innerhalb dessen die Währungsunion gesunden und sich dauerhaft etablieren kann. Seine vielleicht wichtigste Botschaft lautet: Ein solcher Rahmen ist möglich, ohne dass extremes Handeln notwendig ist. Die Alternative zur Renationalisierung ist nicht die komplette Vereinheitlichung mit einer europäischen Regierung.
Mehr europäische Institutionen braucht man nach Heises Ansicht vor allem auf dem Gebiet der Bankenunion, bei der Steuerung finanzieller Systemrisiken (makroprudentielle Politik) und auf dem Gebiet der Finanzpolitik. Hier tritt er für Durchgriffsrechte auf die nationale Politik im Falle schweren Fehlverhaltens ein. Ansonsten aber liegt es in erster Linie in der Verantwortung der Nationalstaaten, durch eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und eine solide Finanzpolitik, die Voraussetzung für eine gedeihliche Entwicklung der Währungsunion zu schaffen. Heise wirbt auch dafür, in Deutschland jene Reformanstrengungen, die in der Peripherie bei genauem Hinsehen sehr wohl erblickt werden können, auch einmal zu honorieren, anstatt vorwiegend abfällig über die "Südländer" zu reden. Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zu einer wichtigen Debatte.
GERALD BRAUNBERGER.
Michael Heise: Emerging from the Euro Debt Crisis.
Springer Verlag. Heidelberg 2013. 120 Seiten. 52,20 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zu einer wichtigen Debatte. (Gerald Braunberger, FAZ, 15. Juli 2013)