Marktplatzangebote
17 Angebote ab € 22,90 €
  • Buch

Diese gänzlich neu erarbeitete Enzyklopädie Philosophie orientiert sich am Pluralismus begründeter philosophischer Theorien und Prinzipien der Aufklärung und Rationalität sowie an der engen Beziehung zwischen der Philosophie und den Wissenschaften. Was sie von anderen Wörterbüchern unterscheidet, ist ihre enzyklopädische Konzeption, in der Systematik und Geschichte des philosophischen Denkens gleichrangig Beachtung finden. Nicht Vollständigkeit war das Ziel, sondern Repräsentativität, Signifikanz und ein hohes Maß an Information; im Interesse, das Studium der Philosophie zu fördern und zu…mehr

Produktbeschreibung
Diese gänzlich neu erarbeitete Enzyklopädie Philosophie orientiert sich am Pluralismus begründeter philosophischer Theorien und Prinzipien der Aufklärung und Rationalität sowie an der engen Beziehung zwischen der Philosophie und den Wissenschaften. Was sie von anderen Wörterbüchern unterscheidet, ist ihre enzyklopädische Konzeption, in der Systematik und Geschichte des philosophischen Denkens gleichrangig Beachtung finden. Nicht Vollständigkeit war das Ziel, sondern Repräsentativität, Signifikanz und ein hohes Maß an Information; im Interesse, das Studium der Philosophie zu fördern und zu erleichtern, sind die Bezüge auf Quellen und Literatur in Anmerkungen belegt; ein Sach- und ein Personenregister eröffnen Verbindungen und Zugänge zum Ganzen.

Die Enzyklopädie Philosophie erörtert in systematischer und geschichtlicher Darstellung Termini und Begriffe der Philosophie einschließlich der disziplinübergreifenden Randgebiete. Auf Darstellungen zu einzelnen Philosophen und Werken wurde verzichtet. Berücksichtigung fanden jedoch alle für das Verständnis der Philosophie wesentlichen Schulen, Strömungen und Richtungen.

Die Enzyklopädie Philosophie ist alphabetisch geordnet; innerhalb der einzelnen Darstellungen wird auf andere Artikel verwiesen, die ergänzend zu Rate gezogen werden können. Alle Artikel wurden von den Autorinnen und Autoren neu erarbeitet und sind namentlich gezeichnet.

Die Enzyklopädie Philosophie umfaßt rund 400 Artikel und ist das gemeinsame Werk von 230 Autorinnen und Autoren. Sie wird herausgegeben von Hans Jörg Sandkühler (Bremen), der im Meiner Verlag bereits die 1990 erschienene kontrastive Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften herausgegeben hatte. Das neue Werk entstand in gemeinsamer konzeptioneller und redaktioneller Arbeit mit Detlev Pätzold (Groningen), Arnim Regenbogen (Osnabrück) und Pirmin Stekeler-Weithofer (Leipzig).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.02.2000

Wie soll ich wissen, was "mKhas" heißt?
Auskunft über diese und diverse weitere Fragen gewähren drei neue Philosophielexika

Der Zeitgeist arbeitet gegen jeden Anflug besinnungsvoller Muße an. Die Zeit, die das philosophische Selbstdenken für die Anstrengung des Begriffs braucht, wird knapp. Gleichzeitig expandiert das Universum der verfügbaren Informationsgalaxien beschleunigt. Und das Individuum, ohnehin nicht mehr heimisch in einem ausgezeichneten Sonnensystem, kann mit seiner endlichen Durchlichtungsgeschwindigkeit die unermesslichen Räume des gedachten Gedankens nur noch flüchtig durchforschen.

So ist denn die Sternstunde der Ratgeber gekommen. Für Geistestouristen, denen es an Zeit, Kraft oder Mut gebricht, sich des eigenen Fahrzeugs zu bedienen, entwerfen sie Kartenwerke zum Ideenhimmel und zeigen den Sternunkundigen, wo im Kosmos des Geistes die großen alten Sonnen strahlen und welche Planeten von ihnen erleuchtet werden, welche Monde öde, welche Sterne erloschen und wo nur verglühende Meteore zu bestaunen sind. Und so boomt die Orientierungsliteratur auch in jenem Reich, wo es gälte, sich selbst im Denken zu orientieren. Wem das Abenteuer zu teuer ist, den Kosmos der philosophischen Originalschriften auf eigene Faust zu erfahren, findet auf dem Markt der gedruckten Himmelskarten zwei neue Typen.

