'Von Tag zu Tag wuchs mein Wille, ihn nicht nur loszuwerden, sondern zu vernichten.'Otts zweiter Roman 'Endlich Stille' ist zupackend, redegewaltig, irrwitzig und ebenso virtuos.In Straßburg steht am Bahnhofsausgang plötzlich dieser Mensch neben dem Erzähler ('Suchen Sie auch ein Hotel?') und will ihm nicht mehr von der Seite weichen. Von Stund an wird der Basler Philosoph (Spinoza-Spezialist) von diesem Schwadroneur und angeblichen Musiker (wankelmütiger Schubert-Verehrer) so lange belagert, tyrannisiert, unter den Tisch getrunken und an die Wand geredet, bis es nur noch einen schrecklichen Ausweg gibt.Der Roman handelt von den verheerenden Konsequenzen, die sich ergeben können, wenn man einen Fremden nicht im entscheidenden Augenblick wieder loswird. Er erzählt davon,wie sich der Alltag eines Menschen in kürzester Zeit fatal verändern kann. Ohne dass die Beteiligten spüren, auf welches Verhängnis sie sich zubewegen, nehmen die Dinge ihren Lauf.Ein wunderbar abgründiger Roman, dessen Komik aus dem Schrecken stammt und dessen Musikalität die Ereignisse bis zuletzt in der Schwebe hält.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.02.2005Von der Unmöglichkeit, nein zu sagen
Der freie Wille im krummen Turm: Karl-Heinz Otts zweiter Roman erzählt von der feindlichen Übernahme eines Lebens
Würde man doch seine Lektüren ernster nehmen: nicht immer nur als Gedankenspiel, Zeitvertreib oder gar Fluchtfahrzeug aus dem stockenden Verkehr der Alltagsroutinen, sondern als Handlungsanleitung für ein besseres, klareres, freieres Leben. Dann reichte auch ein einziges Buch aus, das dann immer wieder auf deutlichere Wegbeschreibungen und Richtungsanweisungen abzuklopfen wäre: Hier geht's lang - von links nach rechts und von oben nach unten, zum besseren Verständnis des Daseins bitte umblättern! Haben es da professionelle Leser besser, jene, die in philosophischen Seminaren den immer gleichen Texten die immer gleichen Fragen stellen?
Der Erzähler in Karl-Heinz Otts neuem Roman, ein Philosophieprofessor an der Universität Basel, der mit seinen Studenten immer wieder über Spinozas paradoxer Negation der Willensfreiheit brütet, könnte sein Forschungsgebiet freilich auch zu ernst genommen haben. Während eines kurzen Aufenthalts in Straßburg macht der Gelehrte die zufällige Bekanntschaft eines ungewöhnlich aufdringlichen und verwahrlosten Sonderlings namens Friedrich Grävenich, der sich als Musiker vorstellt und den er von Stund an nicht mehr los wird: Gegen seinen Willen zwingt ihm der Fremde seine Nähe, ja seine Freundschaft auf, verwickelt ihn in die Geschichte der eigenen Irrungen und Wirrungen, nistet sich erst im Leben, dann in der Wohnung des Erzählers ein und läßt sich nicht mehr daraus vertreiben. Spinoza hin oder her: Der Spezialist wird seinen Spezi nicht mehr los.
