Durch Hiroshima schockiert, doch von den Errungenschaften der Atom- und Astrophysik fasziniert, begannen sich die jungen Künstler der italienischen Avantgarde der Nachkriegszeit mit zentralen Problemen der Naturwissenschaften und Technik auseinander zu setzen: Enrico Bajs "arte nucleare", Lucio Fontanas "arte spaziale" explorierten neue Konzeptionen von Materie und Raum, einen dritten Weg verfolgte Piero Manzoni. Das Buch untersucht diese vor allem in Mailand angesiedelte Kunstszene speziell der 50er Jahre im kulturellen Kontext, um sich dann anhand des Werkes von Enrico Baj dem folgenden Jahrzehnt zuzuwenden. Baj zog sich nun auf eine Randposition zurück, um von dort aus der zunehmenden Kommerzialisierung und Kompromittierung der Avantgarden zu entgehen. Seine Arbeiten lassen sich als gemalte Kommentare zu künstlerischen Positionen wie etwa denen des "Informale" oder der "Arte povera" verstehen. Ein konkretes Engagement stellt ein Werk von 1971/72 dar, das Stellung bezieht zu den Folgen des Bombenattentates der Piazza Fontana, für die der Künstler eine großformatige Assemblage mit dem Titel "Pinelli" schuf. Die Vorkommnisse verstand man damals als den Anfang der "Degenerierung der italienischen Demokratie" (Norberto Bobbio).
Dieses und andere Werke des unbequemen italienischen Künstlers waren Gegenstand zahlreicher Zensuren etwa bei den Biennalen in Sao Paolo 1963 und Venedig 1964, was auch eine Analyse der Funktion von Großausstellungen bei der Vermittlung zeitgenössischer Kunst erlaubt. Bajs doppelte Bewegung vom Zentrum zur Peripherie und von der Atombegeisterung der 50er zu Gesellschaftskritik der 60er Jahre kann so als roter Faden dienen für die Rekonstruktion eines anschaulichen und umfassenden Bildes des von der Forschung vernachlässigten Beitrags Italiens zur Kunst der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts.
Kurztext:
Italiens Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts steht im Mittelpunkt des vorliegenden Buches. Untersucht wird die vor allem in Mailand angesiedelte Kunstszene der fünfziger Jahre im kulturellen Kontext der italienischen Avantgarde der Nachkriegszeit. Mit der Fokussierung auf das Werk von Enrico Baj wendet sich die Autorin auch den sechziger Jahren zu.
Dieses und andere Werke des unbequemen italienischen Künstlers waren Gegenstand zahlreicher Zensuren etwa bei den Biennalen in Sao Paolo 1963 und Venedig 1964, was auch eine Analyse der Funktion von Großausstellungen bei der Vermittlung zeitgenössischer Kunst erlaubt. Bajs doppelte Bewegung vom Zentrum zur Peripherie und von der Atombegeisterung der 50er zu Gesellschaftskritik der 60er Jahre kann so als roter Faden dienen für die Rekonstruktion eines anschaulichen und umfassenden Bildes des von der Forschung vernachlässigten Beitrags Italiens zur Kunst der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts.
Kurztext:
Italiens Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts steht im Mittelpunkt des vorliegenden Buches. Untersucht wird die vor allem in Mailand angesiedelte Kunstszene der fünfziger Jahre im kulturellen Kontext der italienischen Avantgarde der Nachkriegszeit. Mit der Fokussierung auf das Werk von Enrico Baj wendet sich die Autorin auch den sechziger Jahren zu.