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Während der deutschen Besatzung Frankreichs wurden von dort rund 76.000 Juden in die Vernichtungslager deportiert, darunter über 11.000 Kinder, die nach dem Transport sofort ermordet wurden. Etwa 800 dieser Kinder stammten aus Deutschland und Österreich. Von dort waren sie mit ihren Eltern vor den Nationalsozialisten nach Frankreich geflohen. Mit großem Engagement haben Beate und Serge Klarsfeld alle verfügbaren Informationen über diese Kinder zusammengetragen, um an ihr Schicksal zu erinnern und sie vor dem Vergessen zu bewahren. Es finden sich Briefe der Kinder an ihre Eltern und Freunde,…mehr

Produktbeschreibung
Während der deutschen Besatzung Frankreichs wurden von dort rund 76.000 Juden in die Vernichtungslager deportiert, darunter über 11.000 Kinder, die nach dem Transport sofort ermordet wurden. Etwa 800 dieser Kinder stammten aus Deutschland und Österreich. Von dort waren sie mit ihren Eltern vor den Nationalsozialisten nach Frankreich geflohen. Mit großem Engagement haben Beate und Serge Klarsfeld alle verfügbaren Informationen über diese Kinder zusammengetragen, um an ihr Schicksal zu erinnern und sie vor dem Vergessen zu bewahren. Es finden sich Briefe der Kinder an ihre Eltern und Freunde, teilweise in Handschrift, und andere Dokumente wie Kopien von Reisepässen, Deportationslisten oder Zeitungsartikel. Viele Lebensläufe lassen sich so gut dokumentieren. Neben Lebensdaten, Herkunftsort der Kinder und Nummer ihres Transports blicken uns auf etwa 200 Fotos ihre Gesichter an. Mit diesem Buch soll an das Leben der ermordeten Kinder erinnert werden. Es hebt sie aus der anonymen Masseder Opfer heraus und macht sie wieder als Individuen sichtbar.Ein Vorwort von Serge Klarsfeld leitet das Buch ein. Es folgen die rekonstruierbaren Lebensläufe von 163 Kindern mit Fotos und anderen Dokumenten sowie eine vollständige Liste der ermittelten Kinder.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Beate und Serge Klarsfeld haben bei der Verfolgung von NS-Kriegsverbrechern wie Barbie, Brunner oder Lischka eine herausragende Rolle gespielt. Als Gründer des Vereins 'Söhne und Töchter der deportierten Juden Frankreichs' engagieren sie sich seit Jahrzehnten für die Erinnerung an die deportierten Juden. Sie leben in Paris.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.11.2008

