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Mit der Ehe hat die junge Emma Woodhouse erklärtermaßen nichts im Sinn. Während sie das unbeschwerte Leben auf dem Land genießt, ist es für sie ein großes Vergnügen, dem Glück der anderen auf die Sprünge zu helfen. Dabei bemerkt sie allerdings nicht, daß sie mit ihren gutgemeinten Liebesintrigen die Falschen miteinander verkuppeln will. So verstrickt sie nicht nur ihre Umgebung in ein heilloses Gefühlschaos, sondern übersieht dabei auch den Mann, der ihr selbst am nächsten steht ...

Produktbeschreibung
Mit der Ehe hat die junge Emma Woodhouse erklärtermaßen nichts im Sinn. Während sie das unbeschwerte Leben auf dem Land genießt, ist es für sie ein großes Vergnügen, dem Glück der anderen auf die Sprünge zu helfen. Dabei bemerkt sie allerdings nicht, daß sie mit ihren gutgemeinten Liebesintrigen die Falschen miteinander verkuppeln will. So verstrickt sie nicht nur ihre Umgebung in ein heilloses Gefühlschaos, sondern übersieht dabei auch den Mann, der ihr selbst am nächsten steht ...
Autorenporträt
Austen, JaneJane Austen wurde am 16. Dezember 1775 in Steventon, Hampshire, als Tochter des Pfarrers George Austen geboren. Dank der umfangreichen Bibliothek ihres Vaters fand sie früh Zugang zur Literatur und begann bereits im Alter von zwölf Jahren mit dem Schreiben. 1801 zog die Familie in den Kurort Bath, den Austen später häufig zum Schauplatz ihrer Romane machte. Der Tod des Vaters zwang die Familie 1805 zum erneuten Ortswechsel. Zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern zog die junge Jane Austen zunächst nach Southhampton, vier Jahre später dann in das Landhaus eines wohlhabenden Onkels. Sein Anwesen in Chawton, Hampshire, sollte bis kurz vor ihrem Tod (1817) die Heimat der Schriftstellerin bleiben. Sie widmete sich fortan dem Schreiben und veröffentlicht 1811 den Roman Sense and Sensibility (Verstand und Gefühl), gefolgt von Pride and Prejudice (Stolz und Vorurteil, 1813), Mansfield Park (1814) und Emma (1816). Die Werke erschienen anonym und auf ihr eigenes finanzi

elles Risiko. Als Autorenangabe fand sich darin nur der Hinweis: »By a Lady«. Den bis heute währenden großen Erfolg ihrer Werke erlebte Jane Austen nicht lange. Am 18. Juli 1817 verstarb sie nach kurzer, schwerer Krankheit in Winchester.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.09.2016

Die Hochzeit der Gefühle

Kurz vor Silvester herausgekommen, aber auf 1816 datiert: Jane Austens "Emma" ist ein Revolutionsroman der besonderen Art.

Wollte man eine Doppelbiographie von Mary Shelley und Jane Austen schreiben, sie könnte sich ganz in Gegensätzen bewegen. Hier die Rebellin Shelley, die früh davonlief und deren Leben das Klatschgespräch ganz Londons befeuerte. Dort die scheinbar zeitabgewandte Austen, die sich mit dem privaten Leben beschäftigte, zurückgezogen im Kreis ihrer Familie lebte und lange anonym blieb. Alle Romane Jane Austens trugen als Verfasserangabe "By A Lady", Mary Shelleys einziges berühmtes Buch, "Frankenstein", wurde für ein Werk ihres Mannes gehalten. Sie durchreiste hektisch halb Europa, Jane Austen kam aus Südengland nie heraus. Mary Shelley brannte im Alter von sechzehn mit einem verheirateten Mann durch und lebte in hochkomplizierten Verhältnissen. Jane Austen lehnte den einzigen Heiratsantrag ab, den ihr mit siebenundzwanzig ein sechs Jahre Jüngerer gemacht hatte.

Mary Shelley durchlebte alle Höhepunkte und Täler der romantischen Existenz. Jane Austen schrieb Romane, in denen Verstand und Gefühl einander wechselseitig Hilfe gegen die Einbildungskraft leisten und eine Bildung empfohlen wird, die niemanden in Gefahr bringe, "als Genie zurückzukommen". In Mary Shelleys Erzählwerken spielen Mord und Selbstmord, Größenwahn und Fanatismus die Hauptrollen. In Jane Austens Romanen geht es um Grundbesitz, Geselligkeit, Vernunftehe, Selbstzufriedenheit, Angeberei und unfreiwillige Komik. Das berühmteste Werk der einen ist "Frankenstein", der Inbegriff der Gothic Novel, des Schauerromans. Das erste Werk der anderen ist "Northanger Abbey", ein Buch, das sich über die Leserinnen von Schauerromanen lustig macht.