Erstens die "Einführung" in Platon, Hegel oder sonst jemanden, der im begründbaren Verdacht steht, noch selbst gedacht und seine Zeit in Gedanken erfasst zu haben. Sie gewährt dem, dessen einziger Anspruch darin besteht, auch gedanklich zu Hause zu bleiben, besondere Freuden. Ohne von einem Strahl der Weisheit irritiert oder gar verletzt zu werden, kann er sich von einem nicht selten obskuren Kommentatoren beschreiben lassen, wie ein großes Licht aussieht. Zweitens das viel seltenere "Werklexikon". Es erspart zwar ebenfalls den Realkontakt mit unbekannten Geistesflugobjekten, vergeudet aber keine Lebens- und Lesezeit. Wer Topografien ferner Sterne sucht, kann schnell und präzise auf deren Eckdaten zugreifen.

Das soeben von Franco Volpi in zwei Bänden herausgegebene "Große Werklexikon der Philosophie" ist ein Meisterwerk solch informativer Werkbeschreibungen. Gleich verrät es schon in Thesen, was sich (nicht) lohnt, selbst zu lesen. Mit seinen rund 1800 Artikeln über Werke von 827 Autoren ist es eine stark erweiterte Prachtausgabe des verdienstvollen, 1988 im selben Verlag erschienenen "Lexikons der philosophischen Werke", das immerhin auch schon rund 1150 Titel enthielt. Neu hinzugekommen ist zunächst ein biobibliografischer Abriss zu jedem Philosophen, mag er wie Hemsterhuis mit nur einem Brief oder wie Heidegger mit siebzehn Werken vertreten sein. Weil sich damit die alphabetische Anordnung jetzt nach den Autoren richtet, kann man die originalsprachlich aufgelisteten Werktitel zielstrebig am Leitfaden der in Kopfzeilen genannten Autorennamen aufschlagen, während man früher oft ins Leere blätterte, wenn man die Präposition oder den Artikel vor dem ersten Titelwort nicht genau kannte und die Mühen des Registers scheute. Neu ist auch die Ausdehnung des Werkbestandes auf außereuropäische Räume. Die Aufnahme von mehr als dreißig chinesischen, fünfzehn arabischen, zehn indischen sowie jüdischen, slawischen und japanischen Schriften zeigt, dass nicht nur der Werkbegriff, sondern auch der Philosophiebegriff großzügig erfasst wurde.

Geblieben ist dagegen der Anspruch, einerseits dem interessierten Laien und Studenten eine erste Orientierung, andererseits dem Wissenschaftler eine informationsreiche Gedächtnisstütze zu bieten. Dieses Doppelziel wurde im Ganzen auch vorbildlich realisiert, nicht zuletzt auf Grund der Spezialkompetenz von mehr als dreihundert Autoren, die jedes Werk, je nach seiner Bedeutsamkeit auf einem Raum zwischen einer halben Spalte und fünf Spalten, einleitend charakterisiert, inhaltlich zusammengefasst, geisteswie wirkungsgeschichtlich verortet und mit Literaturangaben versehen haben.

Wenn man dem Lexikon, das ja keine tief schürfenden Deutungen beansprucht, über kleinere Irrtümer hinaus überhaupt einen größeren Mangel nachsagen kann, so muss man diesen gleich wieder relativieren. Seine problematische Auswahl von Philosophen nämlich ist repräsentativ für unser postmodernes Problem, noch zu wissen, was repräsentativ ist. Dass der Leser auf Angelus Silesius' "Cherubinischen Wandersmann", Jakob von Uexkülls "Innenwelten der Tiere" oder gar Carl Stumpfs "Tonpsychologie" stößt, wird er umso mehr zu schätzen wissen, je weniger ihm seine belehrte Unwissenheit zu definieren erlaubt, was ein philosophisches Werk ist.