Das ist schon die ganze Handlung des Romans - und doch nur die halbe Wahrheit. Denn was nach einer reichlich konstruierten Lehrstunde in angewandter Philosophie, einer praktischen Übung in Determinismus klingt, gerät Karl-Heinz Ott zu einem Meisterstück erzählerischer Dramaturgie und psychologischem Realismus. Die Straßburger Episode zu Beginn, die von einer harmlosen Hotelsuche zu einer wüsten Orgie eskaliert, läßt wie in einer Ouvertüre bereits alle Motive anklingen, die danach entfaltet werden. Schon beim ersten gemeinsamen Essen weiht ihn Friedrich in seine intimsten Geheimnisse ein, berichtet von seiner sexuellen Traumatisierung als Schüler in einem Knabeninternat oder phantastischen Zukunftsplänen, in denen eine Kameruner Prostituierte eine entscheidende Rolle spielt, von seiner Liebe zu Schubert und seiner sich offenbar täglich weiter zuspitzenden Lebenssituation, in der er vor der Entscheidung steht, seinen quälenden Brotberuf als Klavierlehrer im Mannheimer Konservatorium aufzugeben. "Wie um von vorne zu beginnen oder einen neuen Erzählstrang einzufädeln oder einen längst verlassenen wiederaufzunehmen, setzte er nach seinen kurzen Rauchpausen, tief Luft holend, mit einem stoßseufzergroßen ,Also' seine auseinanderlaufenden und sich überkreuzenden Geschichten fort, und jedesmal klang es aus seinem Mund, als wartete ich bereits ungeduldig auf immer neue Details und Lebenskapitel, die mir nicht vorenthalten werden sollten." Schließlich flüchtet der Erzähler heimlich aus dem Hotel, nicht ohne Friedrich zuvor eine falsche Adresse und Telefonnummer gegeben zu haben. Doch einige Monate später ist dieser dennoch am Apparat - um seinen Besuch in Basel anzukündigen.
Wie in einem Psychothriller entfaltet Ott die Geschichte einer Inbesitznahme, die paradoxerweise für ihr Opfer genauso vorhersehbar wie unvermeidlich ist. Mit einer Mischung aus Dreistigkeit und Naivität verschafft sich Friedrich im Leben des anderen Raum, saugt wie ein Seelenparasit dessen Intimsphäre aus und droht schließlich sogar seine bürgerliche Existenz im überschaubaren Mikrokosmos des Basler Universitätsmilieus zu vernichten. Immer mehr wird klar, daß Friedrich in ein Vakuum stößt und mit seiner Energie und passiv-aggressiven Rücksichtslosigkeit die Willensstärke ersetzt, die der Erzähler nicht aufbringt. So zeichnet der Roman die subtile Charakterstudie eines Mannes, der sehenden Auges ins Verderben läuft und trotz seiner exakten Selbstanalyse nicht in der Lage ist, den ungebetenen Gast einfach vor die Tür seiner Altstadtwohnung zu setzen. Innerhalb weniger Wochen wird sein Leben zum Trümmerhaufen; die Tage während jener hochsommerlichen Semesterferien beginnen mit einem gemeinsamen Katerfrühstück bei "Mister Wong" und laufen auf den Exzeß im "Krummen Turm", einer einschlägigen Trinkerstube, zu.
Die pragmatische Exfreundin Marie, die just zu der Zeit Urlaub in Indonesien macht, als sich das wohlgeordnete Basel in eine verrauchte, alkoholschwitzende Vorhölle verwandelt, verkörpert den gesunden Menschenverstand, der mit der Situation innerhalb einer halben Stunde fertig geworden wäre. Doch hinter der Handlungshemmung des Erzählers steckt mehr als nur falsch verstandene Höflichkeit oder Servilität. Die Unmöglichkeit, nein zu sagen, ist Symptom einer Identitätskrise, die von der Fassade einer kleinbürgerlichen Gelehrtenexistenz nur verdeckt wird. "Wo e Wille isch, isch e Waj" - der alemannische Sinnspruch in der Straßburger Brasserie verweist auf das Problem: Am Willen eben mangelt es, weil dahinter kein Ziel mehr steht. So wird der Erzähler zum Spielball seiner Umgebung, der von einem entsprechend kraftvollen Tritt aus der Bahn gekickt wird.
