Produktdetails
- Verlag: Carlsen
- Seitenzahl: 95
- Altersempfehlung: 10 bis 12 Jahre
- Abmessung: 195mm
- Gewicht: 260g
- ISBN-13: 9783551551238
- ISBN-10: 3551551235
- Artikelnr.: 25141793
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.1999Spiel nicht mit den Plastikcowboys
Ragnar Hovlands Roman einer asymmetrischen Freundschaft
Ein furioser Anfang: Plastik-Banditen rauben die Bank in Dodge City aus. Aber oben auf dem Apfelbaum sitzt der Kaffeekocher, dünn und ganz still, und sieht Emil und seinen Freunden beim Spielen zu. Und dieser Blick bewirkt etwas in der Hauptfigur dieses Buches. Ausgerechnet Emil heißt er, ein einigermaßen mutig gewählter Name für einen Knaben in einem Kinderbuch. Der Kaffeekocher ist auch so impertinent, ihn auf die Detektive anzusprechen. Emil ist das alles sehr peinlich. Im Übrigen trägt ja auch der Kaffeekocher einen mutigen, merkwürdigen Namen, aber anders merkwürdig.
Emil lebt in seiner normalen norwegischen Welt, mit Vater und Mutter und Freunden und einer Schule: eigentlich ist alles prächtig. Nur taucht der Kaffeekocher diese Normalität lässig in ein anderes Licht, so dass sie Emil mit einem Mal ganz langweilig erscheint. Mit Plastik-Banditen Banküberfälle spielen, wie dämlich! Der Kaffeekocher hingegen verkörpert Abenteuer und Gefahr. Kein Wunder, dass Emils Eltern ein bisschen misstrauisch werden. Eltern scheint der Kaffeekocher nicht zu haben, und die Geschichten, die er über sich selber erzählt, sind heftig gesponnen. Seine Kleidung lässt auf ärmliche Verhältnisse schließen. Emil mag ihn bald sehr; aber in seine Bewunderung mischt sich auch immer eine kleine Distanz. Emil träumt sogar einmal davon.
Dann verschwindet der Kaffeekocher. Emil hat sich verändert. Hat er das wirklich? Jedenfalls gibt es jetzt keine Spiele mit Plastik-Banditen mehr. Stattdessen unternimmt er nette Radtouren mit Hilde, die auch abenteuerlustig ist, aber doch nur ein bisschen. Zum Glück, findet Emil. Als in einer überraschenden Wendung der Kaffeekocher wieder auftaucht und Emil zu sich ruft, um mit ihm zum ultimativen Abenteuer aufzubrechen, sagt Emil schließlich ab. Er ist eben Emil. Und das muss reichen.
Überaus subtil erzählt Ragnar Hovland diese Geschichte einer leicht, aber wirkungsvoll asymmetrischen Jungenfreundschaft. Auf grobe Effekte kann er ganz verzichten. Der Übersetzerin Gabriele Haefs sind eine Reihe von brillant-lakonischen Formulierungen eingefallen. Das erhöht die innere Spannung bei der Lektüre. Das Drama mit dem Kaffeekocher ist eine seelische Anstrengung für Emil. Aber wie schön, dass es der Aufmerksamkeit des Lesers ganz leichthin, unbetont und freundlich anheim gestellt wird, sie nachzuvollziehen. Hervorragend gelungen sind auch die ockergelb grundierten Illustrationen von Peter Schössow, die die Freunde oft in ihrem seltsam trauten und vorsichtigen Zusammensein zeigen. Sie nehmen den Text schnörkellos in sich auf.
Wie sein berühmter literarischer Namensvetter übersteht auch dieser Emil ein großes Abenteuer heil. Er erlangt dadurch, worum ihn mancher beneiden wird, eine Art Knaben-Weisheit, ohne dass diese ihm selbst bewusst ist. Alle Mütter ahnen es freilich: Aus Emil wird noch mal was!
