Der 12-jährige Blake traut seinen Augen kaum, als er in der ehrwürdigen Bibliothek von Oxford auf ein geheimnisvolles altes Buchstößt: Die Seiten sind leer, aber plötzlich tauchen Wörter auf, die nur Blake sehen und lesen kann! Das Buch scheint sich selbst zu schreiben und ihm ein jahrhundertealtes Geheimnis zu offenbaren, das in die Zeit Johannes Gutenbergs - dem berühmten Erfinder des Buchdrucks - zurückführt. Blake wird klar, dass er eine unglaubliche Entdeckung gemacht hat, die allerdings nicht nur ihn brennend interessiert.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.2006Wenn Bücher zuviel beißen
Ein furioser Bibliotheksroman
Selbst der bücherschatzvollste Saal in Oxford ist entschieden der falsche Platz für einen Zwölfjährigen, der nicht gern liest. Es sei denn, ein eigensinniges Buch interessiert sich für ihn. Blakes vielbeschäftigte, über Faust forschende Mutter lehrt ein Semester als Gastdozentin in Oxford, eine Bibliothekarin dient als Babysitterin für ihn und seine jüngere Schwester Duck. Gelangweilt streift Blake mit der Hand über staubige Bücherrücken, als plötzlich eines nach ihm schnappt und mit seiner Schließe blutig ritzt. Oder beißt? Blakes Neugier ist geweckt, er blättert, aber die in den Ledereinband geprägten Worte "Endymion Spring" sind die einzigen Lettern dieses merkwürdigen Buches. Die raschelnden, sich selbst auffaltenden Seiten scheinen leer, und doch ahnt Blake in ihnen schlafende Schrift.
Wie zu erwarten, verschwindet das von allzu vielen gesuchte Buch wieder, bevor es mehr als ein achtzeiliges Rätsel aufscheinen lassen kann. Blake rauft sich notgedrungen mit seiner Schwester zusammen, findet es erneut und erfährt mit ihrer Hilfe mehr über die Absichten des Buches. Leicht lassen sich dessen Wünsche nicht ausführen, und von wem die Kinder dabei verfolgt werden, weiß man nicht, denn es stehen gleich eine Reihe von schurkischen, vielleicht auch nur exzentrischen bibliophilen Erwachsenen parat.
Zumindest zaubereibegabt aber ist hier niemand, so daß Matthew Skeltons fesselndes Bücherbuch zwar fantastisch, aber zur Abwechslung angenehm magiearm daherkommt. Allein das schmale Bändchen "Endymion Spring" und das bis zuletzt unfaßbare andere, das alle Geschichten erzählende "Letzte Buch", sind übernatürlicher Herkunft. Von dieser erzählen die Abenteuer eines zweiten Jungen, eines Buchdruckerlehrlings aus Mainz, die Skelton als untergeordnete Kettfäden mit der Jetztzeitgeschichte verwoben hat, womit er der fantastischen auch eine glücklich gewählte historische Dimension hinzufügt.
SABINE LÖHR
Matthew Skelton: "Endymion Spring". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Ulli und Herbert Günther. Carl Hanser Verlag, München 2006. 432 S., geb., 17,90 [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein furioser Bibliotheksroman
Selbst der bücherschatzvollste Saal in Oxford ist entschieden der falsche Platz für einen Zwölfjährigen, der nicht gern liest. Es sei denn, ein eigensinniges Buch interessiert sich für ihn. Blakes vielbeschäftigte, über Faust forschende Mutter lehrt ein Semester als Gastdozentin in Oxford, eine Bibliothekarin dient als Babysitterin für ihn und seine jüngere Schwester Duck. Gelangweilt streift Blake mit der Hand über staubige Bücherrücken, als plötzlich eines nach ihm schnappt und mit seiner Schließe blutig ritzt. Oder beißt? Blakes Neugier ist geweckt, er blättert, aber die in den Ledereinband geprägten Worte "Endymion Spring" sind die einzigen Lettern dieses merkwürdigen Buches. Die raschelnden, sich selbst auffaltenden Seiten scheinen leer, und doch ahnt Blake in ihnen schlafende Schrift.
Wie zu erwarten, verschwindet das von allzu vielen gesuchte Buch wieder, bevor es mehr als ein achtzeiliges Rätsel aufscheinen lassen kann. Blake rauft sich notgedrungen mit seiner Schwester zusammen, findet es erneut und erfährt mit ihrer Hilfe mehr über die Absichten des Buches. Leicht lassen sich dessen Wünsche nicht ausführen, und von wem die Kinder dabei verfolgt werden, weiß man nicht, denn es stehen gleich eine Reihe von schurkischen, vielleicht auch nur exzentrischen bibliophilen Erwachsenen parat.
Zumindest zaubereibegabt aber ist hier niemand, so daß Matthew Skeltons fesselndes Bücherbuch zwar fantastisch, aber zur Abwechslung angenehm magiearm daherkommt. Allein das schmale Bändchen "Endymion Spring" und das bis zuletzt unfaßbare andere, das alle Geschichten erzählende "Letzte Buch", sind übernatürlicher Herkunft. Von dieser erzählen die Abenteuer eines zweiten Jungen, eines Buchdruckerlehrlings aus Mainz, die Skelton als untergeordnete Kettfäden mit der Jetztzeitgeschichte verwoben hat, womit er der fantastischen auch eine glücklich gewählte historische Dimension hinzufügt.
SABINE LÖHR
Matthew Skelton: "Endymion Spring". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Ulli und Herbert Günther. Carl Hanser Verlag, München 2006. 432 S., geb., 17,90 [Euro]. Ab 12 J.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Geradezu befreit wirkt Sabine Löhr, dass hier mal ein Fantasy-Roman für Kinder fast ohne magische Accessoires auskommt. Die Geschichte dreht sich um ein geheimnisvolles Bibliotheksbuch, das die Aufmerksamkeit des 12-jährigen Lesemuffels Blake erringt und ihn auf eine abenteuerliche Suche schickt, fasst die Rezensentin zusammen. Dass zur Abwechslung mal nicht gezaubert wird, ist der offensichtlich etwas Harry-Potter-müden Rezensentin mehr als recht und spannend findet sie das Buch trotzdem sehr.
© Perlentaucher Medien GmbH
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