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Als Valentine von Master Jonathan Quale Higgins III. im Trinity College als neues Mitglied des Kollegiums empfangen wird, eilt ihr der Ruf einer bahnbrechenden wissenschaftlichen Entdeckung voraus: Sie hat einen bislang völlig unbekannten Denker aus dem 17. Jahrhundert ausgegraben und arbeitet nun an der Edition seiner Werke. Lange bleibt unklar, welche Rolle sie in Cambridge und seiner herzlich-elitären Welt zu spielen hat. Was ist ihr geheimer Auftrag? Wer ist auf ihrer Seite? Will man sie beschützen oder bloßstellen? Wer ist eigentlich hinter wem (oder hinter was) her? Was wird hier…mehr

Produktbeschreibung
Als Valentine von Master Jonathan Quale Higgins III. im Trinity College als neues Mitglied des Kollegiums empfangen wird, eilt ihr der Ruf einer bahnbrechenden wissenschaftlichen Entdeckung voraus: Sie hat einen bislang völlig unbekannten Denker aus dem 17. Jahrhundert ausgegraben und arbeitet nun an der Edition seiner Werke. Lange bleibt unklar, welche Rolle sie in Cambridge und seiner herzlich-elitären Welt zu spielen hat. Was ist ihr geheimer Auftrag? Wer ist auf ihrer Seite? Will man sie beschützen oder bloßstellen? Wer ist eigentlich hinter wem (oder hinter was) her? Was wird hier gespielt?

Jedenfalls erweist es sich als einigermaßen schwierig, einen Samsonite-Koffer mit wertvollen Manuskripten rund um die Uhr zu bewachen - und zugleich der zweifelhaft-ehrenvollen Gemeinschaft der Kollegen in slapstickartigen Dialoggefechten Rede und Antwort zu stehen, den Studenten ihre philosophischen Flausen auszutreiben oder sich mit dem glamourösen Ironiker Orville der Liebe hinzugeben.

Schauplatz des Ganzen ist ein nostalgisch-(alp)traumhaftes Science-Fiction-Cambridge, in dem die Brunnen gähnen und die Kulissen knirschen, in dem sich Schauermärchenabgründe auftun und Ludwig Wittgenstein zwischen den Touristenhorden der Jetztzeit herumirrlichtert. Eine erstickend staffagenartige Wissenswelt, die inquisitorische Herzlichkeit des Patriarchats, Spionage und Maskerade, die komisch-fatale Verwobenheit von Arbeit und Liebe: All das ist viel zu viel für die enge Welt eines kleinen Kopfes, und der Ausweg liegt wohl in der Flucht nach vorn - oder im Schlaf.

Die dubiose Erzählerin dieser Geschichte ist die halb- bis schwer- oder auch überhaupt nicht verrückte Protagonistin selbst. Auf die merkwürdigste Weise bestens unterhalten, stolpert der Leser der entschlossen-lethargischen Heldin hinterher. Immer weiter gerät er in den Bann dieses frivolen »England« und einer heiter-psychotischen Innenwelt, die vielleicht bloß aus verrutschter Außenwelt besteht...

Angelika Meiers brillant komischer Erstlingsroman schaltet virtuos hin und her zwischen Farce und literarischem Maskenspiel, zwischen allzu romantischer Liebesgeschichte und kriminalesker Komödie - und offenbart bei aller Heiterkeit immer wieder seine verstörend traurige Tiefenstruktur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.2010

Wittgensteins Wald

Wer schon einmal im englischen Cambridge war, wird sich gewiss an die Stocherkähne erinnern. Das "Punten" will gelernt sein, leicht fällt man dabei in den Fluss. Wer einen Campusroman in Cambridge ansiedelt, kann auf ein einzigartiges Setting bauen, das sich mit Namen berühmter Akademiker, Dichter und Gebäude verbindet - fast schon die halbe Miete für eine gute Geschichte, möchte man sagen. Im Debüt von Angelika Meier tritt eine junge Philosophiedozentin in Cambridge an und berichtet von ihren Erlebnissen. Der Leser bemerkt indes schnell, dass die Erzählerin so undurchsichtig ist wie die Wittgensteinsche Sprachphilosophie. Etwas zu deutlich soll diese Dame wohl in die Reihe der unzuverlässigen Erzähler eingeordnet werden, an denen besonders die moderne Literatur reich ist: Dies ist spätestens dann klar, als ihr Wittgenstein im Wald begegnet. Am Ende weiß man kaum noch, was sich wirklich zugetragen hat, und befürchtet, mit Kafkas Indianerphantasie gesprochen, dass da weder Sporen und Zügel noch Pferd waren, ja selbst das glatt gemähte Green des Trinity College vielleicht nur eingebildet war. Dass die Autorin selbst mit einer Arbeit über Derrida und Wittgenstein promoviert wurde und zur Beziehung von Literatur und Wahnsinn forscht, hat auf den Roman gewiss Einfluss gehabt; ob es ihm zugutegekommen ist, darf man bezweifeln. Die einmontierten Fachgespräche und Vorträge aus der Akademikerwelt bleiben Fremdkörper in der Erzählung, zu gewollt wird außerdem diese Welt ironisch aufs Korn genommen. Eine Geschichte mit Sogwirkung, wie sie etwa in den besseren Werken von David Lodge zustande kommt, entsteht nicht. Wie die Psyche der Erzählerin balanciert auch der Roman auf einem schwanken Kahn und droht häufig ins Wasser zu fallen. (Angelika Meier: "England". Roman. Diaphanes Verlag, Zürich 2010. 328 S., geb., 19,90 [Euro].) wiel

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»Der Roman ist eine sprachgewaltige, zwischen Farce- und Maskenspiel changierende tour de force.« 5plus