Eine Pointe dieses an psychologischen Kniffen so reichen Buchs ist, daß ja gerade Friedrich sein eigenes Leben überhaupt nicht in den Griff kriegt. Es bleibt bis zum dramatischen Crescendo am Schluß - der auch ganz unmetaphorisch auf einen Gipfel führt - offen, was von seinen ganzen Geschichten überhaupt der Wahrheit entspricht. (In Mannheim jedenfalls hat man noch nie von einem Musiker dieses Namens gehört.) Auch er ist ein Getriebener, der gar nicht anders kann, als jede Grenze zu überschreiten, so daß es von der Selbstbehauptung bis zur Selbstaufgabe buchstäblich nur ein kleiner Schritt ist.
Wer aber ist dieser Autor, der nun mit Ende Vierzig plötzlich ein derart kluges, ausgereiftes und virtuos erzähltes Buch vorlegt? Karl-Heinz Ott wurde 1957 in Ehingen in Oberschwaben geboren und hat als Dramaturg an verschiedenen Bühnen gearbeitet. Schon sein schmaler, 1998 erschienener Erstling "Ins Offene" deutete an, welch ein erzählerisches Talent sich da abseits aller Moden und Betriebsamkeiten in der badischen Provinz entwickelt hat. Der eindringliche Rückblick auf eine dörfliche Kindheit, ausgelöst vom bevorstehenden Tod der Mutter, ist eines der schönsten Erinnerungsbücher der letzten Jahre, und die deutsche Gegenwartsliteratur ist ja an Vertretern dieses Genres nicht gerade arm. Schon damals bestach Otts klare, musikalische, aber nie gekünstelte oder umständliche Sprache, in der einfach jedes Wort an der richtigen Stelle steht. Nicht nur wegen seiner Herkunft kann man sich an Arnold Stadler oder Martin Walser erinnert fühlen, doch hat Ott einen eigenen, unverwechselbaren Ton; auf Klang und Rhythmus legt er ebenso großen Wert wie auf musikanaloge Prinzipien in der Komposition.
Und nun, sieben Jahre und damit für die Branche eine halbe Ewigkeit später, erscheint der Nachfolger, ebenfalls kein umfangreiches Opus, sondern schlicht ein kleiner, fast altmodisch gekonnter Roman, der eine einfache Geschichte perfekt erzählt. Ab dem zweiten Buch kann man vom "Werk" eines Autors sprechen. Nur in wenigen Fällen mit so gutem Grund.
Karl-Heinz Ott: "Endlich Stille". Roman. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2005. 208 S., geb., 17,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der freie Wille im krummen Turm: Karl-Heinz Otts zweiter Roman erzählt von der feindlichen Übernahme eines Lebens
Würde man doch seine Lektüren ernster nehmen: nicht immer nur als Gedankenspiel, Zeitvertreib oder gar Fluchtfahrzeug aus dem stockenden Verkehr der Alltagsroutinen, sondern als Handlungsanleitung für ein besseres, klareres, freieres Leben. Dann reichte auch ein einziges Buch aus, das dann immer wieder auf deutlichere Wegbeschreibungen und Richtungsanweisungen abzuklopfen wäre: Hier geht's lang - von links nach rechts und von oben nach unten, zum besseren Verständnis des Daseins bitte umblättern! Haben es da professionelle Leser besser, jene, die in philosophischen Seminaren den immer gleichen Texten die immer gleichen Fragen stellen?
Der Erzähler in Karl-Heinz Otts neuem Roman, ein Philosophieprofessor an der Universität Basel, der mit seinen Studenten immer wieder über Spinozas paradoxer Negation der Willensfreiheit brütet, könnte sein Forschungsgebiet freilich auch zu ernst genommen haben. Während eines kurzen Aufenthalts in Straßburg macht der Gelehrte die zufällige Bekanntschaft eines ungewöhnlich aufdringlichen und verwahrlosten Sonderlings namens Friedrich Grävenich, der sich als Musiker vorstellt und den er von Stund an nicht mehr los wird: Gegen seinen Willen zwingt ihm der Fremde seine Nähe, ja seine Freundschaft auf, verwickelt ihn in die Geschichte der eigenen Irrungen und Wirrungen, nistet sich erst im Leben, dann in der Wohnung des Erzählers ein und läßt sich nicht mehr daraus vertreiben. Spinoza hin oder her: Der Spezialist wird seinen Spezi nicht mehr los.
