Neun Freundinnen und Freunde treffen sich für ein Wochenende in einer Berghütte wieder, viele Jahre nachdem sie als Clique auseinandergegangen sind. Um Mitternacht fällt der Strom aus, die Handys funktionieren nicht mehr, die Autos starten nicht. In dem blanken Sternenhimmel ist kein einziges Flugzeug zu entdecken. Eine unheimliche Stille liegt über ihnen. Die Freunde bemühen sich, ihre Angst mit Scherzen zu überspielen, doch es will ihnen nicht so recht gelingen. In der Nacht tun sie kein Auge zu. Was ist passiert? Keiner von ihnen findet eine Erklärung.
Plötzlich entdecken sie, dass einer fehlt. Rafa ist spurlos und von allen unbemerkt verschwunden. Am Morgen brechen sie zu Fuß auf. Der Weg in die Stadt führt durch ein schattiges Tal. Sie gehen hintereinander, und als sie sich zu Cova umdrehen wollen, ist sie nicht mehr da. Wer wird der Nächste sein? Unerbittlich verschwindet einer nach dem andern. Sie lösen sich lautlos in der Landschaft auf, sie verlieren sich im Nichts. Wenn es keine Erklärung mehr gibt, dann ist das das Ende.
«Wer sich von Literatur in neue Welten entführen lassen will, muss dieses Buch lesen.» El País
«Monteagudos Blick auf die Welt steht in der Tradition von Cormac McCarthy. Er geht bis ans Ende und lässt uns atemlos zurück.» El Mundo
«'FIN' ist der aussergewöhnlichste Roman, den Sie je gelesen haben.» ABC
Plötzlich entdecken sie, dass einer fehlt. Rafa ist spurlos und von allen unbemerkt verschwunden. Am Morgen brechen sie zu Fuß auf. Der Weg in die Stadt führt durch ein schattiges Tal. Sie gehen hintereinander, und als sie sich zu Cova umdrehen wollen, ist sie nicht mehr da. Wer wird der Nächste sein? Unerbittlich verschwindet einer nach dem andern. Sie lösen sich lautlos in der Landschaft auf, sie verlieren sich im Nichts. Wenn es keine Erklärung mehr gibt, dann ist das das Ende.
«Wer sich von Literatur in neue Welten entführen lassen will, muss dieses Buch lesen.» El País
«Monteagudos Blick auf die Welt steht in der Tradition von Cormac McCarthy. Er geht bis ans Ende und lässt uns atemlos zurück.» El Mundo
«'FIN' ist der aussergewöhnlichste Roman, den Sie je gelesen haben.» ABC
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.2013Und du bist weg!
In Luft aufgelöst: David Monteagudo bringt in "Ende" den Roman zum Verschwinden
Stell dir vor, es ist Weltuntergang, und keiner geht hin. Etwas überspitzt lässt sich das Romandebüt des spanischen Erzählers David Monteagudo mit diesem Satz verkürzen. Mangel an Partizipation ist in diesem Fall allerdings kein Zeichen passiven Widerstands: Es ist schlichtweg niemand mehr da, der mitmachen könnte. Die Menschen sind plötzlich alle verschwunden. Alle? Nein. Eine kleine Gruppe von Unbeugsamen hört nicht auf, der unerklärlichen Menschheitsdämmerung Widerstand zu leisten: dem "Ende". Im spanischen Original weckt dieser Titel angesichts seiner kärglichen drei Buchstaben - fin - fast den Eindruck, dass mit den Menschen sich hier auch der Roman selbst auf das Nichts zubewegt.
Von solcher Drastik ist allerdings beim eher alltäglichen Einsetzen der Handlung noch wenig zu spüren. Eine einstige Jugendclique, heute allesamt desillusionierte Erwachsene in der midlife crisis, findet nach langen Jahren am Ort der einstigen Gruppenferien wieder zusammen: in einer abgelegenen Berghütte. Angeregt hat das Treffen Andrés, aufgrund seines Hangs zum Fanatismus von den Freunden nur "der Prophet" genannt. Offenbar möchte er eine alte, totgeschwiegene Erniedrigung durch seine einstigen Freunde ausgesöhnt sehen. Die trudeln nach und nach ein. Wer als Einziger nicht auftaucht, ist der "Prophet" selbst.
Bis gegen Mitternacht inmitten einer Litanei ausgetauschter Banalitäten plötzlich der Strom ausfällt. Rasch wird klar, dass auch sämtliche batteriebetriebenen Geräte den Dienst verweigern - Mobiltelefone, Taschenlampen, Autozündungen. Als es wieder Tag wird, ist einer aus der Clique verschwunden. Die anderen beschließen, sich ins nächste Dorf aufzumachen, um dem Spuk ein Ende zu bereiten - und finden es verlassen, als ob sich alle Bewohner in Luft aufgelöst hätten. Genau das tun nach und nach auch die Hauptfiguren. Schließlich trifft das immer weiter dezimierte Grüppchen die Erkenntnis: Sie sind die letzten Menschen - und selbst sie stehen nun vor dem unaufhaltsamen "Ende".
Mit dem universalen Stromausfall befinden sich diese an sich kaum literaturtauglichen Durchschnittsmenschen plötzlich auf dem Terrain der Science-Fiction und müssen sich auf eine existentielle Suche nach Sinn und Ursache der stillen Auslöschung machen - in einem Szenario, dessen Geisterstädte an Genreklassiker wie Richard Mathesons "I Am Legend" angelehnt sind. Der entscheidende Unterschied aber: Nicht eine biologische oder atomare Katastrophe ist der Grund für das "Ende" allen menschlichen Lebens auf Erden. Vielmehr gebärdet sich Monteagudo als literarischer David Copperfield: Er bringt Menschen zum Verschwinden, möchte uns aber nicht verraten, wie es sein kann, dass sie sich plötzlich in Luft aufgelöst haben.
Allerdings weiß jeder Copperfield-Zuschauer, dass keine echte Magie, sondern ein fauler Trick dahintersteckt. Das gehört zur Grundverabredung jeder Zaubershow. Im Roman dagegen wird Hokuspokus zum Ärgernis. Viel zu durchschaubar sind die von Monteagudo immer aufs Neue ausgelegten falschen Fährten, auf denen seine Figuren nach einer Erklärung für das Unerklärliche suchen sollen. Denn das "Ende" leitet sich in erster Linie aus der Tatsache ab, dass der Autor beschlossen hat, eine Welt untergehen zu lassen, die trotz angestrengter Imitation von Alltäglichkeit allein nach den willkürlichen Gesetzen ihres Schöpfers funktioniert. Zur Durststrecke wird die Lektüre dabei besonders durch die - trotz der sprachlich gelungenen Übersetzung von Matthias Strobel - in ihrer Belanglosigkeit an Vorabendserien erinnernden Dialoge.
Als Kurzfiktion wäre das intellektuelle Spiel wohl unterhaltsam gewesen. Über mehrere hundert Seiten indes ist es ermüdend. Trotz aller Suspense-Strategien ist dem Leser nur zu rasch klar, dass er Teil einer Stilübung ist. Und dass der Erzähler jederzeit seine Figuren aus dem doppelten Boden auf die Bühne zurückholen könnte, es aber vor allem aus einen Grund nicht tun will: um sich nicht als faulen Zauberer zu entlarven.
FLORIAN BORCHMEYER
David Monteagudo: "Ende". Roman.
Aus dem Spanischen von Matthias Strobel. Rowohlt Verlag, Reinbek 2012. 349 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In Luft aufgelöst: David Monteagudo bringt in "Ende" den Roman zum Verschwinden
Stell dir vor, es ist Weltuntergang, und keiner geht hin. Etwas überspitzt lässt sich das Romandebüt des spanischen Erzählers David Monteagudo mit diesem Satz verkürzen. Mangel an Partizipation ist in diesem Fall allerdings kein Zeichen passiven Widerstands: Es ist schlichtweg niemand mehr da, der mitmachen könnte. Die Menschen sind plötzlich alle verschwunden. Alle? Nein. Eine kleine Gruppe von Unbeugsamen hört nicht auf, der unerklärlichen Menschheitsdämmerung Widerstand zu leisten: dem "Ende". Im spanischen Original weckt dieser Titel angesichts seiner kärglichen drei Buchstaben - fin - fast den Eindruck, dass mit den Menschen sich hier auch der Roman selbst auf das Nichts zubewegt.
Von solcher Drastik ist allerdings beim eher alltäglichen Einsetzen der Handlung noch wenig zu spüren. Eine einstige Jugendclique, heute allesamt desillusionierte Erwachsene in der midlife crisis, findet nach langen Jahren am Ort der einstigen Gruppenferien wieder zusammen: in einer abgelegenen Berghütte. Angeregt hat das Treffen Andrés, aufgrund seines Hangs zum Fanatismus von den Freunden nur "der Prophet" genannt. Offenbar möchte er eine alte, totgeschwiegene Erniedrigung durch seine einstigen Freunde ausgesöhnt sehen. Die trudeln nach und nach ein. Wer als Einziger nicht auftaucht, ist der "Prophet" selbst.
