Emotionen tragen wesentlich zur Profilierung von Gottes- und Menschenbildern biblischer Texte und ihrer Rezeption bei. Werden mehrere Emotionen genannt, treten sie miteinander in Beziehung und erzeugen Entsprechungen, Gegensätze, aber auch Ambivalenzen. Der Sammelband widmet sich menschlichen wie göttlichen Emotionen, die solche Spannungsfelder erzeugen. In der Hebräischen Bibel lässt sich dies bei Jeremia beobachten, aber auch bei den Protagonisten im Jonabuch. Im hellenistischen Judentum ist Philos Umgang mit Emotionen und der Eifer der Zeloten von Interesse. Bei den neutestamentlichen Texten wird das Verhältnis von göttlichem und menschlichem Zorn und Barmherzigkeit untersucht, das urchristliche Liebesethos sowie die paulinischen Peristasenkataloge. Für die frühchristlichen Apokryphen stehen der Zorn im Kindheitsevangelium nach Thomas und Polaritäten in den Pseudoklementinischen Homilien im Zentrum. Bei den Wüstenvätern werden die ambivalente Wertung des Zorns und seine Bewältigung behandelt.