"VON ALLEN AMERIKANISCHEN AUTORINNEN IST ELIF BATUMAN DIE WITZIGSTE." SHEILA HETI
Die Bestsellerautorin Elif Batuman ist eine der originellsten Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Ihr Roman über die junge Literaturstudentin Selin erzählt ebenso witzig wie rührend von der mühsamen Überwindung postpubertärer Scham, von misslungenen ersten Malen und dem völlig verkopften Versuch, erwachsen zu werden. "Entweder/Oder" ist das großartige Porträt einer sehr klugen Frau mit einer sehr komplizierten Gefühlswelt - und eine genauso geistreiche wie lustige Persiflage auf das Akademiker-Milieu.
Es ist Selins zweites Jahr an der Harvard-Universität. Sie leidet unter Liebeskummer, möchte Schriftstellerin werden und nimmt seit Kurzem Antidepressiva. So weit, so normal. Doch Selins Problem mit dem Leben ist komplizierter: Sie neigt dazu, alles zu zerdenken, und steht sich dadurch ständig selbst im Weg. Ihr Versuch, sich die Welt über Bücher zu erklären - von Kierkegaard bis Nabokov -, um ja keinen Fuß in die Wirklichkeit setzen zu müssen, liefert Selin keine klaren Ergebnisse. Was ist das soziale Konzept einer Party, wie emanzipatorisch darf, will oder muss ich sein, und warum ist Sex eigentlich so erstrebenswert? Um ihre Fragen ans Leben zu beantworten, begibt sie sich - etwas verkrampft, aber durchaus risikobereit - mitten hinein und gerät dabei an so manchen düsteren Ort ...
Ein The New York Times- und The Washington Post-Bestseller Elif Batuman gehört zu den wichtigsten Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur
Die Bestsellerautorin Elif Batuman ist eine der originellsten Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Ihr Roman über die junge Literaturstudentin Selin erzählt ebenso witzig wie rührend von der mühsamen Überwindung postpubertärer Scham, von misslungenen ersten Malen und dem völlig verkopften Versuch, erwachsen zu werden. "Entweder/Oder" ist das großartige Porträt einer sehr klugen Frau mit einer sehr komplizierten Gefühlswelt - und eine genauso geistreiche wie lustige Persiflage auf das Akademiker-Milieu.
Es ist Selins zweites Jahr an der Harvard-Universität. Sie leidet unter Liebeskummer, möchte Schriftstellerin werden und nimmt seit Kurzem Antidepressiva. So weit, so normal. Doch Selins Problem mit dem Leben ist komplizierter: Sie neigt dazu, alles zu zerdenken, und steht sich dadurch ständig selbst im Weg. Ihr Versuch, sich die Welt über Bücher zu erklären - von Kierkegaard bis Nabokov -, um ja keinen Fuß in die Wirklichkeit setzen zu müssen, liefert Selin keine klaren Ergebnisse. Was ist das soziale Konzept einer Party, wie emanzipatorisch darf, will oder muss ich sein, und warum ist Sex eigentlich so erstrebenswert? Um ihre Fragen ans Leben zu beantworten, begibt sie sich - etwas verkrampft, aber durchaus risikobereit - mitten hinein und gerät dabei an so manchen düsteren Ort ...
Ein The New York Times- und The Washington Post-Bestseller Elif Batuman gehört zu den wichtigsten Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Christiane Pöhlmann hätte das Buch rückblickend am liebsten nach dem Klappentext beiseite gelegt. Denn mit dem Roman um die aus Batumans Vorgänger "Die Idiotin" bekannte Selin kann sie so gar nichts anfangen. Selins zweites Jahr als Harvard-Studentin steht, lernen wir, im Zeichen des Sex und der Liebe. Die Hauptfigur stürzt sich in eine Serie von Affären, deren Hintergrund laut Pöhlmann ein eher diffuses feministisches Programm bildet. Der Kritikerinleuchtet diese Selin schlicht nicht ein: Warum ist diese angeblich so kopflastige Frau so unbelesen, warum ist eine säkular erzogene junge Frau aus einer türkisch-amerikanischen Familie in sexuellen Dingen so naiv, dass sie sich Kusstipps aus der Weltliteratur holen muss? Der im Stil eines Tagebuchs geschriebene Roman arbeitet sich zwar an einer breiten Spannbreite an Themen ab, schließt Pöhlmann, insbesondere als Porträt seiner Hauptfigur jedoch findet sie ihn ernüchternd.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.09.2023Was für ein enormes Talent
Die amerikanische Schriftstellerin Elif Batuman arbeitet am großen Bildungsroman unserer Zeit.
Jetzt erscheint der zweite Teil auf Deutsch
VON FELIX STEPHAN
Mit ihrem dritten Buch ist die amerikanische Schriftstellerin Elif Batuman gerade zum ersten Mal auch auf der Bestsellerliste der New York Times gelandet, und im Nachhinein liest sich ihr Werdegang, als hätte es anders eigentlich gar nicht kommen können. Batuman wurde als Kind türkischer Immigranten in New York geboren, hat an der Harvard University Literaturwissenschaft studiert, in Stanford in Komparatistik promoviert, parallel für den New Yorker und andere erstklassige Adressen der amerikanischen Longform über Literatur geschrieben und kurz darauf das Buch „Die Besessenen“ veröffentlicht, eine Sammlung von Essays über russische Literatur.
Das Buch enthält unter anderem eine Reportage über eine Konferenz internationaler Forscher auf Tolstois Landgut in Jasnaja Poljana, die zuerst 2009 im Harper’s Magazine erschienen war und die zu den ganz großen Exemplaren gehört, die diese Form je hervorgebracht hat, in einer Liga mit Truman Capotes Besuch bei Marlon Brando in einem Hotelzimmer in Tokio von 1957 oder David Foster Wallaces Besuch des Lobster Festival in Maine, erschienen 2004 im Gourmet Magazine.
Elif Batuman war gerade 30 und hatte in der Wissenschaft und im Journalismus im Grunde alles erreicht, aber im Rückblick sieht es nun so aus, als habe sie das nur einleitend aus der Welt schaffen wollen, bevor sie zum eigentlichen Thema kommt, dem Schreiben eigener Romane. 2017 ist ihr erster erschienen, auch er trug einen Dostojewskij-Titel, „The Idiot“, und wurde direkt für den Pulitzer-Preis nominiert. Heute weiß man, dass es nur der erste Teil eines Großprojektes war, das in vier Büchern von den vier Lehrjahren der Ich-Erzählerin Selin Karadağ in Harvard erzählt, der Auftakt zu einem mehrbändigen Bildungsroman. Es gibt ja die These, dass Romane wie Flauberts „Éducation sentimentale“ oder Tolstois Trilogie „Kindheit/Knabenjahre/Jugendzeit“ in dem heutigen Medienumfeld nicht mehr geschrieben werden können, weil Fernsehen und Internet deren Rolle weitgehend übernommen haben. Elif Batuman erbringt in ihrer Romanreihe halsbrecherisch den Gegenbeweis. Hier kann man eine Erzählerin noch einmal sehr detailliert dabei beobachten, wie sie versucht, sich mit dem Dasein und seinen unbestreitbaren Nachteilen in ein vernünftiges Verhältnis zu setzen und nebenbei zu einer Person zu werden.
