Auch im dritten Band konnte mich "Throne of Glass" wieder mit seinem Anspruch und seiner schieren Komplexität überraschen. Wo ich mir vor dem Lesen des ersten Buches wenig mehr erhofft hatte als eine unterhaltsame, möglicherweise eher seichte Fantasygeschichte für zwischendurch, entdecke ich
stattdessen mit jedem Band aufs Neue eine gut durchdachte Welt jenseits der Klischees, mit vielen…mehrAuch im dritten Band konnte mich "Throne of Glass" wieder mit seinem Anspruch und seiner schieren Komplexität überraschen. Wo ich mir vor dem Lesen des ersten Buches wenig mehr erhofft hatte als eine unterhaltsame, möglicherweise eher seichte Fantasygeschichte für zwischendurch, entdecke ich stattdessen mit jedem Band aufs Neue eine gut durchdachte Welt jenseits der Klischees, mit vielen interessanten Themen und durchaus auch moralischen und ethischen Fragen. Kriegerische Konflikte, politische Intrigen, die verschiedensten Formen von Magie, Hexen und Fae und Wyvern, Assassinen und Prinzen und Rebellen...
Die Autorin beschwört diese umfangreiche, originelle Welt mit einem wunderbar atmosphärischen Schreibstil herauf, lebendig und bewegend und so detailliert, dass ich mir jede Szene bildlich vorstellen konnte. Ob humorvoll, romantisch oder tragisch, ich fand die Geschehnisse immer glaubhaft und großartig beschrieben.
Sarah J. Maas schreibt Charaktere voller Widersprüche, die nicht so einfach einzuordnen sind in "gut" oder "böse". Sie sind das Produkt ihrer jeweiligen Lebensgeschichte, die sich dem Leser nur nach und nach enthüllt. Deswegen sollte man einen Charaktere nie zu schnell abschreiben! Oft ist es in Büchern (gerade im Genre Fantasy) ja so, dass die HeldInnen die aberwitzigsten, grausamsten Dinge erleben, dies aber scheinbar ohne Probleme wegstecken. Nicht so bei Sarah J. Maas: viele ihrer Charaktere tragen die Spuren ihrer Erlebnisse, sei es in Form von Depressionen oder posttraumatischem Stress. Gerade Celaena zeigt in "Erbin des Feuers" meines Erachtens deutliche Symptome dafür, dass sie die traumatischen Erlebnisse in ihrem Leben noch lange nicht verarbeitet hat. Sie macht im Laufe der Bände, die ich bisher gelesen habe, eine enorme Entwicklung durch - mit dem scheinbar oberflächlichen, selbstsüchtigen, skrupellosen Mädchen aus dem ersten Band hat sie nicht mehr viel zu tun.
Auch die Beziehungen zwischen den Charakteren sind so vielschichtig, komplex und widersprüchlich wie das Leben. Gerade Liebe kann die verschiedensten Bedeutungen haben und muss nicht immer romantisch oder erotisch sein. So sagt einer der männlichen Hauptcharaktere am Ende zu einem Freund "Ich liebe dich", und das ist für mich eine der herzzerreißendsten Szenen des Buches
Und so gibt es zwar im Laufe der Reihe auch verschiedene Männer, die in Celaenas Leben eine Rolle spielen, aber das typische Liebesdreieck gibt es in meinen Augen dennoch nicht! In diesem Band wird als neuer Charakter der Fae-Krieger Rowan eingeführt, und wie sich die Beziehung zwischen ihm und Celaena entwickelt, lässt sich auch nicht so einfach in einem Satz erklären - deswegen lasse ich es einfach und sage nur, dass ich es sehr schlüssig und passend und wunderbar fand.
Als weiterer neuer Charakter kommt in diesem Band die junge Hexe Manon dazu, die erst ein wahres Monster zu sein scheint - wie alle Hexen ihres Clans in dem Glauben erzogen, sie habe weder Herz noch Seele. Ihr wurde immer eingetrichtert, dass Skrupellosigkeit, Gewalt und Blutdurst etwas Erstrebenswertes sind, aber nun erlebt sie etwas, dass sie dies hinterfragen lässt. (Und nein, keine Liebesgeschichte.)
Spannend fand ich die Geschichte auch, denn es passiert in diesem Band wirklich so einiges, was auch noch längst nicht alles aufgeklärt wird... Ich freue mich schon auf die nächsten Bände!
Ich habe nicht nur das Buch gelesen, sondern nebenher auch das ungekürzte englische Hörbuch gehört, gesprochen von Elizabeth Evans. Ihre Stimme fand ich sehr ansprechend, und mir gefiel besonders gut, dass sie es wunderbar schafft, verschiedene Charaktere mit unterschiedlicher Stimmfarbe und unterschiedlichem Sprachrhythmus so zu sprechen, dass man sie gut auseinander halten kann. Ich finde es immer bewundernswert, wenn eine Sprecherin auch männliche Charaktere gut sprechen kann, und das kann sie! Ich habe mir schon vorgenommen, weitere Hörbücher zu hören, die sie gesprochen hat.