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Sartres Moralphilosophie - endlich in deutscher Sprache!
Jean-Paul Sartre zählt zu den bedeutendsten Philosophen des vergangenen Jahrhunderts. Im kommenden Juni hätte der große Franzose seinen 100. Geburtstag gefeiert - pünktlich zu diesem Anlass werden die "Entwürfe für eine Moralphilosophie" erstmals in einer deutschsprachigen Ausgabe publiziert! Die "Entwürfe" sind - im Anschluss an das philosophische Hauptwerk "Das Sein und das Nichts" - in den Jahren 1947/48 entstanden. Es handelt sich um Aufzeichnungen, die mit großer Originalität und Gründlichkeit um eine Vielzahl ethischer Fragen…mehr

Produktbeschreibung
Sartres Moralphilosophie - endlich in deutscher Sprache!
Jean-Paul Sartre zählt zu den bedeutendsten Philosophen des vergangenen Jahrhunderts. Im kommenden Juni hätte der große Franzose seinen 100. Geburtstag gefeiert - pünktlich zu diesem Anlass werden die "Entwürfe für eine Moralphilosophie" erstmals in einer deutschsprachigen Ausgabe publiziert! Die "Entwürfe" sind - im Anschluss an das philosophische Hauptwerk "Das Sein und das Nichts" - in den Jahren 1947/48 entstanden. Es handelt sich um Aufzeichnungen, die mit großer Originalität und Gründlichkeit um eine Vielzahl ethischer Fragen und Probleme kreisen. Im Zentrum steht dabei die Verantwortung des Einzelnen als Teil der modernen Massengesellschaft.
Es erweist sich abermals, dass Sartre weit über seine Zeit hinaus denkt und zu moralphilosophischen Einsichten gelangt, die uns auch heute mit wegweisender Dringlichkeit angehen. Die Edition enthält zwei thematisch verbundene Anhänge: Einen unvollendeten Text mit dem Titel "Das Gute und die Subjektivität" und eine Studie über die Unterdrückung der Schwarzen in den USA.
Autorenporträt
Geboren am 21.06.1905, wuchs er nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahre 1906 bis zur Wiederheirat seiner Mutter im Jahre 1917 bei seinen Großeltern Schweitzer in Paris auf. 1929, vor seiner Agrégation in Philosophie, lernte er seine Lebensgefährtin Simone de Beauvoir kennen, mit der er eine unkonventionelle Bindung einging, die für viele zu einem emanzipatorischen Vorbild wurde. 1931-1937 war er Gymnasiallehrer in Philosophie in Le Havre und Laon und 1937-1944 in Paris. 1933 Stipendiat des Institut Français in Berlin, wo er sich mit der Philosophie Husserls auseinandersetzte. Am 02.09.1939 wurde er eingezogen und geriet 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft, aus der er 1941 mit gefälschten Entlassungspapieren entkam. Noch 1943 wurde unter deutscher Besatzung sein erstes Theaterstück 'Die Fliegen' aufgeführt; im selben Jahr erschien sein philosophisches Hauptwerk 'Das Sein und das Nichts'. Unmittelbar nach dem Krieg wurde Sartres Philosophie unter dem journalistischen Schlagwort 'Existenzialismus'zu einem modischen Bezugspunkt der Revolte gegen bürgerliche Lebensformen. 1964 lehnte er die Annahme des Nobelpreises ab. Zahlreiche Reisen führten ihn in die USA, die UdSSR, nach China, Haiti, Kuba, Brasilien, Nordafrika, Schwarzafrika, Israel, Japan und in fast alle Länder Europas. Er traf sich mit Roosevelt, Chruschtschow, Mao Tse-tung, Castro, Che Guevara, Tito, Kubitschek, Nasser, Eschkol. Sartre starb am 15.4.1980 in Paris. Auszeichnungen: Prix du Roman populiste für 'Le mur' (1940); Nobelpreis für Literatur (1964, abgelehnt); Ehrendoktor der Universität Jerusalem (1976).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.05.2005

Stehlen, vertuschen, lügen
Jean-Paul Sartres moralphilosophische Fragmente
Sartre verfügte, dass die unvollendeten philosophischen Texte seiner Reifejahre erst nach seinem Tod veröffentlicht werden sollten. Seine Begründung: Die Fragmente „zeigen, was ich zu einer bestimmten Zeit machen wollte und dann aufgegeben habe, und das endgültig. Solange ich hingegen am Leben bin, bleibt die Möglichkeit, dass ich sie wieder aufgreife oder in einigen Worten sage, was ich daraus machen wollte. Nach meinem Tod veröffentlicht, bleiben diese Texte unvollendet, so wie sie sind, unklar, da ich darin noch nicht völlig ausgereifte Gedanken formuliere. Es wird beim Leser liegen zu interpretieren, wohin sie hätten führen können.” Dementsprechend sperrig sind die vorliegenden unvollendeten Texte und Notizen.
Die Entwürfe stammen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und sind vermutlich zwischen Frühjahr 1947 und Herbst 1948 entstanden. Die moralphilosophischen Fragmente sind durch die Erfahrungen Sartres als Soldat, in der Gefangenschaft und im Widerstand geprägt. Es handelt sich um verschieden weit ausgearbeitete disparate Skizzen. Auf 1000 Seiten breitet der Autor das aus, was er zur Moral dachte.
Die Torsi geben zudem Zeugnis von Sartres gründlicher Hegel-Lektüre in der Zeit von 1939 und 1940; überdeutlich an Stellen wie dieser: „Der Sklave zum Beispiel, der sich zum Sklaven macht und sich als Sklaven will, ist absolut Sklave, und wenn er die Situationen um sich herum durch seine Arbeit verändert, so geschieht das in der absoluten Hinnahme seiner Knechtschaft. Hegel wird sagen, dass gerade seine Arbeit und die Furcht ihn verwandeln, aber die Arbeit des Sklaven ist Wiederholung, sie ist nicht formend, und der im Haus geborene Sklave hat keine Angst. Man muss im Gegenteil befürchten, dass seine Arbeit ihn noch mehr zum Sklaven macht und dass Verteidigungsreaktionen (Lüge, Diebstahl, Vertuschung) ihn tiefer in die Knechtschaft hineinziehen, wie man an der Tatsache erkennt, dass der amerikanische Sklavenhalter den Diebstahl in einer gewissen Weise begünstigte, gerade um den Sklaven in die Würdelosigkeit des Untermenschen zu stürzen.” Moral also wird von Sartre als ein Verhältnis gesehen, das durch die sozialen Bedingungen geprägt wird.
Zugleich tragen die Aufzeichnungen die Handschrift des Existentialisten: „Indem ich lüge, präsentiere ich EINER FRAU]eine imaginäre Situation, die ich sie für real halten lasse. Sie überschreitet sie zu ihren Zwecken hin und bestätigt sich in dieser Situation wie in jeder anderen als Freiheit. Da jedoch die Situation irreal ist, ist die Überschreitung ebenfalls irreal, und auch der Sinn ihrer Werke ist irreal.”
Die Fragmente sind, wie man bereits an diesen Textproben erahnen kann, sperrig und erschließen sich meist dem Sartre-Kenner allein. Der aber wird das 1983 erschienene französische Original kennen. Da bleibt als Leser der hier erstmals vorliegenden deutschen Ausgabe noch der Sartre-Liebhaber, für den die Fragmente eine Ergänzung seiner Kenntnisse des Sartreschen Werkes darstellen.
Und welchen Gewinn hat der Moralphilosoph oder auch der an moralischen Fragen interessierte Laie? Sartres Aufzeichnungen erreichen nicht die Höhe der gegenwärtigen moralphilosophischen Problemlage. Zu einer rein tugendethischen oder existentialistischen Moralphilosophie ist zu sagen, dass man heute für eine moralische Entscheidung nicht nur moralphilosophisches Wissen, sondern auch epistemisches haben muss, beispielsweise auf den Gebieten der Embryonenforschung, der Invitrofertilisation, der Genpatentierung, der Sterbehilfe, der Pränataldiagnostik.
Wissen zu können, was im Kontext solcher Problemlagen zu tun richtig ist, dafür sind Sartres Entwürfe nicht hilfreich. Sie haben allerdings ihren historischen Wert und sind eine Ergänzungslieferung zum Sartreschen Werk in deutscher Ausgabe.
DETLEF HORSTER
JEAN-PAUL SARTRE: Entwürfe für eine Moralphilosophie. Deutsch von Hans Schöneberg und Vincent von Wroblewsky. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2005, 1054 Seiten, 29,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Jean-Paul Sartres "Entwürfe für eine Moralphilosophie" bestehen aus "verschieden weit ausgearbeiteten disparaten Skizzen", erklärt Rezensent Detlef Horster. Sartre habe sie in den Jahren 1947 und 1948 niedergeschrieben, sie jedoch nie zu einer ausgereiften moralphilosophischen Abhandlung weiterentwickelt - als entsprechend "sperrig" bewertet der Rezensent das tausendseitige Konvolut. Allenfalls für den Sartre-Kenner seien sie ein Gewinn, wobei dieser aber bereits das französische Original von 1983 zur Kenntnis genommen haben dürfte, heißt es in der Besprechung. Weder der Moralphilosoph noch der an moralphilosophischen Fragen interessierte Laie könne sich viel von der mühsahmen Lektüre erhoffen. Festzuhalten bleibt für Horster allerdings der "historische Wert" jener Aufzeichnungen, um den das auf Deutsch zugängliche Oeuvre Sartres nun ergänzt worden ist.

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