In den Zehnerjahren sind die großen biografischen Romanreihen von Karl-Ove Knausgård und Elena Ferrante vor allem dadurch hervorgetreten, dass sie sich den klassischen Erzählweisen und Regelpoetiken ausdrücklich verweigerten und stattdessen eine Prosa entwickelten, die ihre Kunst möglichst kunstlos aussehen ließ. Bei Elif Batuman hingegen ist der Anspruch, dem Kanon erst einmal auf Augenhöhe gegenüberzutreten, durchweg handlungstreibend. Unentwegt befindet sich die Erzählerin im inneren Dialog mit Puschkin, Proust oder Henry James, weil sie sich als ein amerikanischer Teenager begreift, der dazu verdammt ist, sich in dem kulturellen Raum zu orientieren, den diese Leute errichtet haben – am bündigsten vielleicht zusammengefasst in der Zeile: „Zu verstehen, worum es beim Sex ging, war dasselbe Gefühl, wie wenn man verstand, worum es bei Shakespeare ging.“
Der Handlungsbogen des ersten Romans besteht aus einer unglücklichen, unerfüllten Liebe. Selin ist einem ungarischen Kommilitonen namens Iwan verfallen, mit dem sie sich über das rudimentäre interne digitale Kommunikationssystem in Harvard – wir befinden uns in den Neunzigerjahren – unverständliche Nachrichten schreibt, weil es in Friedrich Schlegels Aufsatz „Über die Unverständlichkeit“ heißt, „das Köstlichste, was der Mensch hat“, liege an einem Punkt, „der im Dunkeln gelassen werden muss“. Ein großer Reiz dieser Erzählwelt besteht darin, dass unentwegt hochbegabte Teenager die Wege der Erzählerin kreuzen, weil sie in Harvard eben in großer Zahl vorhanden sind. Wir sprechen von Siebzehnjährigen, die sich in der Kantine darüber mokieren, wenn jemand Baudelaire und Baudrillard verwechselt, und die das Klopfen an den Wohnheimzimmertüren für behavioristische Experimente nutzen. Ab welcher Klopfdichte werden die Klopfgeräusche als Klopfen wahrgenommen?
Für Iwan lernt Selin Ungarisch, verbringt die Sommerferien in einem ungarischen Dorf, während ihre Freundinnen mit Praktika bei den Vereinten Nationen und der OECD die künftigen Großkarrieren vorbereiten, sie besucht seine ungarische Familie und versteht kein Wort von dem, was die Leute reden. Schließlich verbringen Iwan und Selin eine Nacht in einem Zimmer, und Selin gesteht sich ein, dass sie mit Iwan schlafen würde, sobald er auch nur das geringste Interesse anmeldet. Er meldet aber keines an, die Nacht vergeht, und der Roman endet nach 500 Seiten damit, dass Iwan seinen Abschluss macht und nach Berkeley wechselt. Wenn Selin von ihren Kommilitoninnen gefragt wird, ob in Ungarn „etwas zwischen ihnen passiert“ sei, antwortet sie, dass vieles passiert sei, nur das eine eben nicht.
An dieser Stelle setzt nun der zweite Roman „Entweder/Oder“, der gerade auf Deutsch erschienen ist, mit dem größtmöglichen Plottwist ein, und falls man das erste Buch gerne noch lesen möchte, sollte man diesen Text hier wahrscheinlich besser abbrechen. Es geht also damit los, dass die Erzählerin Sören Kierkegaards Buch „Entweder/Oder“ liest, in dem Kierkekaard das „ästhetische“ und das „ethische“ Leben begrifflich voneinander zu unterscheiden versucht. Im Abschnitt über das „ästhetische Leben“ wird aus der Perspektive eines Verführers Schritt für Schritt erklärt, wie man zur Unterhaltung eine Frau erst erobert und dann unberührt wieder fallen lässt, um sie vollends um den Verstand zu bringen, und Selin stellt fest, dass Iwan dieser Anleitung einfach nur gefolgt war und ihre erste große Liebe nur ein kleiner elaborierter Scherz gewesen ist.
Auch – aber nicht nur – in diesem Sinne ist das zweite Buch die größtmögliche Revision des ersten. Alles steht infrage und muss neu erwogen und bedacht werden. Bei der Buchpremiere des Romans im Shop der London Review of Books hat Elif Batuman darauf hingewiesen, dass zwischen den beiden Romanen „Me Too“ vorgefallen ist, was ihren rückwärtigen Blick auf die eigene sexuelle Früherziehung entscheidend verändert hat. Sie selbst gehöre zu einer Generation von Frauen, die in Geschlechtsdingen noch in den Neunzigern sozialisiert wurde, in „Me Too“-Zeitrechung also ungefähr im Mittelalter, die heute aber immer noch relativ jung und mit einem neuen Bewusstsein auf ihre eigene Adoleszenz zurückschaut und Erlebnisse neu sortiert und bewertet. Die Grenzen zwischen einem unangenehmen One-Night-Stand und einem Date Rape, zwischen einer schmerzhaften Beziehung und psychologischem Missbrauch, haben sich in der Zwischenzeit deutlich verschoben, das zeigt sich nicht zuletzt am Vokabular, und Batuman bringt der Generation junger Frauen, die direkt nach ihr kam, für deren Arbeit an den Begriffen nichts als Dankbarkeit und Hochachtung entgegen.
Insofern hat sich auch das Verhältnis zwischen der Autorin und ihrer Erzählerin in „Entweder/Oder“ im Vergleich zum ersten Buch deutlich gewandelt. Die vierzigjährige Elif Batuman erzählt jetzt von der anderen Seite eines großen gesellschaftlichen Umbruchs aus der Perspektive einer 19-jährigen Studentin, die ihrerseits noch nicht weiß, welche Revolution ihr da ins Haus steht, und die die Schuld für Iwans Betrug noch immer intuitiv bei sich sucht. Erinnerungen von jenseits des Grabes. Als sie im Seminar einmal „Anna Karenina“ zum zweiten Mal liest, stellt sie zerknirscht fest, dass alle Frauen in dem Buch Männer und Liebhaber haben, außer einem einzigen Mädchen, Warenka, aber selbst die bekommt einmal fast einen Heiratsantrag: „Es gab in diesem Buch keine Frau, mit der keiner schlafen wollte.“
Es wird Leser geben, die den Roman als eine nicht enden wollende Aneinanderreihung von Seminaren, Lektüren und Liebeskummer erleben werden. Nicht wenige amerikanische Kritiker haben der Erzählerin vorgeworfen, sie denke zu viel nach. Das würde allerdings bedeuten, dass ein aufregendes Leben nur um den Preis seiner Analyse zu haben ist, ein Frosch also ein aufregenderes Leben führt als, sagen wir, Hannah Arendt. Natürlich ist das Gegenteil wahr: Selins ganze Lebenskraft, Intelligenz und Fantasie ist dem Versuch gewidmet, ein unkonventionelles, freies, ästhetisches Leben zu führen.