So könnte man die beiden immer weiter einander entgegensetzen. Der Einwand, sie seien schließlich auch durch den Abstand einer Generation getrennt, erklärt die Unterschiede jedoch nicht. Jane Austen stirbt 1817, ein Jahr nachdem Shelley ihren "Frankenstein" am Genfer See entworfen hat und nachdem ihr letztes Werk, "Emma", ihren Ruhm begründete. Aber sie ist nicht die Klassikerin, der die Romantikerin folgt. Beide leben in derselben Epoche und sind Zeugen desselben epochalen Wandels.

Gemeint ist damit weder die politische Revolution in Frankreich und den Vereinigten Staaten noch die aufziehende industrielle in ihrem Heimatland und auch nicht die Bildungsrevolution, die sich vor allem in Deutschland zutrug. Was sich in Shelleys "Frankenstein" und allen Romanen Austens niederschlägt, ist vielmehr der tiefgreifende Wandel in den Herkunftsbeziehungen, der sich in derselben "Sattelzeit" (Reinhart Koselleck) abspielte.

In "Emma", Austens letztem publizierten Roman, der am 29. Dezember 1815 mit der Jahresangabe 1816 erschien, tritt dieser Wandel überdeutlich hervor. Die Heldin, von der die Autorin sagte, niemand außer ihr selbst werde sie wohl mögen, ist über Hunderte von Seiten erfolglos damit beschäftigt, Ehen stiften zu wollen. Andere Leute zu verheiraten ist ihr "das größte Vergnügen der Welt". Das erste junge Mädchen, bei dem sie das versucht, ist dabei kaum zufällig "irgendjemandes natürliche Tochter" mit unbekannt bleibenden Eltern. Denn die Eheanbahnung, um die es hier geht, gilt der Neugründung von Familien und nicht einfach, wie hergebracht und insbesondere im Adel geradezu Pflicht, der Fortsetzung von bereits bestehenden. Die biologische Familie tritt, wie Ruth Perry in ihrem klugen Buch über die Transformation der Verwandtschaftsbeziehungen im englischen Roman jener Zeit (Novel Relations, Cambridge 2004) gezeigt hat, gegenüber der gewählten Familie zurück. Die Verantwortung von Mann und Frau für- und voreinander sowie für ihre Kinder dominiert nun ihre Pflichten gegenüber den Eltern und dem Ererbten.

"Frankenstein", die Tragödie der elternlosen Kreatur, die nicht geliebt werden kann, und "Emma", die Komödie der Ehevermittlung, stehen am Ende dieser stillen Revolution der europäischen Familienverhältnisse. Nirgendwo wird das klarer als in der Ehe, in der Emma Woodhouse ganz zum Schluss selbst ihr Glück findet. Mit George Knightley heiratet sie nicht nur den Mann, der ihren Drang zur Verkupplung von Paaren von Anfang an kritisiert hat. Mit ihm heiratet sie auch den Schwager (englisch "brother-in-law", Bruder kraft Gesetz) ihrer eigenen Schwester. Als er sie zum Tanz auffordert, antwortet sie nach kurzem Zögern: "Ja, ich will. Sie haben gezeigt, dass Sie tanzen können, und schließlich sind wir doch nicht so sehr Bruder und Schwester, so dass es unschicklich (improper) wäre." "Bruder und Schwester! - Nein, bestimmt nicht." Die Liebe wird empfindlich für Verwandtschaftsgrade, sie wird privatisiert, die Beteiligten werden einer Prüfung ihrer Tugend, ihres Gefühlsspektrums und der sexuellen Aspekte dieser Gefühle unterzogen. Im Roman wie im Leben werden nun die Personen und ihre Kommunikation daraufhin beobachtet, wer sie sind und was in ihnen vorgeht - Herkunftsnachweis und Grundbesitz allein genügen nicht mehr.

Jane Austen beschrieb unbestechlich, welche Bewegung in eine Welt kommt, in der Individualität auf diese Weise sozial folgenreich wird. Unbestechlich insofern, als sie sich der Rhetorik, die diesen Wandel begleitete, nicht überließ. "Hörten wir auf die Stimme, die wir in uns haben, würden wir besser geführt, als es irgendeine andere Person könnte", schreibt Fanny Price, die Heldin von "Mansfield Park" (1814) ganz im Sinne der neuen Gefühlswelt. In Emma Woodhouse zeigt uns Austen eine junge Frau, die als einzigen, aber folgenreichen Fehler die Neigung hat, "ein wenig zu gut über sich selbst zu denken", und die darum fast immer, wenn sie auf ihre innere Stimme hört und mit Rücksicht auf ihr Gefühl handelt, einen Irrtum begeht. So fühle ich eben, sagt das moderne Ich. Und die Autorin führt vor, dass das weder vor Täuschungen noch vor Selbsttäuschungen bewahrt.

JÜRGEN KAUBE

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