Verschleppte Kinder
Eine Dokumentation der Morde an jungen französischen Juden
Eine Ohrfeige machte sie berühmt: Auf dem CDU-Parteitag 1968 in Berlin schlug sie Kanzler Kurt Georg Kiesinger und rief „Nazi, Nazi!” Das war ein symbolischer Akt: Die Kinder der Nazis schlagen ihre Väter. Sie wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, 1969 wurde die Strafe in vier Monate auf Bewährung umgewandelt. Heinrich Böll schickte ihr 50 rote Rosen nach Paris. Durch ihre Nachforschungen – und ihre Hartnäckigkeit – gelang es ihr, dass einige Nazi-Verbrecher doch noch zur juristischen Verantwortung gezogen werden konnten.
Der Impetus, über NS-Verbrecher und die Träger des Systems aufzuklären, ist ihr geblieben. Die sich antifaschistisch gebärdende 68er-Generation, so sagte sie einmal, habe sich nie die Mühe gemacht, sorgfältig zu recherchieren. Ihr selbst und ihrem Mann Serge, einem Opferanwalt, der als Kind nur durch Zufall vor Auschwitz bewahrt wurde, ist die „Dokumentensammelei” nicht zu mühselig. Die beiden sind „Nazijäger”, ein Wort, das so negativ klingt und doch so tief moralisch konnotiert ist.
Die Klarsfelds haben den Verein „Söhne und Töchter der deportierten Juden Frankreichs” gegründet. Sie haben Tausende Fotos jüdischer Kinder, die in die Todeslager verschleppt wurden, zusammengetragen, um den Opfern Gesicht und Namen zu geben. Aus den Zeugnissen haben sie eine Ausstellung konzipiert. Die französische Bahn SNCF zeigte drei Jahre lang auf 18 Bahnhöfen eine Wanderausstellung, die in Deutschland als „Zug der Erinnerung” traurige Berühmtheit erlangt hat. Die Deutsche Bahn verweigerte trotz nationaler und internationaler Proteste lange das Gedenken an die deportierten Kinder. Der Vorstandsvorsitzende Hartmut Mehdorn hielt Bahnhöfe für dieses Thema für unangemessen. Dass die Bilder die Shopping-Malls stören würden, mag auch eine Rolle gespielt haben. Die Bahn schrieb an Beate Klarsfeld, ihr fehlten „sowohl die personellen als auch die finanziellen Ressourcen”, um eine solche Ausstellung zu realisieren. Ende 2006 lenkte die Bahn doch noch ein, inzwischen tut sie so, als hätte sie das Projekt von Anfang an unterstützt.
11 400 jüdische Kinder und Jugendliche, die – mit ihren Eltern oder in Kindertransporten – noch vor dem Krieg vor den Nazis nach Frankreich geflohen waren, wurden auf deutsches Geheiß und unter Komplizenschaft französischer Behörden in die Todeslager der Nazis deportiert. Auf den Transportlisten waren die Kleinkinder nicht mit ihrem Namen vermerkt, sondern nur als Zahlen registriert. Etwa 800 von ihnen stammten aus Deutschland und Österreich. Nur zwei Prozent überlebten den Holocaust.
Eine vergleichbare Dokumentation, wie sie die Klarsfelds über aus Frankreich deportierte Kinder zusammengestellt haben, gibt es für Deutschland nicht. Sie haben in mühevoller Arbeit Selbstzeugnisse und Lebensdaten der Kinder ermittelt. Ihre Recherchen haben sie vor 30 Jahren begonnen. Jetzt legen sie ihr Ergebnis vor: Namen, Vornamen, Geburtsdaten, Fotos, ihre Herkunftsorte in Deutschland und Österreich, die genaue Adresse bei der Festnahme in Frankreich, das Sammellager, aus dem sie in die Vernichtungslager deportiert wurden, die Nummer des Transports. Und sie berichten die Wahrheit darüber, was den Kindern angetan wurde.
Die Biographien sind kurz, denn ihr Leben war kurz. Ein Name sei stellvertretend genannt: Marion Abraham, geb. 15.1.1925 in Freiburg, deportiert am 20.7.1942 aus dem Sammellager Angers mit dem 8. Transport. Der verantwortliche SS-Hauptsturmführer Hans-Dietrich Ernst war für diese Deportation verantwortlich. 1975 spürten die Klarsfelds ihn im ostfriesischen Leer auf, wo Ernst als Rechtsanwalt und Notar arbeitete. Sie konnten seinen Ausschluss aus der Anwaltskammer und eine Mordanklage erreichen. Ein Prozess fand dennoch nicht statt, Ernst wurde nach einem Treppensturz für verhandlungsunfähig erklärt. Den Leser erwartet keine Gute-Nacht-Lektüre. Im Gegenteil – sie raubt den Schlaf. LUDGER HEID
BEATE UND SERGE KLARSFELD: Endstation Auschwitz. Die Deportation deutscher und österreichischer Kinder aus Frankreich. Ein Erinnerungsbuch. Böhlau Verlag, Köln-Weimar-Wien 2008. 187 Seiten, 17,90 Euro.
Eine Rede des damaligen Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger 1968 im Bundestag unterbrach Beate Klarsfeld mit Zwischenrufen, wie „Abtreten, Nazi!” Ein Ordner versuchte sie zu bändigen. Im selben Jahr stieg sie auf dem CDU-Parteitag in Berlin aufs Podium und ohrfeigte Kiesinger. Foto: dpa
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2008

