Sie wagten den Aufbruch in eine fremde Welt. Mitgebracht haben sie die wohl schönste Chronik der Naturgeschichte. Die großen Entdecker und Forschungsreisenden mussten zunächst noch ohne Kamera auskommen. Aber sie wurden von Menschen begleitet, die es vermochten, den Zauber exotischer Pflanzen und seltener Lebewesen mit dem Zeichenstift festzuhalten. Der Band erzählt die Geschichte dieser Expeditionen zwischen 1687 und 1876 und zeigt bisher kaum bekannte Kunstwerke aus den Archiven des renommierten Museum of Natural History in London. Zu den Höhepunkten zählen Hans Slones Reise nach Jamaika, die Europa den Kakao bescherte, Maria Sibylla Merians Besuch bei den Schmetterlingen von Surinam, William Bartrams Ansichten der nordamerikanischen Tierwelt, Darwins Ankunft auf den Galapagos-Inseln und die erste Tiefsee-Expedition mit der "Challenger".
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.06.2020Vögel gefunden
Die großen Abenteuer und die damit verbundenen Namen sind bekannt: die Entdeckung Australiens durch James Cook, die Fahrt Charles Darwins auf der Beagle oder die Reise der Professoren William Benjamin Carpenter und Charles Wyville Thomson, mit der die Geschichte der Ozeanographie begann. Dagegen wissen höchstens Spezialisten etwas mit Namen wie Augustus Earle und Conrad Martens, Sydney Parkinson oder Jean-Jacques Wild anzufangen, obwohl sie es waren, die den Expeditionen ins Ungewisse ein Gesicht gaben, indem sie exakt all das abzeichneten, was die Menschen der Alten Welt nie zuvor gesehen hatten: exotische Pflanzen von seltsamer Schönheit, bizarres Getier zu Land und zu Wasser, bunt gefiederte Vögel oder in Regenbogenfarben schillernde Schmetterlinge. Es waren genialische Typen, die unter schwierigsten Bedingen diese großartigen Leistungen vollbrachten, alles Männer bis auf Maria Sybilla Merian, die ohne Tross, ganz auf sich gestellt und jeder Konvention zum Trotz nach Surinam reiste und ihre wunderbaren Bilder schuf, denen in diesem Buch ein besonders großes und schönes Kapitel gewidmet ist. Diese singuläre Person ist auch die Einzige, die bleibenden Nachruhm beanspruchen durfte, das Werk der anderen verschwand in den Schubladen aller möglichen Archive. Für dieses Buch hat das britische Museum of Natural History seine Schatzkisten geöffnet, und es sind grandiose Schöpfungen zum Vorschein gekommen - früher von immenser wissenschaftlicher Bedeutung und verantwortlich für das Entstehen eines neuen Weltbilds, heute ein ästhetisches Vergnügen ersten Ranges. Begleitet von den spannenden Beschreibungen kühner Ausflüge zu fernen Ufern, legen die Bilder Zeugnis ab von einer unzähmbaren Neugier, die sich auf exzeptionelle Weise mit einem künstlerischen Impetus verband - zusammengestellt zu einem außergewöhnlichen Buch, das nicht nur schön anzuschauen ist, sondern einen herrlichen Anstoß gibt für Reisen der Phantasie zu den Merkwürdigkeiten der Schöpfung.
tg
"Entdeckungsreisen - Magische Bilder exotischer Welten" von Anthony Rice. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2019. 336 Seiten, 335 Illustrationen. Gebunden, 68 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die großen Abenteuer und die damit verbundenen Namen sind bekannt: die Entdeckung Australiens durch James Cook, die Fahrt Charles Darwins auf der Beagle oder die Reise der Professoren William Benjamin Carpenter und Charles Wyville Thomson, mit der die Geschichte der Ozeanographie begann. Dagegen wissen höchstens Spezialisten etwas mit Namen wie Augustus Earle und Conrad Martens, Sydney Parkinson oder Jean-Jacques Wild anzufangen, obwohl sie es waren, die den Expeditionen ins Ungewisse ein Gesicht gaben, indem sie exakt all das abzeichneten, was die Menschen der Alten Welt nie zuvor gesehen hatten: exotische Pflanzen von seltsamer Schönheit, bizarres Getier zu Land und zu Wasser, bunt gefiederte Vögel oder in Regenbogenfarben schillernde Schmetterlinge. Es waren genialische Typen, die unter schwierigsten Bedingen diese großartigen Leistungen vollbrachten, alles Männer bis auf Maria Sybilla Merian, die ohne Tross, ganz auf sich gestellt und jeder Konvention zum Trotz nach Surinam reiste und ihre wunderbaren Bilder schuf, denen in diesem Buch ein besonders großes und schönes Kapitel gewidmet ist. Diese singuläre Person ist auch die Einzige, die bleibenden Nachruhm beanspruchen durfte, das Werk der anderen verschwand in den Schubladen aller möglichen Archive. Für dieses Buch hat das britische Museum of Natural History seine Schatzkisten geöffnet, und es sind grandiose Schöpfungen zum Vorschein gekommen - früher von immenser wissenschaftlicher Bedeutung und verantwortlich für das Entstehen eines neuen Weltbilds, heute ein ästhetisches Vergnügen ersten Ranges. Begleitet von den spannenden Beschreibungen kühner Ausflüge zu fernen Ufern, legen die Bilder Zeugnis ab von einer unzähmbaren Neugier, die sich auf exzeptionelle Weise mit einem künstlerischen Impetus verband - zusammengestellt zu einem außergewöhnlichen Buch, das nicht nur schön anzuschauen ist, sondern einen herrlichen Anstoß gibt für Reisen der Phantasie zu den Merkwürdigkeiten der Schöpfung.
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"Entdeckungsreisen - Magische Bilder exotischer Welten" von Anthony Rice. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2019. 336 Seiten, 335 Illustrationen. Gebunden, 68 Euro.
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»Ein außergewöhnliches Buch, das nicht nur schön anzuschauen ist, sondern einen herrlichen Anstoß gibt für Reisen der Phantasie zu den Merkwürdigkeiten der Schöpfung.« FAZ