Der Roman 'Empfang bei der Welt' ist Heinrich Manns erste große Prosaarbeit nach seiner Flucht aus Frankreich in die USA. Seine Exil-Existenz in Kalifornien bringt es mit sich, daß er kaum mit Lesepublikum rechnen kann. Heinrich Mann schreibt quasi für sich selbst. Unter diesen Umständen gelingt ihm ein beinahe schwereloses Alterswerk: eine plausible Fabel, kunstvoll durchkomponiert, mit allen politischen Implikationen, die ihn in den vorausgegangenen Dekaden beschäftigt haben. Die an Wedekinds 'Der Marquis von Keith' erinnernde Geschichte führt den, wie es im Buch heißt, "Ernst des Lebens" an Menschen aus drei Generationen vor. Hauptfiguren sind ein verkrachter Opernagent und "Existenzkämpfer" und dessen Freundin, eine ehemalige Opernsängerin und Teilhaberin eines illiquiden Bankhauses. Beide laden zu einem Großempfang, auf dem Aktien für ein Opernhaus gezeichnet werden können, der aber eigentlich dazu dienen soll, die Finanzen der beiden zu sanieren. Das in der Literatur nicht selten angewandte Stilmittel der Beschreibung eines Festes hilft dem Autor, mit einer Fülle von Figuren eine morbide Gesellschaft zu charakterisieren. In satirischen Konterfeis werden alternde Künstler, umtriebige Kunstmanager oder skrupellose Rüstungsindustrielle gezeichnet und zum Schreckensbild einer entmenschten Welt zusammengefügt. Unangefochten und unversehrt gehen aus diesem Babel nur der Sohn des Impressarios und die Tochter der Sängerin hervor. Das junge Liebespaar trägt die Hoffnungen des Moralisten Heinrich Mann weiter.
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