Deswegen ja Kierkegaard. Der Teil über das „ethische Leben“ in dessen Buch, so fasst Selin es zusammen, „war nicht nur langweiliger als der ästhetische, er ergab auch kaum Sinn“. Selin würde es viel lieber mit dem ästhetischen versuchen, aber: „Die einfachste Form des ästhetischen Lebens betraf die Verführung junger Mädchen, die dann fallen gelassen und in den Wahnsinn getrieben wurden. Das hatte ich aus Büchern gelernt. Es gab da ein Anwendungsproblem: Was tat man, wenn man selbst ein junges Mädchen war?“ Was sollte man heute tun, fragt sie sich: „Männer verführen und sie dann fallen lassen? War es das, was der Feminismus möglich gemacht hatte? Irgendetwas daran fühlte sich nicht ästhetisch an.“
Wenn man die Kunst der Elif Batuman auf eine Formel bringen wollte, dann vielleicht diese: Sie lässt eine junge New Yorkerin, der ganz und gar ein Produkt der selbstbezogenen, neurotischen, ahistorischen amerikanischen Gegenwartskultur ist („Dachte nicht die ganze Welt, Amerikaner seien Babys?“) auf kanonische Romane los, deren Personal von ihrem eigenen Leben so weit entfernt ist, dass sie sich genauso gut in einer anderen Dimension abspielen könnten. Und doch macht sie die Entdeckungen, die ihr am meisten bedeuten, dort, in diesen Büchern. Und weil Elif Batuman eines dieser Talente ist, wie sie in der Literatur wirklich nicht häufig vorkommen, profitiert von dieser gedanklichen Arbeit nicht nur ihre Erzählerin, sondern tatsächlich auch der Kanon.
Bei Kierkegaard erkennt sie
ihre erste große Liebe wieder:
als elaborierten Scherz
Einige amerikanische
Kritiker warfen der Erzählerin vor,
sie denke zu viel nach
Sie erzählt vom Dasein und seinen unbestreitbaren Nachteilen. Die Schriftstellerin Elif Batuman in San Francisco.
Foto: Alamy Stock Photos
Elif Batuman: Entweder oder. Roman. Aus dem Englischen von Claudia Wenner. C. H. Beck
Verlag, München 2023.
396 Seiten, 25 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Die amerikanische Schriftstellerin Elif Batuman arbeitet am großen Bildungsroman unserer Zeit.
Jetzt erscheint der zweite Teil auf Deutsch
VON FELIX STEPHAN
Mit ihrem dritten Buch ist die amerikanische Schriftstellerin Elif Batuman gerade zum ersten Mal auch auf der Bestsellerliste der New York Times gelandet, und im Nachhinein liest sich ihr Werdegang, als hätte es anders eigentlich gar nicht kommen können. Batuman wurde als Kind türkischer Immigranten in New York geboren, hat an der Harvard University Literaturwissenschaft studiert, in Stanford in Komparatistik promoviert, parallel für den New Yorker und andere erstklassige Adressen der amerikanischen Longform über Literatur geschrieben und kurz darauf das Buch „Die Besessenen“ veröffentlicht, eine Sammlung von Essays über russische Literatur.
Das Buch enthält unter anderem eine Reportage über eine Konferenz internationaler Forscher auf Tolstois Landgut in Jasnaja Poljana, die zuerst 2009 im Harper’s Magazine erschienen war und die zu den ganz großen Exemplaren gehört, die diese Form je hervorgebracht hat, in einer Liga mit Truman Capotes Besuch bei Marlon Brando in einem Hotelzimmer in Tokio von 1957 oder David Foster Wallaces Besuch des Lobster Festival in Maine, erschienen 2004 im Gourmet Magazine.
Elif Batuman war gerade 30 und hatte in der Wissenschaft und im Journalismus im Grunde alles erreicht, aber im Rückblick sieht es nun so aus, als habe sie das nur einleitend aus der Welt schaffen wollen, bevor sie zum eigentlichen Thema kommt, dem Schreiben eigener Romane. 2017 ist ihr erster erschienen, auch er trug einen Dostojewskij-Titel, „The Idiot“, und wurde direkt für den Pulitzer-Preis nominiert. Heute weiß man, dass es nur der erste Teil eines Großprojektes war, das in vier Büchern von den vier Lehrjahren der Ich-Erzählerin Selin Karadağ in Harvard erzählt, der Auftakt zu einem mehrbändigen Bildungsroman. Es gibt ja die These, dass Romane wie Flauberts „Éducation sentimentale“ oder Tolstois Trilogie „Kindheit/Knabenjahre/Jugendzeit“ in dem heutigen Medienumfeld nicht mehr geschrieben werden können, weil Fernsehen und Internet deren Rolle weitgehend übernommen haben. Elif Batuman erbringt in ihrer Romanreihe halsbrecherisch den Gegenbeweis. Hier kann man eine Erzählerin noch einmal sehr detailliert dabei beobachten, wie sie versucht, sich mit dem Dasein und seinen unbestreitbaren Nachteilen in ein vernünftiges Verhältnis zu setzen und nebenbei zu einer Person zu werden.
In den Zehnerjahren sind die großen biografischen Romanreihen von Karl-Ove Knausgård und Elena Ferrante vor allem dadurch hervorgetreten, dass sie sich den klassischen Erzählweisen und Regelpoetiken ausdrücklich verweigerten und stattdessen eine Prosa entwickelten, die ihre Kunst möglichst kunstlos aussehen ließ. Bei Elif Batuman hingegen ist der Anspruch, dem Kanon erst einmal auf Augenhöhe gegenüberzutreten, durchweg handlungstreibend. Unentwegt befindet sich die Erzählerin im inneren Dialog mit Puschkin, Proust oder Henry James, weil sie sich als ein amerikanischer Teenager begreift, der dazu verdammt ist, sich in dem kulturellen Raum zu orientieren, den diese Leute errichtet haben – am bündigsten vielleicht zusammengefasst in der Zeile: „Zu verstehen, worum es beim Sex ging, war dasselbe Gefühl, wie wenn man verstand, worum es bei Shakespeare ging.“
Der Handlungsbogen des ersten Romans besteht aus einer unglücklichen, unerfüllten Liebe. Selin ist einem ungarischen Kommilitonen namens Iwan verfallen, mit dem sie sich über das rudimentäre interne digitale Kommunikationssystem in Harvard – wir befinden uns in den Neunzigerjahren – unverständliche Nachrichten schreibt, weil es in Friedrich Schlegels Aufsatz „Über die Unverständlichkeit“ heißt, „das Köstlichste, was der Mensch hat“, liege an einem Punkt, „der im Dunkeln gelassen werden muss“. Ein großer Reiz dieser Erzählwelt besteht darin, dass unentwegt hochbegabte Teenager die Wege der Erzählerin kreuzen, weil sie in Harvard eben in großer Zahl vorhanden sind. Wir sprechen von Siebzehnjährigen, die sich in der Kantine darüber mokieren, wenn jemand Baudelaire und Baudrillard verwechselt, und die das Klopfen an den Wohnheimzimmertüren für behavioristische Experimente nutzen. Ab welcher Klopfdichte werden die Klopfgeräusche als Klopfen wahrgenommen?
