"Wer im Alter noch herzhaft lacht, macht sich bei seinen Erben unbeliebt." (Alexander Onassis)
Die 75-jährige geschiedene Bianca hat ihren Lebensmittelpunkt in einer Finca im mallorquinischen Sóller und erst vor kurzem in dem Rentner Wolfgang, genannt Wolfi, eine neue Liebe gefunden, mit dem sie
gern ihre Zeit verbringt und für die Zukunft noch so große Pläne hat. Wäre da nur nicht die liebe…mehr"Wer im Alter noch herzhaft lacht, macht sich bei seinen Erben unbeliebt." (Alexander Onassis)
Die 75-jährige geschiedene Bianca hat ihren Lebensmittelpunkt in einer Finca im mallorquinischen Sóller und erst vor kurzem in dem Rentner Wolfgang, genannt Wolfi, eine neue Liebe gefunden, mit dem sie gern ihre Zeit verbringt und für die Zukunft noch so große Pläne hat. Wäre da nur nicht die liebe Verwandtschaft, die sich schon um ihr Erbe betrogen sieht, wenn Muttern das Geld mit einem Fremden verjubelt. Kurzerhand fallen sie zu Biancas Geburtstag alle auf Mallorca ein, um Fürsorge vorzutäuschen und ein Auge auf Mutter und die Moneten zu haben. Doch Bianca ist welterfahren genug zu wissen, was Sache ist und stellt ihre Bagage auf die Probe, denn nur wer sich wirklich um sie sorgt, soll was vom Vermögen abkriegen. Um das herauszufinden, lässt sich die rüstige lustige Witwe so einiges einfallen…
Tessa Hennig hat mit „Erben wollen sie alle“ einen unterhaltsamen und recht tiefgründigen Roman vorgelegt, der eine humorige Steilvorlage des normalen Lebens ist und dabei so einige alltägliche Lebensprobleme in sich vereint. Flüssig, farbenfroh und mit einigem Witz nimmt die Autorin den Leser mit auf die malerische spanische Insel, um dort Bianca sowie ihr Umfeld kennenzulernen. Durch wechselnde Perspektiven bekommt der Leser nicht nur Einsicht in die Gedankenwelt der einzelnen Protagonisten, sondern weiß auch um die Gefühle, die den einzelnen umtreiben. Die Autorin hält ihrer Leserschaft mit ihrer Geschichte einen Spiegel vor, denn wie es nun einmal so ist: wo es was zu holen gibt, sind alle schnell zur Stelle, das Hauen und Stechen geht los, um nur bloß nicht zu kurz zu kommen. Dem Leser schwillt oftmals der Kamm, denn das Anspruchsdenken der Kinder geht einem schon gehörig gegen den Strich. Obwohl bisher nichts fürs Erbe geleistet, haben Sohn Stefan und Tochter Anja schon genaue Vorstellungen davon, was ihnen angeblich gehört und was sie vielleicht sogar damit anstellen wollen. Dabei ist Bianca schließlich noch quicklebendig und hat eigene Pläne mit ihrem Eigentum. Neben bildhaften Landschaftsbeschreibungen, die dem Leser einiges an Urlaubsfeeling vermitteln, bringt die Autorin neben den Erbstreitigkeiten zusätzlich Themen wie Altersarmut, Einsamkeit, Alzheimer und Altenpflege in ihrer Handlung unter, die für Biancas Altersgruppe eine große Rolle spielen.
Die Charaktere sind glaubwürdig und lebensnah gezeichnet, so dass der Leser das Gefühl hat, sie schon länger zu kennen und mit Interesse der Geschichte folgt. Bianca ist mit 75 noch sehr agil und unternehmungslustig. Sie besitzt Humor, Freundlichkeit, Cleverness sowie Altersweisheit, was ihr dabei hilft, manche Situation gelassener zu nehmen als sie eigentlich ist. Enkelin Luisa hat ein einnehmendes Wesen und ein manchmal loses Mundwerk, aber sie liebt ihre Oma sehr. Sohn Stefan und Tochter Anja haben mit ihren eigenen Familien selbst so viel um die Ohren, dass sie die Besuche bei ihrer Mutter immer wieder nach hinten schieben. Auch Wolfi, Teresa und Felix spielen in dieser Geschichte tragende Rollen und machen die Handlung insgesamt schön rund.
„Erben wollen sie alle“ ist ein humoriger, aber auch nachdenklich stimmender Roman, der nicht nur mit einer Familiengeschichte und bunten Charakteren unterhält, sondern Themen anspricht, die mitten aus dem Leben gegriffen sind und uns alle angehen. Verdiente Leseempfehlung!