Horst Schreiber entwirft ein neues, überaus facettenreiches Bild der Endzeit nationalsozialistischer Herrschaft in Tirol. Der Autor beschreibt die Attraktivität und das Grauen des Krieges, Leid und Trauer an der Heimatfront sowie das Kriegsende in den Bezirken und die Befreiung Innsbrucks. Als der Mythos von Hitler verblasst war, regierte das Regime nur noch mit Terror gegen die eigene Bevölkerung. Das Buch untersucht den Blick der Einheimischen auf die US-amerikanischen und französischen Besatzer, auf Tirolerinnen mit intimen Beziehungen zu den ausländischen Befreiern, auf Flüchtlinge und Vertriebene, denen man vorwarf, was man selbst tat: Plündern. Horst Schreiber legt die Erfahrungen unzähliger Menschen offen. Sie zeigen, wie unterschiedlich Verfolgte und Befreite, Täter und Beteiligte, Soldaten und Kriegsgefangene, Frauen und Kinder das Ende des Nationalsozialismus und die Zeit nach dem Krieg erlebten.
Horst Schreibers "Endzeit" besticht durch so manche starke These, trotzdem liegt ein Vorzug der Studie in feinen Differenzierungen und dem Vermeiden von Pauschalisierungen. Sie zeugt von souveräner Beherrschung der Materie, ist gut geschrieben und auch auf Grund einer exzellenten Bebilderung zu empfehlen. Ein wissenschaftlicher Apparat sowie ein Personen- und Ortsregister runden den gelungenen Band ab, der sich auch als Nachschlagewerk eignet. (Stefan Lechner) Stefan Lechner Geschichte und Region 1/2021