Für Iwan lernt Selin Ungarisch, verbringt die Sommerferien in einem ungarischen Dorf, während ihre Freundinnen mit Praktika bei den Vereinten Nationen und der OECD die künftigen Großkarrieren vorbereiten, sie besucht seine ungarische Familie und versteht kein Wort von dem, was die Leute reden. Schließlich verbringen Iwan und Selin eine Nacht in einem Zimmer, und Selin gesteht sich ein, dass sie mit Iwan schlafen würde, sobald er auch nur das geringste Interesse anmeldet. Er meldet aber keines an, die Nacht vergeht, und der Roman endet nach 500 Seiten damit, dass Iwan seinen Abschluss macht und nach Berkeley wechselt. Wenn Selin von ihren Kommilitoninnen gefragt wird, ob in Ungarn „etwas zwischen ihnen passiert“ sei, antwortet sie, dass vieles passiert sei, nur das eine eben nicht.
An dieser Stelle setzt nun der zweite Roman „Entweder/Oder“, der gerade auf Deutsch erschienen ist, mit dem größtmöglichen Plottwist ein, und falls man das erste Buch gerne noch lesen möchte, sollte man diesen Text hier wahrscheinlich besser abbrechen. Es geht also damit los, dass die Erzählerin Sören Kierkegaards Buch „Entweder/Oder“ liest, in dem Kierkekaard das „ästhetische“ und das „ethische“ Leben begrifflich voneinander zu unterscheiden versucht. Im Abschnitt über das „ästhetische Leben“ wird aus der Perspektive eines Verführers Schritt für Schritt erklärt, wie man zur Unterhaltung eine Frau erst erobert und dann unberührt wieder fallen lässt, um sie vollends um den Verstand zu bringen, und Selin stellt fest, dass Iwan dieser Anleitung einfach nur gefolgt war und ihre erste große Liebe nur ein kleiner elaborierter Scherz gewesen ist.
Auch – aber nicht nur – in diesem Sinne ist das zweite Buch die größtmögliche Revision des ersten. Alles steht infrage und muss neu erwogen und bedacht werden. Bei der Buchpremiere des Romans im Shop der London Review of Books hat Elif Batuman darauf hingewiesen, dass zwischen den beiden Romanen „Me Too“ vorgefallen ist, was ihren rückwärtigen Blick auf die eigene sexuelle Früherziehung entscheidend verändert hat. Sie selbst gehöre zu einer Generation von Frauen, die in Geschlechtsdingen noch in den Neunzigern sozialisiert wurde, in „Me Too“-Zeitrechung also ungefähr im Mittelalter, die heute aber immer noch relativ jung und mit einem neuen Bewusstsein auf ihre eigene Adoleszenz zurückschaut und Erlebnisse neu sortiert und bewertet. Die Grenzen zwischen einem unangenehmen One-Night-Stand und einem Date Rape, zwischen einer schmerzhaften Beziehung und psychologischem Missbrauch, haben sich in der Zwischenzeit deutlich verschoben, das zeigt sich nicht zuletzt am Vokabular, und Batuman bringt der Generation junger Frauen, die direkt nach ihr kam, für deren Arbeit an den Begriffen nichts als Dankbarkeit und Hochachtung entgegen.
Insofern hat sich auch das Verhältnis zwischen der Autorin und ihrer Erzählerin in „Entweder/Oder“ im Vergleich zum ersten Buch deutlich gewandelt. Die vierzigjährige Elif Batuman erzählt jetzt von der anderen Seite eines großen gesellschaftlichen Umbruchs aus der Perspektive einer 19-jährigen Studentin, die ihrerseits noch nicht weiß, welche Revolution ihr da ins Haus steht, und die die Schuld für Iwans Betrug noch immer intuitiv bei sich sucht. Erinnerungen von jenseits des Grabes. Als sie im Seminar einmal „Anna Karenina“ zum zweiten Mal liest, stellt sie zerknirscht fest, dass alle Frauen in dem Buch Männer und Liebhaber haben, außer einem einzigen Mädchen, Warenka, aber selbst die bekommt einmal fast einen Heiratsantrag: „Es gab in diesem Buch keine Frau, mit der keiner schlafen wollte.“
Es wird Leser geben, die den Roman als eine nicht enden wollende Aneinanderreihung von Seminaren, Lektüren und Liebeskummer erleben werden. Nicht wenige amerikanische Kritiker haben der Erzählerin vorgeworfen, sie denke zu viel nach. Das würde allerdings bedeuten, dass ein aufregendes Leben nur um den Preis seiner Analyse zu haben ist, ein Frosch also ein aufregenderes Leben führt als, sagen wir, Hannah Arendt. Natürlich ist das Gegenteil wahr: Selins ganze Lebenskraft, Intelligenz und Fantasie ist dem Versuch gewidmet, ein unkonventionelles, freies, ästhetisches Leben zu führen.
Deswegen ja Kierkegaard. Der Teil über das „ethische Leben“ in dessen Buch, so fasst Selin es zusammen, „war nicht nur langweiliger als der ästhetische, er ergab auch kaum Sinn“. Selin würde es viel lieber mit dem ästhetischen versuchen, aber: „Die einfachste Form des ästhetischen Lebens betraf die Verführung junger Mädchen, die dann fallen gelassen und in den Wahnsinn getrieben wurden. Das hatte ich aus Büchern gelernt. Es gab da ein Anwendungsproblem: Was tat man, wenn man selbst ein junges Mädchen war?“ Was sollte man heute tun, fragt sie sich: „Männer verführen und sie dann fallen lassen? War es das, was der Feminismus möglich gemacht hatte? Irgendetwas daran fühlte sich nicht ästhetisch an.“
Wenn man die Kunst der Elif Batuman auf eine Formel bringen wollte, dann vielleicht diese: Sie lässt eine junge New Yorkerin, der ganz und gar ein Produkt der selbstbezogenen, neurotischen, ahistorischen amerikanischen Gegenwartskultur ist („Dachte nicht die ganze Welt, Amerikaner seien Babys?“) auf kanonische Romane los, deren Personal von ihrem eigenen Leben so weit entfernt ist, dass sie sich genauso gut in einer anderen Dimension abspielen könnten. Und doch macht sie die Entdeckungen, die ihr am meisten bedeuten, dort, in diesen Büchern. Und weil Elif Batuman eines dieser Talente ist, wie sie in der Literatur wirklich nicht häufig vorkommen, profitiert von dieser gedanklichen Arbeit nicht nur ihre Erzählerin, sondern tatsächlich auch der Kanon.
Bei Kierkegaard erkennt sie
ihre erste große Liebe wieder:
als elaborierten Scherz
Einige amerikanische
Kritiker warfen der Erzählerin vor,
sie denke zu viel nach
Sie erzählt vom Dasein und seinen unbestreitbaren Nachteilen. Die Schriftstellerin Elif Batuman in San Francisco.
