Ich bin in den Sechziger- und Siebzigerjahren aufgewachsen, in denen Transsexualität noch ein Fremdwort war. Mehr als 40 Jahre gefangen als Jens in meinem eigenen Schamkäfig und in dem Glauben, pervers und abartig zu sein. Verzweifelt mit mir selbst kämpfend, als Mann in der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Ich hatte eine großartige Familie mit zwei Kindern. Sollte ich mit einem Coming-out alles gefährden? Begleitet von zahlreichen Vorbereitungen, wage ich in 2019 nach so vielen Jahren Schamkäfig mein Coming out bei Familie und Freunden. Es gibt viele bewegende Situationen, die so anders verlaufen, als ich vorher befürchtet hatte. Ich darf ein bisschen Nora sein, ohne mein bisheriges Leben aufgeben zu müssen. Während ich im Job weiterhin konsequent als Mann auftrete, kann ich im Privaten öfters Frau sein. Aber ich muss erkennen, dass auch dieser Zustand mich zerreißt. Mein Leben war ich eine als Mann verkleidete Frau, jetzt bin ich ein als Frau verkleideter Mann. Diese Schizophrenie muss ich überwinden. Nein, ich will nicht länger in zwei Identitäten leben. Der Haken nur: Ich will auch nicht mein bisheriges Leben aufgeben. Wieder muss ich eine Entscheidung treffen. Diesmal eine endgültige. In den Wüsten Afrikas reift im Januar 2020 der Entschluss, künftig ausschließlich als Frau leben zu wollen. Mit allen Konsequenzen, privaten wie beruflichen. Und so trete ich den letzten Wegabschnitt einer Transition an, wie sie ausgeprägter bei einem Mittfünfziger kaum sein könnte. Ich komme in eine zweite Pubertät und lerne, die Gesellschaft mit anderen Augen zu sehen. Heute lebe ich offiziell und gerichtlich anerkannt als Frau. Ich habe die schwerste Entscheidung meines Lebens umgesetzt. Und die beste für mein wahres Ich. Endlich Nora! Dieses Buch beschreibt kurzweilig meinen langen Weg.
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