Bis gegen Mitternacht inmitten einer Litanei ausgetauschter Banalitäten plötzlich der Strom ausfällt. Rasch wird klar, dass auch sämtliche batteriebetriebenen Geräte den Dienst verweigern - Mobiltelefone, Taschenlampen, Autozündungen. Als es wieder Tag wird, ist einer aus der Clique verschwunden. Die anderen beschließen, sich ins nächste Dorf aufzumachen, um dem Spuk ein Ende zu bereiten - und finden es verlassen, als ob sich alle Bewohner in Luft aufgelöst hätten. Genau das tun nach und nach auch die Hauptfiguren. Schließlich trifft das immer weiter dezimierte Grüppchen die Erkenntnis: Sie sind die letzten Menschen - und selbst sie stehen nun vor dem unaufhaltsamen "Ende".
Mit dem universalen Stromausfall befinden sich diese an sich kaum literaturtauglichen Durchschnittsmenschen plötzlich auf dem Terrain der Science-Fiction und müssen sich auf eine existentielle Suche nach Sinn und Ursache der stillen Auslöschung machen - in einem Szenario, dessen Geisterstädte an Genreklassiker wie Richard Mathesons "I Am Legend" angelehnt sind. Der entscheidende Unterschied aber: Nicht eine biologische oder atomare Katastrophe ist der Grund für das "Ende" allen menschlichen Lebens auf Erden. Vielmehr gebärdet sich Monteagudo als literarischer David Copperfield: Er bringt Menschen zum Verschwinden, möchte uns aber nicht verraten, wie es sein kann, dass sie sich plötzlich in Luft aufgelöst haben.
Allerdings weiß jeder Copperfield-Zuschauer, dass keine echte Magie, sondern ein fauler Trick dahintersteckt. Das gehört zur Grundverabredung jeder Zaubershow. Im Roman dagegen wird Hokuspokus zum Ärgernis. Viel zu durchschaubar sind die von Monteagudo immer aufs Neue ausgelegten falschen Fährten, auf denen seine Figuren nach einer Erklärung für das Unerklärliche suchen sollen. Denn das "Ende" leitet sich in erster Linie aus der Tatsache ab, dass der Autor beschlossen hat, eine Welt untergehen zu lassen, die trotz angestrengter Imitation von Alltäglichkeit allein nach den willkürlichen Gesetzen ihres Schöpfers funktioniert. Zur Durststrecke wird die Lektüre dabei besonders durch die - trotz der sprachlich gelungenen Übersetzung von Matthias Strobel - in ihrer Belanglosigkeit an Vorabendserien erinnernden Dialoge.
Als Kurzfiktion wäre das intellektuelle Spiel wohl unterhaltsam gewesen. Über mehrere hundert Seiten indes ist es ermüdend. Trotz aller Suspense-Strategien ist dem Leser nur zu rasch klar, dass er Teil einer Stilübung ist. Und dass der Erzähler jederzeit seine Figuren aus dem doppelten Boden auf die Bühne zurückholen könnte, es aber vor allem aus einen Grund nicht tun will: um sich nicht als faulen Zauberer zu entlarven.
FLORIAN BORCHMEYER
David Monteagudo: "Ende". Roman.
Aus dem Spanischen von Matthias Strobel. Rowohlt Verlag, Reinbek 2012. 349 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Florian Borchmeyer kann mit David Monteagudos Roman "Ende" nicht allzu viel anfangen. Er erkennt zwar einen intellektuelle Reiz im zugrunde liegenden Gedankenspiel, hätte es aber lieber in einer knackigen Kurzgeschichte untergebracht gewusst. Die Idee ist die folgende: eine Gruppe trifft sich am Schauplatz einer ehemaligen gemeinsamen Reise, eine abgelegenen Berghütte. Früher waren sie Freunde, heute sind sie desillusioniert. Um Mitternacht fällt plötzlich der Strom aus und auch die üblichen Behelfsmittel verweigern den Dienst - mutmaßlich weltweit. Der unerklärliche Stromausfall wird begleitet vom spurlosen Verschwinden der Menschen, einer nach dem anderen, erklärt der Rezensent. Die meisten scheinen aber schon weg zu sein, denn auf ihrer geordneten Flucht durchquert die Gruppe ganze Geisterstädte. Borchmeyer ist ein wenig genervt davon, dass die falschen Fährten, die Monteagudo für seine Protagonisten auslegt, für den Leser entschieden zu leicht enttarnbar sind. Die Aufmerksamkeit mit offensichtlichen Ablenkungen zu binden scheint dem Rezensenten für Zaubershows als ein geeignetes Mittel, in der Literatur findet er den Trick etwas zu platt für ein paar hundert Seiten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Monteagudos Blick auf die Welt steht in der Tradition von Cormac McCarthy. Er geht bis ans Ende und lässt uns atemlos zurück. El Mundo