Foto: Alamy Stock Photos
Elif Batuman: Entweder oder. Roman. Aus dem Englischen von Claudia Wenner. C. H. Beck
Verlag, München 2023.
396 Seiten, 25 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.08.2023Wir tun Dinge, weil wir sie eben so tun
Die amerikanische Autorin Elif Batuman hat die Fortsetzung ihres Bestsellers "Die Idiotin" geschrieben: "Entweder/Oder" ist ein unterhaltsamer, kluger Roman über das Verhältnis von Männern und Frauen und ihre oft sehr banale Existenz.
Elif Batumans erster Roman "Die Idiotin" erschien im März 2017. Rund ein halbes Jahr später, im Oktober, begann die MeToo-Bewegung. Beides scheint auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben. Doch zu all den Entwicklungen, die MeToo bekanntlich auslöste, gehört auch Batumans Entscheidung, eine - ursprünglich nicht geplante - Fortsetzung ihres Romans zu schreiben. Dieses Buch, "Entweder/Oder", ist nun auf Deutsch erschienen.
Batuman, die 1977 geboren wurde und mit ihrer Protagonistin einige biographische Details gemeinsam hat, erzählt darin die Geschichte von Selin weiter, jener klugen, nerdigen und auch sehr lustigen Ich-Erzählerin und Hauptfigur des ersten Bandes, die Mitte der Neunzigerjahre ihr zweites Studienjahr in Harvard beginnt. Den Sommer hat sie als Englischlehrerin in Ungarn verbracht, unter anderem, um Iwan zu treffen, mit dem sie über das erste Jahr an der Uni zahllose E-Mails ausgetauscht hatte. Die erhoffte Liebesgeschichte wird daraus nicht, vielmehr gibt die gemeinsame Zeit eine Reihe von Rätseln auf, die Selin auch im zweiten Band, in dem Iwan weiterhin im Hintergrund herumgeistert, beschäftigen werden.
In mehreren Interviews hat Batuman gesagt, durch die Debatten und Ereignisse um MeToo, auch durch ihre erste Beziehung zu einer Frau, habe sie plötzlich anders auf ihre College-Jahre und somit auf ihren ersten Roman geschaut. In was für einer Welt lebte eine junge Studentin in den Neunzigerjahren - und war sie sich dessen bewusst? Für die Lektüre von "Entweder/Oder" muss diese Information keine Rolle spielen. Der Roman ist weder aktivistisch noch nimmt er auf spätere gesellschaftliche Umbrüche Bezug - wie sollte er auch? Und doch wird man mit oder ohne dieses Wissen eine Veränderung von "Die Idiotin" zu "Entweder/Oder" bemerken, einen anderen Blick auf die Welt. Als eine der wichtigsten Quellen für ihr Buch zitiert Batuman im Anhang Adrienne Richs Essay "Zwangsheterosexualität und lesbische Existenz".
Selin ist also zurück auf dem Campus, und dort folgen, wie überall nach langen Sommern und großen Ferien, die immer gleichen Gespräche. "'Wie war's in Ungarn?', fragte mich Lakshmi mit verschwörerisch funkelndem Blick beim Lunch. 'Ist irgendwas passiert?' Ungeachtet des starken Gefühls, dass eine Menge Dinge passiert waren, beantwortete ich die Frage wahrheitsgemäß so, wie Lakshmi sie gemeint hatte: Nichts war passiert."
Da sind gerade einmal drei Seiten vergangen, und über die Themen des Romans ist schon eine ganze Menge gesagt. Denn die Frage, ob im Sommer etwas passiert sei, bezieht sich selbstverständlich auf Sex. Ganz so, als ob alles andere, was zwischen zwei Menschen geschehen kann, nicht zählen würde. Als sei jede Verliebtheit, jede Beziehung ohne physischen Kontakt nicht erzählenswert und entsprechend bedeutungslos, möge sie die betreffenden Personen auch noch so sehr beschäftigen.
In einer anderen Szene geht es um Selins Verhältnis zu ihrer besten Freundin Swetlana. "'Findest du es seltsam, dass wir so viel Zeit miteinander verbringen?', fragte mich Swetlana hinterher. 'Es ist fast, als hätten wir eine Beziehung.' 'Hmm ...', sagte ich zögernd. Hatten wir denn keine Beziehung?"
Es gibt viele solcher Stellen in "Entweder/Oder", es ist im Grunde der Kern des Buches, unser gesamtes Zusammenleben zu befragen. Sich über die Konventionen zu wundern, nach denen wir Entscheidungen treffen, ohne weiter darüber nachzudenken, ob dabei wirklich das aufregendste, bestmögliche Leben herauskommt. Oder ob wir diese Dinge nicht vielmehr tun, weil das eben alle so tun. "Es war sehr enttäuschend, dass selbst in Harvard, wie ich feststellen musste, die meisten nichts weiter vorhatten, als Kinder zu bekommen und Geld für sie anzuhäufen. Man redete mit Menschen, die einem vorkamen, als sähen sie die Welt als einen Ort, an dem man sich frei bewegen und Ideen austauschen konnte, bis sich herausstellte, dass sie nichts Eiligeres zu tun hatten, als alles Interessante schnellstens hinter sich zu bringen, solange sie jung waren."
Natürlich ist Kritik an einem eher klassischen Weltbild nicht neu. Auch die Erkenntnis, dass junge, eigentlich kritisch denkende Menschen diesem Weltbild weiterhin folgen, heiraten, Kinder kriegen und zu zweit sein wollen, ist kaum überraschend. Doch die Art, mit der Batuman diese Kritik formuliert, ist es schon. Das liegt an ihrer Hauptfigur Selin, die mit ihrer scheinbar naiven Art, Fragen zu stellen, immer wieder aufs Neue jene Überzeugungen im Fundament erschüttert, ohne die wir uns unsere Welt nicht vorstellen können. Schließlich können sich die wenigsten von den Rhythmen und Mustern lösen, nach denen ein durchschnittliches Leben verläuft. Sie wollen es auch gar nicht.
Das Erstaunliche an Batumans Schreiben ist es nun, wie es ihr damit gelingt, eine solche Fundamentalkritik zu üben, ohne dass ein bedeutungsschwangeres oder gar verbittertes Buch dabei herauskäme, im Gegenteil. "Entweder/Oder" ist ein wahnsinnig unterhaltsamer College-Roman, der einen gerade deshalb berührt und trifft, weil er uns dabei noch so gut unterhält. Weil Batuman unsere Welt nicht nur genau beobachtet, sondern auch auf lustige Art vorführt.
Im Verlauf der Geschichte kommt Swetlana mit Matt ("ein freundlicher Papityp, der a cappella sang") zusammen, der ihr intellektuell nicht einmal ansatzweise gewachsen ist. Die anregenden, klugen Gespräche zwischen Selin und ihrer Freundin werden entsprechend seltener. Selin ist darüber verständlicherweise enttäuscht, verliert deshalb jedoch nicht ihren Witz: "Was wiederum für Matt sprach, war seine Gutmütigkeit und dass er keine Probleme mit seinem Selbstwertgefühl hatte - sodass man nicht verantwortlich dafür gemacht wurde, wenn er sich dumm vorkam."