Dass aber eine Fülle paraphilosophischer Schriften mit dem Fehlen auch solcher Werke erkauft ist, die nachweislich das Selektionskriterium erfüllen, "eine wesentliche internationale Wirkung" ausgeübt zu haben, ist bedauerlich. Sollte für die Werke von Chisholm, Dummett, Grice, Mackie, Nagel, Nozick, Josef König et aliorum kein Platz mehr gewesen sein, weil dieser gebraucht wurde für die mathematischen Spezialarbeiten von Finsler, Gödel, Hilbert, Peano oder Riemann, die damals eher unfreiwillig zu philosophischen Fragen aufgewiegelt hatten? Musste man Plessner auf die "Stufen des Organischen" reduzieren, um von Putnam gleich sieben Werke zu besprechen, um linguistischen Modeschöpfern von vorgestern wie Chomsky und Jakobson einen Laufsteg zu geben, um Chamberlain und Rosenberg die Ideenarmut zu bescheinigen oder um dem Leser weiszumachen, Rosa Luxemburgs "Akkumulation des Kapitals", Mitscherlichs "Unfähigkeit zu trauern", ja Turnvater Jahns "Deutsches Volkstum" seien philosophische Schriften? Ungeachtet dieser postmodernen Selektionsprobleme kann man das "Große Werklexikon" jedem Fachstudenten wärmstens empfehlen, der nicht nur mit Geist, sondern auch mit ein bisschen Geld gesegnet ist.

Ähnlich lobenswert ist auch die neue "Enzyklopädie Philosophie". Sie stellt weder philosophische Werke noch Personen vor, sondern klärt rund vierhundert Begriffe und verfolgt deren Sachprobleme systematisch durch repräsentative Begriffsetappen hindurch. Auch diese zwei Bände haben einen verlagseigenen Vorläufer, denn sie sind eine gesundgeschrumpfte Variante jener 1990 erschienenen vierbändigen "Europäischen Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften", die den penetranten Geruch marxistisch-leninistischer Plattenbaudenkweise der achtziger Jahre verströmt hatte. Die vollständige Neukonzeption, die den gewandelten globalen Weltbedingungen Rechnung trägt, lässt nun die alte Fassung kaum noch wiedererkennen, wenn man von den wenigen fast wörtlichen Übernahmen absieht, die sich auf politisch harmlose Artikel wie "Akt/Potenz" beschränken.

Erstens wurden der Titeländerung gemäß die zahllosen Artikel ausgeklammert, die nicht zur Philosophie im engeren Disziplinbegriff gehören, wie "Astronomie", "Erziehungswissenschaft" oder "Technologiefolgen-Abschätzung". Umgekehrt wurden dafür genuin philosophische Termini, oft methodologisch-erkenntnistheoretischer Dimension, neu aufgenommen, wie "Abduktion", "Dekonstruktion", "Fiktion/Fiktionalismus" oder "Neopositivismus". Zweitens wurden auch ideologische Leichen entfernt, die früher als philosophisch besonders lebendig galten, wie "Basis-Überbau-Verhältnisse", "Bourgeoisie" oder "arbeitnehmerorientierte Wissenschaft". Eine dritte Änderung besteht darin, dass die Artikel nun von 230 weitgehend ausgewiesenen Spezialisten geschrieben wurden. Dadurch wurden Präzisionsniveau und Komprimiertheitsgrad stark gehoben, während manche der meist unbekannten, aber linientreuen vierhundert Mitarbeiter der alten Ausgabe oft von ihren Themen überfordert waren.

Zu der hervorragenden Gesamtqualität des Werkes trägt auch der erhalten gebliebene hohe Grad an nicht nur politischer Wachheit und reflexiver Subversivität bei. So verraten die Artikel "Pluralismus", "Ordnung" und "Toleranz" eine große Sensibilität auch für die Dialektik dieser Begriffe. Im Einzelnen gilt natürlich auch für dieses Sammelwerk, dass die Autoren selbst für ihre Kinder haften. Einen beträchtlichen Gewinn hat die "Enzyklopädie Philosophie" schließlich auch aus der Gnade ihrer späten Geburt gezogen. Denn ihre Mitarbeiter konnten bereits aus kritischer Distanz die wertvollsten Gaben aus jener Ernte verarbeiten, die zuvor durch zwei segensreiche Lexikonprojekte eingefahren worden war, nämlich die von Jürgen Mittelstraß herausgegebene "Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie" und das von Joachim Ritter und Karlfried Gründer inaugurierte und bis zum Buchstaben T gediehene "Historische Wörterbuch der Philosophie". Der "Enzyklopädie Philosophie" merkt man überall die historisch-systematische Nahrungszufuhr durch jene beiden Wirtsorganismen an. Weil sie dort deren szientifisch-formalistische Ballaststoffe, hier dessen rein wortgeschichtliche Fettgewebe gemieden hat, ist sie zu einem hochkonzentriert substanziellen Nachschlagewerk gereift, das man im Hinblick auf seinen Preis guten Gewissens empfehlen kann.

