Nach seinem erfolgreichen Roman 'Fremde Seele, dunkler Wald', der auf der Shortlist des deutschen Buchpreises stand, schreibt Reinhard Kaiser-Mühlecker über die Umbrüche unserer Gegenwart. Nach Jahren auf Reisen kehrt ein Journalist in den Ort seiner Kindheit zurück, an dem er nie heimisch war. Er schreibt für das kriselnde Lokalblatt, er beginnt eine Affäre und arbeitet auf dem Hof eines Mastbauern, dessen Land enteignet wurde. Rätselhaft und faszinierend sind sie, Ines, Hemma, Flor, und sie ziehen ihn hinein in die Kämpfe um ihr Leben, das ihnen weggenommen wird. Ein existentieller und aufwühlender Roman darüber, wie diese Welt im Umbruch unsere Gefühle und Beziehungen verändert. Reinhard Kaiser-Mühlecker erzählt von einer Zeit tiefer Verunsicherung - er erzählt von unserer Gegenwart.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.08.2020NEUE TASCHENBÜCHER
Fragen
ohne Antworten
„Was wird das jetzt? … Was tust du?“ Das sind nur zwei von vielen Fragen, die Reinhard Kaiser-Mühlecker seinen Ich-Erzähler Jan, einen in sein Heimatdorf zurückgekehrten Journalisten, an sich stellen lässt. Auf die aber nie Antworten folgen. Mit diesem Trick gelingt dem Autor zweierlei: Sein schlicht erzählter Antiheimatroman „Enteignung“ wird beherrscht von einer sommerlich aufgeheizten Atmosphäre des Geheimnisvollen, die beständig für Spannung sorgt. Und er beglaubigt Jan als Melancholiker, der gelangweilt durch sein Leben driftet – dass er einst beruflich erfolgreich war und nun für ein von der Zeitungskrise gebeuteltes Lokalblatt schreibt, ist ihm gleichgültig. Doch Vorsicht ist geboten. Jan, der sich darüber wundert, „wie tief Menschen empfinden können“, zeigt in Bezug auf seine zwei Affären, die Lehrerin Ines sowie die mit dem kürzlich auf dubiose Weise enteigneten Schweinemastbauern Flor verheiratete Hemma, erstaunlich viel Emotionen: Scham, Eifersucht, Zorn. Am Ende sind zwei Menschen tot, und Jan kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihm „etwas vorgespielt“ wurde, „von dem ich nicht wusste, was es sollte“. FLORIAN WELLE
Reinhard Kaiser-Mühlecker: Enteignung. S. Fischer Verlag, Frankfurt/ M. 2020. 224 Seiten, 12 Euro.
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Fragen
ohne Antworten
„Was wird das jetzt? … Was tust du?“ Das sind nur zwei von vielen Fragen, die Reinhard Kaiser-Mühlecker seinen Ich-Erzähler Jan, einen in sein Heimatdorf zurückgekehrten Journalisten, an sich stellen lässt. Auf die aber nie Antworten folgen. Mit diesem Trick gelingt dem Autor zweierlei: Sein schlicht erzählter Antiheimatroman „Enteignung“ wird beherrscht von einer sommerlich aufgeheizten Atmosphäre des Geheimnisvollen, die beständig für Spannung sorgt. Und er beglaubigt Jan als Melancholiker, der gelangweilt durch sein Leben driftet – dass er einst beruflich erfolgreich war und nun für ein von der Zeitungskrise gebeuteltes Lokalblatt schreibt, ist ihm gleichgültig. Doch Vorsicht ist geboten. Jan, der sich darüber wundert, „wie tief Menschen empfinden können“, zeigt in Bezug auf seine zwei Affären, die Lehrerin Ines sowie die mit dem kürzlich auf dubiose Weise enteigneten Schweinemastbauern Flor verheiratete Hemma, erstaunlich viel Emotionen: Scham, Eifersucht, Zorn. Am Ende sind zwei Menschen tot, und Jan kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihm „etwas vorgespielt“ wurde, „von dem ich nicht wusste, was es sollte“. FLORIAN WELLE
Reinhard Kaiser-Mühlecker: Enteignung. S. Fischer Verlag, Frankfurt/ M. 2020. 224 Seiten, 12 Euro.
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Ein wundersamer [...] kurzweiliger, interessanter, kluger, auch politisch kluger Text Westdeutscher Rundfunk 201902