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Wie sieht die Zukunft der Alpen aus? Was wird aus dieser 'extremen' Landschaft Europas mit ihren heute massiven Problemen zwischen technischer Übernutzung und Entvölkerung? Um die Evolution dieser besonderen Landschaft zu verstehen, muss man wissen, was die Alpen waren und wie die Bilder entstanden sind, die wir von ihnen haben. Claude Reichler wirft einen Blick zurück in die Geschichte der Wahrnehmung der Alpen: Bei ihrer 'Entdeckung' durch die ersten Alpenreisenden und noch lange danach wurden die Alpen mit einer Mischung aus Begeisterung und Furcht wahrgenommen; man interpretierte…mehr

Produktbeschreibung
Wie sieht die Zukunft der Alpen aus? Was wird aus dieser 'extremen' Landschaft Europas mit ihren heute massiven Problemen zwischen technischer Übernutzung und Entvölkerung? Um die Evolution dieser besonderen Landschaft zu verstehen, muss man wissen, was die Alpen waren und wie die Bilder entstanden sind, die wir von ihnen haben. Claude Reichler wirft einen Blick zurück in die Geschichte der Wahrnehmung der Alpen: Bei ihrer 'Entdeckung' durch die ersten Alpenreisenden und noch lange danach wurden die Alpen mit einer Mischung aus Begeisterung und Furcht wahrgenommen; man interpretierte Merkwürdiges in die grandiosen Landschaften hinein, entwarf Bilder von ihnen, ließ sie neu noch wunderbarer und noch furchtbarer werden. Das Buch erzählt die Geschichte der alpinen Landschaft vom 18. bis ins 20. Jahrhundert, die Wandlungen ihrer Wahrnehmung von der reinen Betrachtung über die Mythenbildungen bis zur Eroberung. Es dechiffriert künstlerische Darstellungen (etwa eines Caspar Wolf) und sprachliche Zeugnisse (von Horace Bénédict de Saussure, dem Montblanc-'Entdecker', bis zu den schweizerischen Réduit-Ideologen) und kommt schließlich an bei Max Frischs Dekonstruktion des alpinen Mythos. Mit farbigen Reproduktionen historischer Alpendarstellungen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.12.2005

Bücherecke
Arkadien liegt in den Alpen
Die Pioniere unter den Alpinisten, all die Erstbezwinger von Mont Blanc, Matterhorn, Eiger-Nordwand et cetera: Sind tatsächlich sie die Entdecker der Alpen? Oder gebührt diese Ehre nicht vielmehr Schriftstellern und Malern? Immerhin haben die ersten Reisenden unter ihnen ein Bild der Alpen geschaffen, das unsere Wahrnehmung noch heute bestimmt: Das Bild einer Idylle, in der die Menschen und das Terrain sich wechselseitig gedeihlich prägen.
Wie stark die Wahrnehmung der Alpen seit Generationen vorgeprägt ist, belegt der französische Kultur- und Literaturwissenschaftler Claude Reichler in seiner gründlichen „Entdeckung einer Landschaft”. Darin beschränkt er sich auf den Hauptkamm der schweizerischen Alpen. So hält er seine Untersuchung überschaubar und argumentiert dennoch auf einer ausreichenden Grundlage. Schon Reichlers Einleitung ist bestechend. Darin beschreibt er das Schlusskapitel von Alfred de Mussets Roman „Bekenntnisse eines Kindes seiner Zeit”. Die Protagonisten betrachten den Stich einer Alpenlandschaft, übermalen darauf Gesichter mit ihren eigenen Porträts und planen letztlich eine Reise in die dargestellte Region. Zwar schreiben sie das tradierte Alpenbild durch die Übermalung fort, im Grunde aber eignen sie es sich nur an, übernehmen es als Verheißung und erhoffen sich - ihre Beziehung ist zerrüttet - von der Reise eine Rückkehr in die Zeit unschuldiger Liebe.
De Mussets Roman wurde 1836 veröffentlicht und steht damit am Ende der Entwicklung, auf die Reichelt fokussiert. Die Romantiker müssen schon nichts Neues mehr erfinden, „vielmehr rekapitulieren sie, verifizieren ihre Buchlektüre, passen ihre Eindrücke den verbreiteten Bildern an”. Ein Jahrhundert zuvor hatte Johann J. Scheuchzer noch Drachenlegenden katalogisiert, was insofern das Aufkeimen eines wissenschaftlichen Interesses spiegelt, als gerade Funde urzeitlicher Versteinerungen noch einmal einen voraufklärerischen Aberglauben befeuerten. Schon bald aber legte Caspar Wolf seine „Merkwürdigen Prospekte aus den Schweizer-Gebürgen” vor, aus der die obige Abbildung entnommen ist (Abb. Rotpunktverlag). Und trug damit wesentlich bei zu jenem Bild der Alpen, in dem, so Reichler, Natur, Gesellschaft sowie die Wahrnehmungs- und Erkenntnismöglichkeiten in einen Idealzustand getreten zu sein scheinen.
STEFAN FISCHER
CLAUDE REICHLER: Entdeckung einer Landschaft. Reisende, Schriftsteller, Künstler und ihre Alpen. Rotpunktverlag, Zürich 2005. 340 Seiten, 26,50 Euro.
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