Auch die "Concise Routledge Encyclopedia of Philosophy" schließlich hat einen Vorläufer, denn sie gibt für Minderbemittelte eine Art Kondensat aus der hervorragenden 1998 von Edward Craig in zehn Bänden herausgegebenen gleichnamigen Enzyklopädie. Den Anspruch aber, "a complete introduction to world philosophy" zu leisten, kann sie nicht erfüllen. Interessant ist weniger ihr spärlicher Informationsgehalt als ihr politischer Mutterboden, der zeigt, dass in Amerika inzwischen jegliches vom common sense abweichende Neuronenfeuer schon als "philosophy" gelten darf, sofern es nur nicht aus der bizarren Blütenpracht der political correctness ausschert. Nicht nur hat der/die Gleichstellungsbeauftragte dafür gesorgt, dass die Artikel "discrimination", "green political philosophy", "holocaust", "multiculturalism", "native american philosophy", "postcolonialism", "slavery" oder elf Einträge zu "feminism" nicht fehlen. Er/sie hat auch für Einträge wie "Jewish bioethics", "philosophy of the south slavs" oder "Yoruba epistemology" gesorgt, so dass man allenfalls die Algebra der Sudetendeutschen oder die Sozialethik der Sauerländer vermissen mag.

Um zu demonstrieren, dass sich der Ideologie des Ethno-Sexo-Regio-Partikularismus auch die philosophischen Begriffsfragen unterordnen müssen, hat man zum Beispiel auf allgemeine Artikel zu "interpretation" und "self" verzichtet, um über "Indian theories of interpretation" und "Indian theories of self" zu informieren. Für den Leser, der das Exotische und Abgelegene auch im Denken liebt und ferner ahnen will, von welchen Rauschwörtern ein New Yorker Durchschnittsstudent täglich bombardiert wird, ist das Kondensat nicht ohne Witz. Hier endlich wird er Antworten auf seine geheimsten Fragen finden, etwa was eigentlich "kokoro", "qi", "sirhak", "wonch'uk" oder andere Namen bedeuten, mit denen der gebildete Mitteleuropäer nur chinesische Reispfannen oder japanische Entleibungstechniken assoziiert, ferner was die Philosophiegeschichte den Herren Uisang, Zeami, Karl Nickerson Llewellyn oder Merab Konstantinovich Mamardashvili zu verdanken hat, weshalb John Major ein mittelalterlicher Logiker ist und warum "mKhas grub dge legs dpal bzang po" keinem Computerfehler entspringt.

Übel dran ist lediglich die Randgruppe derjenigen Leser, die begriffliche Differenziertheit schätzen und dazu noch gerne etwas Gescheites über western philosophy erfahren hätten. Selbst ein intellektueller Fußgänger braucht unter den zweitausend Stichworthäppchen zu Personen und Begriffen nur "dreaming", "relativism" oder "teleology" anzupicken, um angesichts des unsäglich niedrigen Niveaus zu merken, dass er hier durch jedes gehobene Konversationslexikon ungleich besser belehrt würde als durch diese Kompromissgeburt, die den Kern von allem verspricht und nichts als Schales liefert.

HUBERTUS BUSCHE.

"Großes Werklexikon der Philosophie". Herausgegeben von Franco Volpi. 2 Bände. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1999. XX, 1733 S., geb., Subskriptionspreis bis 31. 3. 2000 350,-, danach 398,- DM.

"Enzyklopädie Philosophie". Unter Mitwirkung von Detlev Pätzold, Arnim Regenbogen und Pirmin Stekeler-Weithofer herausgegeben von Hans Jörg Sandkühler. Felix Meiner Verlag, Hamburg 1999. 1902 S., geb., Subskriptionspreis bis 29. 2. 2000 198,-, danach 248,- DM.

"Concise Routledge Encyclopedia of Philosophy". Edited by Edward Craig. Routledge, London, New York 2000. 1030 S., geb., 25,- brit. Pfund.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr