Jede der beiden Geschichten ist einem Mann gewidmet, der in der Kindheit des Erzählers eine wichtige Rolle spielte. Signor Cavallini, der Held der titelgebenden Erzählung, von Beruf Juwelenhändler, ist nebenbei ein begnadeter Gaukler, Zauberer, Schauspieler und Clown. Seine Gegenwart belebt die Sonntagnachmittage im Haus der Großtante des Erzählers, wo die zahlreiche Familie zusammenkommt. Seine Darbietungen sind von äußerster Perfektion, er schlüpft in alle Rollen, tragische und komische, hat jeden Muskel seines Gesichts und seines Körpers in der Gewalt, so daß er jedes Mal wie ein anderer wirkt. Mit der Tod der Großtante enden die Sonntagsvorstellungen: Ein großes Kostümfest ist geplant, doch das Fest findet nicht statt. In der Zeit der Börsenkräche, Turbulenzen und allgemeinen Depresseionen versucht Cavallini sich das Leben zu nehmen...
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Für Maike Albath sind das "formvollendete" Erinnerungsstücke. Dass Alberto Vigevani sich des bekannten Proustschen Gestus' bedient, um eine Kindheit im jüdischen Großbürgertum zwischen den Kriegen zu beschwören, stört sie ganz und gar nicht. "Schwebend-melancholisch" erscheint ihr die Stimmung der beiden Texte, mal düster, mal erotisch grundiert und stets als Erinnerungsprozess ausgewiesen durch Vigevanis "klangvoll-rhythmisches" Erzählen. Dankbar, dass dies auch im Deutschen funktioniert (Übersetzung: Marianne Schneider), scheint Albath bezaubert von der "kammermusikalischen" Kompositionskunst des Autors.
© Perlentaucher Medien GmbH
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