„»Vierunddreißig.« Enna fuhr mit dem Finger über die Liste. »Der Fall Erken.«“ – mit diesem Satz beginnen die Ermittlungsarbeiten von Kriminalkommissarin Enna Andersen und ihrem Team in einem fünf Jahre alten Fall. Und damit beginnt die Handlung von „Enna Andersen und der falsche Täter“, dem neuen
Krimi von Anna Johannsen. Und wie schon in den vorherigen Teilen der Reihe nimmt die Autorin ihre…mehr„»Vierunddreißig.« Enna fuhr mit dem Finger über die Liste. »Der Fall Erken.«“ – mit diesem Satz beginnen die Ermittlungsarbeiten von Kriminalkommissarin Enna Andersen und ihrem Team in einem fünf Jahre alten Fall. Und damit beginnt die Handlung von „Enna Andersen und der falsche Täter“, dem neuen Krimi von Anna Johannsen. Und wie schon in den vorherigen Teilen der Reihe nimmt die Autorin ihre Leserschaft mit auf eine spannende Reise mit ungewissem Ausgang.
Aber von vorn.
Rieke Erken wurde vor fünf Jahren ermordet, in eine Plastikfolie eingewickelt und vergraben aufgefunden. Der Ehemann stand vor Gericht, denn seine DNA wurde auf der Folie gefunden. Die Ehe der beiden stand vor dem Aus, Rieke Erken war im zweiten Monat schwanger, aber nicht von ihrem Mann. Als sich allerdings herausstellt, dass die DNA-Spuren ihres Mannes von ihrem Vater gefälscht wurden, um den verhassten Schiegersohn ins Gefängnis zu bringen, erreichte der ehemalige Polizist das Gegenteil: der Verdächtige wurde wegen der manipulierten Beweise freigesprochen. Zwar ermittelten zwei SOKOs, aber beide schafften es nicht, einen Täter zu finden. Enna und ihr Team geben sich drei Wochen Zeit, in dem Cold Case Fortschritte zu machen. Sollte es ihnen nicht gelingen, würden sie sich per Los einen neuen Fall suchen. „Der Fall ist cool. Wenn wir den lösen, schreiben wir Kriminalgeschichte“, stellt Ennas Kollegin Pia fest und damit gehen die Ermittlungen weiter. Und unversehens finden sich die Ermittler zwischen einem unkooperativen Ehemann und ebenso unkooperativen Wegbegleiter:innen der Toten wieder und schnell stellt sich heraus: der Mord ist nicht das einzige Verbrechen, mit dem sie es zu tun haben.
Ich kannte von Anna Johannsen schon zwei weitere Bücher aus der Enna-Andersen-Reihe und bin nach wie vor beeindruckt, wie viele lose Enden und falsche Fährten die Autorin schaffen kann – und wie gekonnt sie am Schluss immer alles gekonnt und stimmig auflöst. Zum Schluss kann ich, ohne zu spoilern, nur eines sagen: er hat mich wirklich überrascht. Ihre Sprache ist angenehm, flott zu lesen, manchmal ein bisschen derb, aber hauptsächlich gebräuchliche Alltagssprache. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und haben sich seit dem ersten Teil der Serie weiterentwickelt. So kann man das Buch natürlich unabhängig von den anderen lesen und auch verstehen, aber um einen Gesamteindruck zu bekommen, empfiehlt es sich, alle Teile zu lesen.
Ich mag das ausgewogene Verhältnis zwischen Ermittlungsarbeit und dem Privatleben der Ermittler. So war ich sehr gespannt darauf, wie es zwischen Enna und Aaron weitergeht, denn das Verhältnis zwischen den beiden ist ja nicht unbelastet (Aaron vertritt den mutmaßlichen Mörder an Ennas Eltern anwaltlich, der sich nach Verbüßen einer 22jährigen Haftstrafe um ein Wiederaufnahmeverfahren bemüht). Und das Verhältnis ihrer Kollegin Pia Sims mit Ennas polnischem Au-Pair Alina ist ebenfalls in einem interessanten Stadium. Die Themen, aus denen die Autorin ihren Krimi strickt, gehen weit über toxische Vater-Kind Beziehungen und schwierige Ehen, Untreue und Affären hinaus und schnell gerät der Fall, in dem das Team eigentlich ermittelt, in den Hintergrund, denn plötzlich stehen auch große Geldsummen aus unbekannten Quellen im Raum. Dadurch ist der Spannungsbogen des Buchs wie gewohnt konstant und sehr hoch. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr hat mich die Handlung gefesselt. Ein solider Krimi, der Lust auf mehr macht. Von mir ganz klar fünf Sterne.