Daniel und Emma sind so verschieden, wie man verschiedener nicht sein kann. Auch ihre Lebensumstände haben nichts miteinander gemein. Sie kommen zusammen, weil ihre Eltern sich miteinander befreundet haben. Eines Tages nimmt der alte Isak die Kinder mit an einen höher gelegenen See. Und dort geraten sie in tödliche Gefahr, sind vollkommen aufeinander angewiesen und - werden Freunde.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.10.1997Am brausenden Fluß
Mats Wahl schickt zwei ungleiche Kinder in die Wildnis
Der Fluß, das Brausen, Regen und der Ast einer Birke, der gegen die Fensterscheibe schlägt: Mats Wahl beschreibt mit wenigen abgerissenen Worten, wo sich die vier Menschen, um die es in seinem neuen Buch geht, befinden. Wir sind in einem Anglercamp im Norden Schwedens, wie wir es schon von seinen früheren Büchern kennen. Emmas Vater und Daniels Mutter wollen sich hier besser kennenlernen. Ihre beiden Kinder reagieren allerdings feindselig auf solche Zukunftspläne; sie wollen unter solchen Umständen auch voneinander nichts wissen. Daniel vermißt in der Wildnis elektrischen Strom für seinen Computer, und Emma verachtet ihn, weil er weder angeln kann noch etwas anderes, was man im Camp braucht.
Natur kann überwältigend sein, der richtige Schauplatz, um Probleme auszutragen und Entwicklungen auszulösen. Abenteuer, Gefahr, Bewährung - Mats Wahl nutzt das bekannte Muster für seine Geschichte. Reißende Stromschnellen, die das Boot an Felsen schleudern, Schneesturm mitten im Sommer, der die Kinder zur Umkehr zwingt, Nebel, in dem sie sich verlaufen, sind aber noch längst nicht alles. Der alte erfahrene Isak hat die beiden Zwölfjährigen flußaufwärts in seine Kate mitgenommen. Am nächsten Morgen aber liegt er tot in seinem Bett. Während Emma, deren Mutter vor zwei Jahren gestorben ist, panisch reagiert und wegstürzt, bleibt Daniel einigermaßen gefaßt, er läßt sie nicht allein. In der langen zweiten Nacht, die die Kinder in der Kate verbringen müssen, beginnen sie endlich miteinander zu reden - über den toten Isak in der Kammer, über ihre Eltern, über sich. Sie gestehen sich, was sie bedrückt. Emma glaubt, sie hätte den Unfalltod ihrer Mutter verursacht, Daniel fühlt sich mitschuldig an der Scheidung seiner Eltern. Sie sind nun aufeinander angewiesen, sie können sich vertrauen.
Natürlich werden die Kinder gerettet, bevor sie sich ein zweites Mal verirren. Emma findet Daniel jetzt ganz nett, und außerdem hat er gelernt, wie man Lachse mit Fliegen fängt. Mats Wahl erzählt lakonisch, fast wortkarg, und doch gelingt es ihm damit, die Vorstellungsfähigkeit des Lesers stark anzuregen. "Emma und Daniel" ist der erste Teil einer Trilogie; wir werden den Kindern also wieder begegnen. Sicherlich werden sie neue aufregende Abenteuer bestehen, auch wieder an den fischreichen brausenden Flüssen Nordschwedens, dem Sommerparadies Mats Wahls. MARIA FRISÉ.
Mats Wahl: "Emma und Daniel". Aus d. Schwed. v. Angelika Kutsch. C. Hanser Verlag, München 1997, 152 S., geb., 24,80 DM. Ab 10 J.
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Mats Wahl schickt zwei ungleiche Kinder in die Wildnis
Der Fluß, das Brausen, Regen und der Ast einer Birke, der gegen die Fensterscheibe schlägt: Mats Wahl beschreibt mit wenigen abgerissenen Worten, wo sich die vier Menschen, um die es in seinem neuen Buch geht, befinden. Wir sind in einem Anglercamp im Norden Schwedens, wie wir es schon von seinen früheren Büchern kennen. Emmas Vater und Daniels Mutter wollen sich hier besser kennenlernen. Ihre beiden Kinder reagieren allerdings feindselig auf solche Zukunftspläne; sie wollen unter solchen Umständen auch voneinander nichts wissen. Daniel vermißt in der Wildnis elektrischen Strom für seinen Computer, und Emma verachtet ihn, weil er weder angeln kann noch etwas anderes, was man im Camp braucht.
Natur kann überwältigend sein, der richtige Schauplatz, um Probleme auszutragen und Entwicklungen auszulösen. Abenteuer, Gefahr, Bewährung - Mats Wahl nutzt das bekannte Muster für seine Geschichte. Reißende Stromschnellen, die das Boot an Felsen schleudern, Schneesturm mitten im Sommer, der die Kinder zur Umkehr zwingt, Nebel, in dem sie sich verlaufen, sind aber noch längst nicht alles. Der alte erfahrene Isak hat die beiden Zwölfjährigen flußaufwärts in seine Kate mitgenommen. Am nächsten Morgen aber liegt er tot in seinem Bett. Während Emma, deren Mutter vor zwei Jahren gestorben ist, panisch reagiert und wegstürzt, bleibt Daniel einigermaßen gefaßt, er läßt sie nicht allein. In der langen zweiten Nacht, die die Kinder in der Kate verbringen müssen, beginnen sie endlich miteinander zu reden - über den toten Isak in der Kammer, über ihre Eltern, über sich. Sie gestehen sich, was sie bedrückt. Emma glaubt, sie hätte den Unfalltod ihrer Mutter verursacht, Daniel fühlt sich mitschuldig an der Scheidung seiner Eltern. Sie sind nun aufeinander angewiesen, sie können sich vertrauen.
Natürlich werden die Kinder gerettet, bevor sie sich ein zweites Mal verirren. Emma findet Daniel jetzt ganz nett, und außerdem hat er gelernt, wie man Lachse mit Fliegen fängt. Mats Wahl erzählt lakonisch, fast wortkarg, und doch gelingt es ihm damit, die Vorstellungsfähigkeit des Lesers stark anzuregen. "Emma und Daniel" ist der erste Teil einer Trilogie; wir werden den Kindern also wieder begegnen. Sicherlich werden sie neue aufregende Abenteuer bestehen, auch wieder an den fischreichen brausenden Flüssen Nordschwedens, dem Sommerparadies Mats Wahls. MARIA FRISÉ.
Mats Wahl: "Emma und Daniel". Aus d. Schwed. v. Angelika Kutsch. C. Hanser Verlag, München 1997, 152 S., geb., 24,80 DM. Ab 10 J.
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