Höllenfahrt
Vichy und Auschwitz

Wenigstens in der Erinnerung sollen sie leben, nachdem sie früh und bis dato oft unerkannt in den Gaskammern ermordet worden waren. Beate und Serge Klarsfeld, seit Jahrzehnten als Jäger von NS-Massenmördern und als Kämpfer gegen das Vergessen des Holocaust tätig, erinnern an jüdische Kinder, die zwischen 1942 und 1944 aus Frankreich in die Vernichtungslager im Osten deportiert wurden und dort bis auf wenige Ausnahmen umkamen. Die Autoren wählten an die zweihundert deutsche und österreichische Kinder aus, die zum Teil mit ihren Eltern, zum Teil unter der Obhut von Hilfsorganisationen in Frankreich Zuflucht gefunden hatten. Ab Sommer 1940 gelang es den deutschen Siegern, die französische Polizei als Helfer sowohl im von der Wehrmacht besetzten Nordfrankreich als auch im zunächst noch freien Südfrankreich zu gewinnen. Kein Ruhmesblatt für unser Nachbarland, das - auf einen von Marschall Pétain vom Badeort Vichy aus gelenkten Satellitenstaat von Hitlers Gnaden reduziert - die deutschen Direktiven zur Judenverfolgung oft von sich aus übertraf.

Den antisemitischen Eifer bezahlten an die 76 000 Juden mit dem Leben, darunter 11 400 Kinder. In Jahrzehnte dauernder Kleinarbeit trugen die Klarsfelds die Lebensdaten der von Frankreich aus in den Tod geschickten Kinder zusammen und stellen eine Auswahl von ihnen im vorliegenden Buch mit Fotos vor. Geburtsort, Geburtsdatum, Adresse vor der Festnahme, Ort der Internierung und Nummer des Transportes in eines der Vernichtungslager, meist Auschwitz, ist das Informationsminimum. Dahinter verbergen sich furchtbare Leidenswege, die mitunter durch Briefe der Opfer und Dokumente Dritter erhellt werden. In ihnen mischen sich Trennungsschmerz, Berichte über Verhör und Folter, Klagen über unmenschliche Transportbedingungen in überfüllten Viehwaggons, Zukunftsangst und Durchhaltewillen. Die Autoren bedauern, dass es eine vergleichbare Untersuchung über aus Deutschland deportierte jüdische Kinder noch nicht gibt. Der Rezensent bedauert, dass die verdienstvolle Erinnerungsarbeit in einem Fall nicht richtig gelingt. Ruth Drucker und Sonia Kieslowicz, die im Sommer 1942 nach Auschwitz kamen, sind zweimal mit demselben Foto abgebildet. Wer ist wer?

PETER HÖLZLE

Beate und Serge Klarsfeld: Endstation Auschwitz. Die Deportation deutscher und österreichischer jüdischer Kinder aus Frankreich. Ein Erinnerungsbuch. Böhlau Verlag, Wien 2008. 187 S., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Beeindruckt berichtet Ludger Heid von dieser Dokumentensammlung, enthält sich aber einer weiteren Bewertung. Ausführlich erzählt er von dem Projekt der Klarsfelds, die mehr als 30 jahre lang Zeugnisse Tausender jüdischer Kinder gesammelt, die von den Nazis aus Frankreich verschleppt und getötet wurden. Heid erinnert auch an das unseligen Verhalten der Bahn unter Hartmut Mehdorn, die sich trotz internationaler Proteste lange geweigert hatte, die Dokumentation der Klarsfelds auszustellen. Und schlißelich bemerkt Heid, dass in Deutschland niemand eine vergleichbare Arbeit geleistet hat.

© Perlentaucher Medien GmbH