Der Geschmack von Erdbeeren ist es, der Marina Vossens Geburtstage begleitet, seit sie denken kann. Denn immer ist es ihr Ehrentag, an dem in ihrer Familie die ersten Erdbeeren des Jahres gegessen werden. Es ist eine schöne, scheinbar unbeschwerte Tradition - bis zu Marinas 19. Geburtstag: Plötzlich erinnert sie sich an den Tag vor exakt zehn Jahren, an ihren neunten Geburtstag, an den Tag, an dem sie die Erdbeeren nicht mehr schmecken konnte, die Sprache verlor, verstummte. Der neunte Geburtstag war der Tag der Entwurzelung, aber auch der Verlust der Orientierung zwischen Opfer und Täter. Sie weiß, dass an ihr ein Verbrechen geschah, aber nicht, welchen Anteil sie daran hatte. Nur die verschwiegene Liebe zu einem jungen Studenten, der sich zärtlich und aufopferungsvoll um sie bemüht, hilft ihr schließlich über die schweren Schatten der Ahnung hinweg.