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Produktdetails
  • Verlag: Schöffling
  • 2. Aufl.
  • Seitenzahl: 151
  • Deutsch
  • Abmessung: 195mm
  • Gewicht: 209g
  • ISBN-13: 9783895615481
  • ISBN-10: 389561548X
  • Artikelnr.: 06286341
Autorenporträt
Peter Sager wurde 1945 in Sielbeck am Ukleisee geboren. Nach seiner Promotion arbeitete er als Kunstkritiker und Rundfunkredakteur in Köln. Von 1975 bis 1999 war er Reporter der Wochenzeitung "Die Zeit", seitdem freier Autor. 1989 erhielt er den Egon-Erwin-Kisch-Preis. Er verfasste Bücher über zeitgenössische Kunst und die klassischen Kunst-Reiseführer über Südengland und Wales. Peter Sager lebt mit seiner Familie in Hamburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.09.1996

Europa

"England, mein England" von Peter Sager. Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung, Frankfurt 1996. 152 Seiten, eine Karte. Gebunden, 26 Mark. ISBN 3-89561-548-X.

In gleicher Aufmachung sind u. a. folgende Bände erschienen: "Venedig - Salon der Welt" von Eva Demski, "Hans Christian Andersens Kopenhagen" von Ulrich Sonnenberg und "Madrid Madrid" von Wolf Hanke.

England", schreibt der britische Karikaturist Ralph Steadman, "ist so ein langweiliges Land, voll von langweiligen Karrieristen, Fußballfans und Hundefreunden. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen." Peter Sager hat das Zitat seinem schmalen Bändchen mit Portraits von gut einem Dutzend britischer Landschaften und Personen vorangestellt. Keines der Kapitel kümmert sich um Ralph Steadman. Das Buch, so erweckt es vielmehr den Eindruck, scheint vor allem von dem Wunsch getragen, Steadman zu widerlegen. Denn wie Sager in den Besitztümern des National Trust "eine ganz andere Insel" als die der "maroden Major-Monarchie" entdeckte, fand er in einigen historischen Figuren sowie einer ganzen Reihe noch durchaus lebendiger Exzentriker auch ein Leben fern jeglicher Langeweile. Da lernen wir etwa Lord Bath kennen, der sein Rudel Löwen auf Longleat nicht zuletzt damit begründet, daß Löwendünger das Rotwild von seinen Rosen fernhalte. Oder den Librettisten Eric Crozier, einen der Gründer des Aldeburgh-Musikfestivals, der sich bei einer Tasse Tee daran erinnert, wie in den Anfängen der Veranstaltung das Publikum am Strand und die Musiker in kleinen Booten gesessen hatten. Oder Lady Victoria, die in ihrem Einfamilienhaus mit 240 Räumen "a certain lack of privacy" beklagt, seit sie öffentliche Führungen zulassen muß. Oder den Schriftsteller Jeffrey Archer, dem mangelnde Fortune und ein handfester Skandal gleich zweimal die politische Karriere vermasselten, der es mit trivialen Bestsellern jedoch zum mehrfachen Millionär gebracht hat. Oder Lord St. Levan, der nur noch als Untermieter in seinem früheren Besitz, der Felsenburg St. Michael's Mount, lebt - freilich mit einem Pachtvertrag von 999 Jahren. Und noch eine Geschichte. Und noch eine skurrile Gestalt. Es nimmt gar kein Ende, und doch möchte man am Schluß rufen: Mehr davon. Denn nie gleiten die Texte zur Nabelschau ab. Sager besticht trotz seines nonchalanten Plaudertons durch pointierte Analysen und vermittelt durch seine Figuren zugleich tiefe Einsichten in eine Nation im Umbruch zwischen großer Vergangenheit und Zweifel an ihrer Rolle für die Geschicke der Zukunft. So beweist das Buch, daß die Doppelnennung "Land und Leute" zu Unrecht von den meisten Reiseführern nicht ernst genug genommen und deshalb allzu leichtfertig auf den ersten Teil reduziert wird. "Lesebuch" wird einer der Bände dieser wunderbaren Schöffling-Reihe bescheiden im Untertitel genannt. Sie sind viel mehr: faszinierende Studien. (F.L.)

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