Fast vier Jahre wogt der Krieg im ehemaligen Jugoslawien im Frühjahr 1995 bereits hin und her. Zehntausende Menschen hatte er das Leben, hunderttausende die Heimat gekostet. Weder die verfeindeten Volksgruppen noch die internationale Staatengemeinschaft hatten es trotz mehrfacher Anläufe geschafft, den Konflikt zu beenden. Vor allem die USA als einzige verbliebene Weltmacht waren bisher an einem direkten Eingreifen nicht interessiert gewesen. Der Balkan ist nicht der Golf. Keine vitalen Interessen , heißt es noch 1993 offen. Warum gibt Washington gerade jetzt seine Zurückhaltung auf? Wie beendet man ohne größere eigene Verluste einen Krieg unter hemmungslosen Schlächtern und marodierenden Banden fernab der eigenen Grenzen? Wie verschafft man sich Zutritt zu einer schwer zugänglichen Region, an der sich schon andere Großmächte die Zähne ausgebissen haben? Wie hält man Europäer und Russen in Schach? Was kann man tun, um einen erreichten Frieden nachhaltig zu sichern? Wer sind eigentlich die Guten und wer die Bad Guys? Warum wird der Schlächter des Balkans Slobodan Milosevic zum Friedensengel? Und wie verkauft man den ganzen Aufwand der eigenen Bevölkerung, die den Balkan zumeist nicht auf der Landkarte finden würde? Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien ist spätestens seit dem offenen Konfliktausbruch in Bosnien-Herzegowina im Frühjahr 1992 auch auf höchster US-Regierungsebene ein ständiges Thema. Offen eingreifen will bis 1995 aber weder Präsident George Bush Senior noch sein Nachfolger Bill Clinton. Die unübersichtliche Lage am Balkan, die schlechten Erfahrungen in Vietnam und Somalia sowie die öffentliche Meinung in den USA sprechen für ihre Zurückhaltung. Als der Krieg zu Jahresbeginn 1995 eskaliert und damit auch seine Präsidentschaft im Vorfeld der Wahl gefährdet, muss Clinton handeln. Der Konflikt ist jetzt auch für seine Regierung ein Problem, das man aus der Welt schaffen muss. Clintons Sicherheitsberater erhalten den Auftrag, den Gordischen Knoten am Balkan schnell dauerhaft zu lösen. Hunderttausende menschliche Opfer Tote und Vertriebene sind dabei bewusst eingerechnet. Was als ethnische Säuberung verpönt war, wird im Endspiel zum Programm.