Wie in "Die Idiotin" (das man, das soll kurz gesagt sein, nicht unbedingt gelesen haben muss, um "Entweder/Oder" zu verstehen, es wäre jedoch schade, es zu verpassen) gibt es auch hier zahlreiche literarische Referenzen. Schon der Titel bezieht sich auf das gleichnamige Buch von Søren Kierkegaard. Aber "Entweder/Oder" ist kein Roman für Intellektuelle, die sich beim Erkennen von Anspielungen stolz auf die Schulter klopfen wollen. Auch Selin liest die Bücher, um die es hier geht, zum ersten Mal und teilt ihre (kritischen, begeisterten oder belustigten) Eindrücke mit uns. Dadurch wird "Entweder/Oder" zu einem Buch für Menschen wie die Protagonistin, die weiterhin die Welt entdecken wollen, anstatt zu glauben, ohnehin schon alles über sie zu wissen.
Selin liest aus Neugier und dem Wunsch, durch ihre Lektüre sich selbst und ihr Umfeld zu verstehen. Kierkegaard ist dafür ein gutes Beispiel. Seine Unterscheidung zwischen einem ästhetischen und einem ethischen Leben wird zum Bezugsrahmen für die Hauptfigur und deren beste Freundin: "Ganz zu Beginn unserer Freundschaft hatte Swetlana mir eines Tages spontan erklärt, sie glaube, ich versuchte, ein ästhetisches Leben zu führen, und dass dies der Hauptunterschied zwischen uns sei, weil sie nämlich ethisch zu leben versuche. Ich verstand nicht genau, warum das Gegensätze sein sollten, und war einen Moment besorgt, sie würde denken, ich fände es okay, wenn man betrog oder stahl. Es stellte sich aber heraus, dass sie etwas anderes meinte: dass ich mehr riskierte als sie und mir mehr aus 'Stil' machte, während ihr Geschichte und Tradition wichtiger waren."
Trotz ihrer anhaltenden Lust am Lesen und Nachdenken ist Selins Begeisterung des ersten Romans in "Entweder/Oder" jedoch einer distanzierteren, kritischeren Haltung gewichen, die sich in ihren Leseerfahrungen widerspiegelt. Auch die Entdeckung, dass die kanonische Literatur von einer männlichen Perspektive dominiert wird, ist keine bahnbrechende Erkenntnis mehr. Doch die Zitate, anhand derer Batuman das deutlich macht, wie Selin im Roman ihre eigenen Erfahrungen mit Iwan plötzlich in der Literatur wiederfindet, die in vielen Fällen fast eine Anleitung dafür zu sein scheint, Frauen zu manipulieren, zu ignorieren und schäbig zu behandeln, ist entlarvend. Gerade an diesen Stellen merkt man, dass MeToo mehr geleistet hat, als einige mächtige Männer zu Fall zu bringen, sondern uns die Tür zu einer neuen Art des Miteinanders geöffnet hat.
Obwohl Selin in "Entweder/Oder" viele bittere Erfahrungen macht und Elif Batuman einem zeigt, auf welch uninspirierte Weise wir oft unser Leben führen, ist man beim Lesen nicht frustriert über die Schlechtigkeit oder Banalität der Welt. Man wünscht sich vielmehr, es besser zu machen, offen und kritisch zu bleiben, anstatt davon auszugehen, der ganze Spaß sei mit Eintritt in die Erwachsenen- und Arbeitswelt ohnehin schon vorbei. Könnte nicht alles ganz anders sein?
ANNA VOLLMER
Elif Batuman: "Entweder/Oder". Roman Aus dem Englischen von Claudia Wenner. Verlag C.H. Beck, 396 Seiten, 25 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die amerikanische Autorin Elif Batuman hat die Fortsetzung ihres Bestsellers "Die Idiotin" geschrieben: "Entweder/Oder" ist ein unterhaltsamer, kluger Roman über das Verhältnis von Männern und Frauen und ihre oft sehr banale Existenz.
Elif Batumans erster Roman "Die Idiotin" erschien im März 2017. Rund ein halbes Jahr später, im Oktober, begann die MeToo-Bewegung. Beides scheint auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben. Doch zu all den Entwicklungen, die MeToo bekanntlich auslöste, gehört auch Batumans Entscheidung, eine - ursprünglich nicht geplante - Fortsetzung ihres Romans zu schreiben. Dieses Buch, "Entweder/Oder", ist nun auf Deutsch erschienen.
Batuman, die 1977 geboren wurde und mit ihrer Protagonistin einige biographische Details gemeinsam hat, erzählt darin die Geschichte von Selin weiter, jener klugen, nerdigen und auch sehr lustigen Ich-Erzählerin und Hauptfigur des ersten Bandes, die Mitte der Neunzigerjahre ihr zweites Studienjahr in Harvard beginnt. Den Sommer hat sie als Englischlehrerin in Ungarn verbracht, unter anderem, um Iwan zu treffen, mit dem sie über das erste Jahr an der Uni zahllose E-Mails ausgetauscht hatte. Die erhoffte Liebesgeschichte wird daraus nicht, vielmehr gibt die gemeinsame Zeit eine Reihe von Rätseln auf, die Selin auch im zweiten Band, in dem Iwan weiterhin im Hintergrund herumgeistert, beschäftigen werden.
In mehreren Interviews hat Batuman gesagt, durch die Debatten und Ereignisse um MeToo, auch durch ihre erste Beziehung zu einer Frau, habe sie plötzlich anders auf ihre College-Jahre und somit auf ihren ersten Roman geschaut. In was für einer Welt lebte eine junge Studentin in den Neunzigerjahren - und war sie sich dessen bewusst? Für die Lektüre von "Entweder/Oder" muss diese Information keine Rolle spielen. Der Roman ist weder aktivistisch noch nimmt er auf spätere gesellschaftliche Umbrüche Bezug - wie sollte er auch? Und doch wird man mit oder ohne dieses Wissen eine Veränderung von "Die Idiotin" zu "Entweder/Oder" bemerken, einen anderen Blick auf die Welt. Als eine der wichtigsten Quellen für ihr Buch zitiert Batuman im Anhang Adrienne Richs Essay "Zwangsheterosexualität und lesbische Existenz".
Selin ist also zurück auf dem Campus, und dort folgen, wie überall nach langen Sommern und großen Ferien, die immer gleichen Gespräche. "'Wie war's in Ungarn?', fragte mich Lakshmi mit verschwörerisch funkelndem Blick beim Lunch. 'Ist irgendwas passiert?' Ungeachtet des starken Gefühls, dass eine Menge Dinge passiert waren, beantwortete ich die Frage wahrheitsgemäß so, wie Lakshmi sie gemeint hatte: Nichts war passiert."