WILFRIED VON BREDOW
Ragnar Hovland: "Emil und der Kaffeekocher". Mit Bildern von Peter Schössow. Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. Carlsen Verlag, Hamburg 1999. 96 S., geb., 19,90 DM . Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ragnar Hovlands Roman einer asymmetrischen Freundschaft
Ein furioser Anfang: Plastik-Banditen rauben die Bank in Dodge City aus. Aber oben auf dem Apfelbaum sitzt der Kaffeekocher, dünn und ganz still, und sieht Emil und seinen Freunden beim Spielen zu. Und dieser Blick bewirkt etwas in der Hauptfigur dieses Buches. Ausgerechnet Emil heißt er, ein einigermaßen mutig gewählter Name für einen Knaben in einem Kinderbuch. Der Kaffeekocher ist auch so impertinent, ihn auf die Detektive anzusprechen. Emil ist das alles sehr peinlich. Im Übrigen trägt ja auch der Kaffeekocher einen mutigen, merkwürdigen Namen, aber anders merkwürdig.
Emil lebt in seiner normalen norwegischen Welt, mit Vater und Mutter und Freunden und einer Schule: eigentlich ist alles prächtig. Nur taucht der Kaffeekocher diese Normalität lässig in ein anderes Licht, so dass sie Emil mit einem Mal ganz langweilig erscheint. Mit Plastik-Banditen Banküberfälle spielen, wie dämlich! Der Kaffeekocher hingegen verkörpert Abenteuer und Gefahr. Kein Wunder, dass Emils Eltern ein bisschen misstrauisch werden. Eltern scheint der Kaffeekocher nicht zu haben, und die Geschichten, die er über sich selber erzählt, sind heftig gesponnen. Seine Kleidung lässt auf ärmliche Verhältnisse schließen. Emil mag ihn bald sehr; aber in seine Bewunderung mischt sich auch immer eine kleine Distanz. Emil träumt sogar einmal davon.
Dann verschwindet der Kaffeekocher. Emil hat sich verändert. Hat er das wirklich? Jedenfalls gibt es jetzt keine Spiele mit Plastik-Banditen mehr. Stattdessen unternimmt er nette Radtouren mit Hilde, die auch abenteuerlustig ist, aber doch nur ein bisschen. Zum Glück, findet Emil. Als in einer überraschenden Wendung der Kaffeekocher wieder auftaucht und Emil zu sich ruft, um mit ihm zum ultimativen Abenteuer aufzubrechen, sagt Emil schließlich ab. Er ist eben Emil. Und das muss reichen.
Überaus subtil erzählt Ragnar Hovland diese Geschichte einer leicht, aber wirkungsvoll asymmetrischen Jungenfreundschaft. Auf grobe Effekte kann er ganz verzichten. Der Übersetzerin Gabriele Haefs sind eine Reihe von brillant-lakonischen Formulierungen eingefallen. Das erhöht die innere Spannung bei der Lektüre. Das Drama mit dem Kaffeekocher ist eine seelische Anstrengung für Emil. Aber wie schön, dass es der Aufmerksamkeit des Lesers ganz leichthin, unbetont und freundlich anheim gestellt wird, sie nachzuvollziehen. Hervorragend gelungen sind auch die ockergelb grundierten Illustrationen von Peter Schössow, die die Freunde oft in ihrem seltsam trauten und vorsichtigen Zusammensein zeigen. Sie nehmen den Text schnörkellos in sich auf.
Wie sein berühmter literarischer Namensvetter übersteht auch dieser Emil ein großes Abenteuer heil. Er erlangt dadurch, worum ihn mancher beneiden wird, eine Art Knaben-Weisheit, ohne dass diese ihm selbst bewusst ist. Alle Mütter ahnen es freilich: Aus Emil wird noch mal was!
WILFRIED VON BREDOW
Ragnar Hovland: "Emil und der Kaffeekocher". Mit Bildern von Peter Schössow. Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. Carlsen Verlag, Hamburg 1999. 96 S., geb., 19,90 DM . Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Wilfried von Bredow findet es mutig, dem Helden einer Kindergeschichte ausgerechnet den Namen Emil zu geben. Aber glaubt man Bredow, so erlebt auch dieser Emil eine Menge Abenteuer. Auf den Weg dahin bringt ihn der rätselhafte Junge Kaffeekocher, eine ziemlich impertinente Figur, so scheint es, zu der Emil eine "asymmetrische Jungenfreundschaft" entwickelt. Später lernt Emil ein Mädchen kennen, die nicht ganz soabenteuerlustig ist, aber auch das findet Bredow okay. "Hervorragend gelungen" seien die Illustrationen, "diedie Freunde oft in ihrem seltsam trauten und vorsichtigen Zusammensein zeigen"