Das ist schon die ganze Handlung des Romans - und doch nur die halbe Wahrheit. Denn was nach einer reichlich konstruierten Lehrstunde in angewandter Philosophie, einer praktischen Übung in Determinismus klingt, gerät Karl-Heinz Ott zu einem Meisterstück erzählerischer Dramaturgie und psychologischem Realismus. Die Straßburger Episode zu Beginn, die von einer harmlosen Hotelsuche zu einer wüsten Orgie eskaliert, läßt wie in einer Ouvertüre bereits alle Motive anklingen, die danach entfaltet werden. Schon beim ersten gemeinsamen Essen weiht ihn Friedrich in seine intimsten Geheimnisse ein, berichtet von seiner sexuellen Traumatisierung als Schüler in einem Knabeninternat oder phantastischen Zukunftsplänen, in denen eine Kameruner Prostituierte eine entscheidende Rolle spielt, von seiner Liebe zu Schubert und seiner sich offenbar täglich weiter zuspitzenden Lebenssituation, in der er vor der Entscheidung steht, seinen quälenden Brotberuf als Klavierlehrer im Mannheimer Konservatorium aufzugeben. "Wie um von vorne zu beginnen oder einen neuen Erzählstrang einzufädeln oder einen längst verlassenen wiederaufzunehmen, setzte er nach seinen kurzen Rauchpausen, tief Luft holend, mit einem stoßseufzergroßen ,Also' seine auseinanderlaufenden und sich überkreuzenden Geschichten fort, und jedesmal klang es aus seinem Mund, als wartete ich bereits ungeduldig auf immer neue Details und Lebenskapitel, die mir nicht vorenthalten werden sollten." Schließlich flüchtet der Erzähler heimlich aus dem Hotel, nicht ohne Friedrich zuvor eine falsche Adresse und Telefonnummer gegeben zu haben. Doch einige Monate später ist dieser dennoch am Apparat - um seinen Besuch in Basel anzukündigen.
Wie in einem Psychothriller entfaltet Ott die Geschichte einer Inbesitznahme, die paradoxerweise für ihr Opfer genauso vorhersehbar wie unvermeidlich ist. Mit einer Mischung aus Dreistigkeit und Naivität verschafft sich Friedrich im Leben des anderen Raum, saugt wie ein Seelenparasit dessen Intimsphäre aus und droht schließlich sogar seine bürgerliche Existenz im überschaubaren Mikrokosmos des Basler Universitätsmilieus zu vernichten. Immer mehr wird klar, daß Friedrich in ein Vakuum stößt und mit seiner Energie und passiv-aggressiven Rücksichtslosigkeit die Willensstärke ersetzt, die der Erzähler nicht aufbringt. So zeichnet der Roman die subtile Charakterstudie eines Mannes, der sehenden Auges ins Verderben läuft und trotz seiner exakten Selbstanalyse nicht in der Lage ist, den ungebetenen Gast einfach vor die Tür seiner Altstadtwohnung zu setzen. Innerhalb weniger Wochen wird sein Leben zum Trümmerhaufen; die Tage während jener hochsommerlichen Semesterferien beginnen mit einem gemeinsamen Katerfrühstück bei "Mister Wong" und laufen auf den Exzeß im "Krummen Turm", einer einschlägigen Trinkerstube, zu.
Die pragmatische Exfreundin Marie, die just zu der Zeit Urlaub in Indonesien macht, als sich das wohlgeordnete Basel in eine verrauchte, alkoholschwitzende Vorhölle verwandelt, verkörpert den gesunden Menschenverstand, der mit der Situation innerhalb einer halben Stunde fertig geworden wäre. Doch hinter der Handlungshemmung des Erzählers steckt mehr als nur falsch verstandene Höflichkeit oder Servilität. Die Unmöglichkeit, nein zu sagen, ist Symptom einer Identitätskrise, die von der Fassade einer kleinbürgerlichen Gelehrtenexistenz nur verdeckt wird. "Wo e Wille isch, isch e Waj" - der alemannische Sinnspruch in der Straßburger Brasserie verweist auf das Problem: Am Willen eben mangelt es, weil dahinter kein Ziel mehr steht. So wird der Erzähler zum Spielball seiner Umgebung, der von einem entsprechend kraftvollen Tritt aus der Bahn gekickt wird.