Da sind gerade einmal drei Seiten vergangen, und über die Themen des Romans ist schon eine ganze Menge gesagt. Denn die Frage, ob im Sommer etwas passiert sei, bezieht sich selbstverständlich auf Sex. Ganz so, als ob alles andere, was zwischen zwei Menschen geschehen kann, nicht zählen würde. Als sei jede Verliebtheit, jede Beziehung ohne physischen Kontakt nicht erzählenswert und entsprechend bedeutungslos, möge sie die betreffenden Personen auch noch so sehr beschäftigen.
In einer anderen Szene geht es um Selins Verhältnis zu ihrer besten Freundin Swetlana. "'Findest du es seltsam, dass wir so viel Zeit miteinander verbringen?', fragte mich Swetlana hinterher. 'Es ist fast, als hätten wir eine Beziehung.' 'Hmm ...', sagte ich zögernd. Hatten wir denn keine Beziehung?"
Es gibt viele solcher Stellen in "Entweder/Oder", es ist im Grunde der Kern des Buches, unser gesamtes Zusammenleben zu befragen. Sich über die Konventionen zu wundern, nach denen wir Entscheidungen treffen, ohne weiter darüber nachzudenken, ob dabei wirklich das aufregendste, bestmögliche Leben herauskommt. Oder ob wir diese Dinge nicht vielmehr tun, weil das eben alle so tun. "Es war sehr enttäuschend, dass selbst in Harvard, wie ich feststellen musste, die meisten nichts weiter vorhatten, als Kinder zu bekommen und Geld für sie anzuhäufen. Man redete mit Menschen, die einem vorkamen, als sähen sie die Welt als einen Ort, an dem man sich frei bewegen und Ideen austauschen konnte, bis sich herausstellte, dass sie nichts Eiligeres zu tun hatten, als alles Interessante schnellstens hinter sich zu bringen, solange sie jung waren."
Natürlich ist Kritik an einem eher klassischen Weltbild nicht neu. Auch die Erkenntnis, dass junge, eigentlich kritisch denkende Menschen diesem Weltbild weiterhin folgen, heiraten, Kinder kriegen und zu zweit sein wollen, ist kaum überraschend. Doch die Art, mit der Batuman diese Kritik formuliert, ist es schon. Das liegt an ihrer Hauptfigur Selin, die mit ihrer scheinbar naiven Art, Fragen zu stellen, immer wieder aufs Neue jene Überzeugungen im Fundament erschüttert, ohne die wir uns unsere Welt nicht vorstellen können. Schließlich können sich die wenigsten von den Rhythmen und Mustern lösen, nach denen ein durchschnittliches Leben verläuft. Sie wollen es auch gar nicht.
Das Erstaunliche an Batumans Schreiben ist es nun, wie es ihr damit gelingt, eine solche Fundamentalkritik zu üben, ohne dass ein bedeutungsschwangeres oder gar verbittertes Buch dabei herauskäme, im Gegenteil. "Entweder/Oder" ist ein wahnsinnig unterhaltsamer College-Roman, der einen gerade deshalb berührt und trifft, weil er uns dabei noch so gut unterhält. Weil Batuman unsere Welt nicht nur genau beobachtet, sondern auch auf lustige Art vorführt.
Im Verlauf der Geschichte kommt Swetlana mit Matt ("ein freundlicher Papityp, der a cappella sang") zusammen, der ihr intellektuell nicht einmal ansatzweise gewachsen ist. Die anregenden, klugen Gespräche zwischen Selin und ihrer Freundin werden entsprechend seltener. Selin ist darüber verständlicherweise enttäuscht, verliert deshalb jedoch nicht ihren Witz: "Was wiederum für Matt sprach, war seine Gutmütigkeit und dass er keine Probleme mit seinem Selbstwertgefühl hatte - sodass man nicht verantwortlich dafür gemacht wurde, wenn er sich dumm vorkam."
Wie in "Die Idiotin" (das man, das soll kurz gesagt sein, nicht unbedingt gelesen haben muss, um "Entweder/Oder" zu verstehen, es wäre jedoch schade, es zu verpassen) gibt es auch hier zahlreiche literarische Referenzen. Schon der Titel bezieht sich auf das gleichnamige Buch von Søren Kierkegaard. Aber "Entweder/Oder" ist kein Roman für Intellektuelle, die sich beim Erkennen von Anspielungen stolz auf die Schulter klopfen wollen. Auch Selin liest die Bücher, um die es hier geht, zum ersten Mal und teilt ihre (kritischen, begeisterten oder belustigten) Eindrücke mit uns. Dadurch wird "Entweder/Oder" zu einem Buch für Menschen wie die Protagonistin, die weiterhin die Welt entdecken wollen, anstatt zu glauben, ohnehin schon alles über sie zu wissen.
Selin liest aus Neugier und dem Wunsch, durch ihre Lektüre sich selbst und ihr Umfeld zu verstehen. Kierkegaard ist dafür ein gutes Beispiel. Seine Unterscheidung zwischen einem ästhetischen und einem ethischen Leben wird zum Bezugsrahmen für die Hauptfigur und deren beste Freundin: "Ganz zu Beginn unserer Freundschaft hatte Swetlana mir eines Tages spontan erklärt, sie glaube, ich versuchte, ein ästhetisches Leben zu führen, und dass dies der Hauptunterschied zwischen uns sei, weil sie nämlich ethisch zu leben versuche. Ich verstand nicht genau, warum das Gegensätze sein sollten, und war einen Moment besorgt, sie würde denken, ich fände es okay, wenn man betrog oder stahl. Es stellte sich aber heraus, dass sie etwas anderes meinte: dass ich mehr riskierte als sie und mir mehr aus 'Stil' machte, während ihr Geschichte und Tradition wichtiger waren."
Trotz ihrer anhaltenden Lust am Lesen und Nachdenken ist Selins Begeisterung des ersten Romans in "Entweder/Oder" jedoch einer distanzierteren, kritischeren Haltung gewichen, die sich in ihren Leseerfahrungen widerspiegelt. Auch die Entdeckung, dass die kanonische Literatur von einer männlichen Perspektive dominiert wird, ist keine bahnbrechende Erkenntnis mehr. Doch die Zitate, anhand derer Batuman das deutlich macht, wie Selin im Roman ihre eigenen Erfahrungen mit Iwan plötzlich in der Literatur wiederfindet, die in vielen Fällen fast eine Anleitung dafür zu sein scheint, Frauen zu manipulieren, zu ignorieren und schäbig zu behandeln, ist entlarvend. Gerade an diesen Stellen merkt man, dass MeToo mehr geleistet hat, als einige mächtige Männer zu Fall zu bringen, sondern uns die Tür zu einer neuen Art des Miteinanders geöffnet hat.
Obwohl Selin in "Entweder/Oder" viele bittere Erfahrungen macht und Elif Batuman einem zeigt, auf welch uninspirierte Weise wir oft unser Leben führen, ist man beim Lesen nicht frustriert über die Schlechtigkeit oder Banalität der Welt. Man wünscht sich vielmehr, es besser zu machen, offen und kritisch zu bleiben, anstatt davon auszugehen, der ganze Spaß sei mit Eintritt in die Erwachsenen- und Arbeitswelt ohnehin schon vorbei. Könnte nicht alles ganz anders sein?