Eine Pointe dieses an psychologischen Kniffen so reichen Buchs ist, daß ja gerade Friedrich sein eigenes Leben überhaupt nicht in den Griff kriegt. Es bleibt bis zum dramatischen Crescendo am Schluß - der auch ganz unmetaphorisch auf einen Gipfel führt - offen, was von seinen ganzen Geschichten überhaupt der Wahrheit entspricht. (In Mannheim jedenfalls hat man noch nie von einem Musiker dieses Namens gehört.) Auch er ist ein Getriebener, der gar nicht anders kann, als jede Grenze zu überschreiten, so daß es von der Selbstbehauptung bis zur Selbstaufgabe buchstäblich nur ein kleiner Schritt ist.
Wer aber ist dieser Autor, der nun mit Ende Vierzig plötzlich ein derart kluges, ausgereiftes und virtuos erzähltes Buch vorlegt? Karl-Heinz Ott wurde 1957 in Ehingen in Oberschwaben geboren und hat als Dramaturg an verschiedenen Bühnen gearbeitet. Schon sein schmaler, 1998 erschienener Erstling "Ins Offene" deutete an, welch ein erzählerisches Talent sich da abseits aller Moden und Betriebsamkeiten in der badischen Provinz entwickelt hat. Der eindringliche Rückblick auf eine dörfliche Kindheit, ausgelöst vom bevorstehenden Tod der Mutter, ist eines der schönsten Erinnerungsbücher der letzten Jahre, und die deutsche Gegenwartsliteratur ist ja an Vertretern dieses Genres nicht gerade arm. Schon damals bestach Otts klare, musikalische, aber nie gekünstelte oder umständliche Sprache, in der einfach jedes Wort an der richtigen Stelle steht. Nicht nur wegen seiner Herkunft kann man sich an Arnold Stadler oder Martin Walser erinnert fühlen, doch hat Ott einen eigenen, unverwechselbaren Ton; auf Klang und Rhythmus legt er ebenso großen Wert wie auf musikanaloge Prinzipien in der Komposition.
Und nun, sieben Jahre und damit für die Branche eine halbe Ewigkeit später, erscheint der Nachfolger, ebenfalls kein umfangreiches Opus, sondern schlicht ein kleiner, fast altmodisch gekonnter Roman, der eine einfache Geschichte perfekt erzählt. Ab dem zweiten Buch kann man vom "Werk" eines Autors sprechen. Nur in wenigen Fällen mit so gutem Grund.
Karl-Heinz Ott: "Endlich Stille". Roman. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2005. 208 S., geb., 17,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Als kluges, ausgereiftes und virtuoses "Meisterstück erzählerischer Dramaturgie und psychologischem Realismus" feiert Rezensent Richard Kämmerlings den zweiten Roman von Karl-Heinz Ott. Der Rezensent ist besonders beeindruckt von der klaren, musikalischen, aber nie gekünstelten oder umständlichen Sprache des Romans, die ihn gelegentlich an Arnold Stadler oder Martin Walser erinnert. Es geht, wie Kämmerlings' Inhaltsskizze zu entnehmen ist, um einen Baseler Philosophieprofessor, in dessen Leben sich eines Tages ein Musiker einnistet und Freundschaft und Nähe erzwingt. Wie eine Psychothriller entfaltet der Autor nach Kämmerlings die Geschichte dieser Inbesitznahme - als Charakterstudie eines Mannes, der sehenden Auges in sein Verderben läuft.
© Perlentaucher Medien GmbH
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