ANNA VOLLMER
Elif Batuman: "Entweder/Oder". Roman Aus dem Englischen von Claudia Wenner. Verlag C.H. Beck, 396 Seiten, 25 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Was für ein enormes Talent ... Weil Elif Batuman eines dieser Talente ist, wie sie in der Literatur wirklich nicht häufig vorkommen, profitiert von dieser gedanklichen Arbeit nicht nur ihre Erzählerin, sondern tatsächlich auch der Kanon."
Süddeutsche Zeitung, Felix Stephan
"Das Erstaunliche an Batumans Schreiben ist es nun, wie es ihr damit gelingt, eine solche Fundamentalkritik zu üben, ohne dass ein bedeutungsschwangeres oder gar verbittertes Buch dabei herauskäme, im Gegenteil. 'Entweder/Oder' ist ein wahnsinnig unterhaltsamer College-Roman, der einen gerade deshalb berührt und trifft, weil er uns dabei noch so gut unterhält. Weil Batuman unsere Welt nicht nur genau beobachtet, sondern auch auf lustige Art vorführt."
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Anna Vollmer
" 'Entweder/Oder' ist der seltene Fall eines geistreichen, unterhaltsamen Gegenwartsromans, dessen Autorin neugierig ist auf die Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts."
Spiegel, Sebastian Hammelehle
"Ebenso kluge wie witzige Betrachtungen ... Das Lesen wird hier zum Denken mit dem eigenen Gehirn. In Bestform, wohlgemerkt."
Münchner Feuilleton, Tina Rausch
"Mit jedem neuen Text gelingt es Batuman besser, ihre vier Leidenschaften für Reportage, Kritik, Gossip und Theorie zu einer prismatisch funkelnden Einheit zusammenzufügen. ... Witzig."
Berlin Review, Samir Sellami
"Die Weltliteratur dient nicht zum Faktencheck für das Leben! Das wird den Lesern und der Heldin von Batumans großartigem Roman auf wohltuend selbstironische Weise klar gemacht."
Die Rheinpfalz, Gabriele Weingartner
"Serviert uns die herrlich selbstironische Nabelschau einer eigenwilligen Protagonistin und deren Hadern mit dem Erwachsen werden."
kulturnews
"Dieser Roman überzeugt durch eine Million Mikrobeobachtungen."
The New York Times
"Vielleicht liegt Batumans Genialität in ihrem Eifer, den kleinen Dramen des Campuslebens die gleiche Bedeutung zu verleihen wie den großen existenziellen Fragen."
Harvard Review
"Batuman ist ein Genie, das menschlichen Wahnsinn in seiner farbenfrohsten und surrealsten Form darstellt."
Vogue
"Batuman has achieved campus novel perfection ... [She's] outdone herself with this one."
Publishers Weekly Best Books 2022
"Wer jemals unglücklich verliebt war, für den ist dieses Buch schon ein großer Spaß. Aber auch für jeden, der in irgendeiner Phase seines Lebens der Literatur verfallen war, ganz und gar, sodass er glaubte, die Autorinnen und Autoren seit Homer könnten ihm oder ihr wirklich und letztgültig erklären, was die Welt zusammenhält."
Bettina Steiner, Die Presse
"Ein fesselndes Kunstwerk, das den inneren Konflikt vieler Frauen kunstvoll einfängt und Leserinnen und Leser auf eine literarische Reise voller Erkenntnisse und Selbstentdeckung mitnimmt."
Süddeutsche Zeitung, Felix Stephan
"Ich habe wahrscheinlich noch nie eine so literarische Umsetzung von einer toxischen Beziehung/situationship gelesen ... Statt zu erzählen, wie eine Beziehung ist, erschafft sie einen Text, der einen zwingt, zu erleben, wie träge, tragisch und wechselhaft eine unglückliche Liebe ist."
Sophie Passmann
Süddeutsche Zeitung, Felix Stephan
"Das Erstaunliche an Batumans Schreiben ist es nun, wie es ihr damit gelingt, eine solche Fundamentalkritik zu üben, ohne dass ein bedeutungsschwangeres oder gar verbittertes Buch dabei herauskäme, im Gegenteil. 'Entweder/Oder' ist ein wahnsinnig unterhaltsamer College-Roman, der einen gerade deshalb berührt und trifft, weil er uns dabei noch so gut unterhält. Weil Batuman unsere Welt nicht nur genau beobachtet, sondern auch auf lustige Art vorführt."
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Anna Vollmer
" 'Entweder/Oder' ist der seltene Fall eines geistreichen, unterhaltsamen Gegenwartsromans, dessen Autorin neugierig ist auf die Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts."
Spiegel, Sebastian Hammelehle
"Ebenso kluge wie witzige Betrachtungen ... Das Lesen wird hier zum Denken mit dem eigenen Gehirn. In Bestform, wohlgemerkt."
Münchner Feuilleton, Tina Rausch
"Mit jedem neuen Text gelingt es Batuman besser, ihre vier Leidenschaften für Reportage, Kritik, Gossip und Theorie zu einer prismatisch funkelnden Einheit zusammenzufügen. ... Witzig."
Berlin Review, Samir Sellami
"Die Weltliteratur dient nicht zum Faktencheck für das Leben! Das wird den Lesern und der Heldin von Batumans großartigem Roman auf wohltuend selbstironische Weise klar gemacht."
Die Rheinpfalz, Gabriele Weingartner
"Serviert uns die herrlich selbstironische Nabelschau einer eigenwilligen Protagonistin und deren Hadern mit dem Erwachsen werden."
kulturnews
"Dieser Roman überzeugt durch eine Million Mikrobeobachtungen."
The New York Times
"Vielleicht liegt Batumans Genialität in ihrem Eifer, den kleinen Dramen des Campuslebens die gleiche Bedeutung zu verleihen wie den großen existenziellen Fragen."
Harvard Review
"Batuman ist ein Genie, das menschlichen Wahnsinn in seiner farbenfrohsten und surrealsten Form darstellt."
Vogue
"Batuman has achieved campus novel perfection ... [She's] outdone herself with this one."
Publishers Weekly Best Books 2022
"Wer jemals unglücklich verliebt war, für den ist dieses Buch schon ein großer Spaß. Aber auch für jeden, der in irgendeiner Phase seines Lebens der Literatur verfallen war, ganz und gar, sodass er glaubte, die Autorinnen und Autoren seit Homer könnten ihm oder ihr wirklich und letztgültig erklären, was die Welt zusammenhält."
Bettina Steiner, Die Presse
"Ein fesselndes Kunstwerk, das den inneren Konflikt vieler Frauen kunstvoll einfängt und Leserinnen und Leser auf eine literarische Reise voller Erkenntnisse und Selbstentdeckung mitnimmt."
Süddeutsche Zeitung, Felix Stephan
"Ich habe wahrscheinlich noch nie eine so literarische Umsetzung von einer toxischen Beziehung/situationship gelesen ... Statt zu erzählen, wie eine Beziehung ist, erschafft sie einen Text, der einen zwingt, zu erleben, wie träge, tragisch und wechselhaft eine unglückliche Liebe ist."
Sophie Passmann