Als bevorzugter Treffpunkt der musikalischen Avantgarden bieten die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt reichhaltiges Material für ein historiografisches Verständnis der komplexen Entwicklungen der 1960er bis 1990er Jahre.Die vielfältigen, nicht selten unübersichtlich erscheinenden ästhetischen Entwürfe werden aus der Perspektive des Diskussions- und Handlungsraums "Darmstadt" in einen Zusammenhang gebracht. Dieser erschließt sich über die große Zahl der im Archiv der Ferienkurse vorhandenen Audioquellen, die mündliche Debatten überliefern und die publizierten Texte als davon…mehr
Als bevorzugter Treffpunkt der musikalischen Avantgarden bieten die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt reichhaltiges Material für ein historiografisches Verständnis der komplexen Entwicklungen der 1960er bis 1990er Jahre.Die vielfältigen, nicht selten unübersichtlich erscheinenden ästhetischen Entwürfe werden aus der Perspektive des Diskussions- und Handlungsraums "Darmstadt" in einen Zusammenhang gebracht. Dieser erschließt sich über die große Zahl der im Archiv der Ferienkurse vorhandenen Audioquellen, die mündliche Debatten überliefern und die publizierten Texte als davon zu unterscheidende mediale Ebene hervortreten lassen. Erst vor diesem Hintergrund wird deren wirkmächtige Repräsentationsfunktion analysierbar, die Prozesshaftigkeit der Verständigung auch über Begriffsbildungen sichtbar. Und zugleich treten die Figuren hervor, die die Debatten gestalten.Betrachtet man das "Ereignis Darmstadt" aus einer solchen Perspektive, eröffnet sich gerade für die bisher weniger erforschten Leitungsperioden von Ernst Thomas (1962-80) und Friedrich Hommel (1981-94) die Möglichkeit, eine Geschichte dieses Zeitraums zu schreiben, die seiner ästhetischen Vielfalt nicht mit systematisierender Vereinfachung begegnet.
Pietro Cavallotti, Professor für Musikwissenschaft an der Universität Turin. Veröffentlichungen insb. zu Geschichte und Ästhetik der Musik des 20. Jahrhunderts mit Schwerpunkten in Quellenforschung und Kompositionstechnik.
Inhaltsangabe
Dörte Schmidt/Susanne Heiter: Ereignis Darmstadt - Bedingungen einer Geschichte der Ferienkurse, 1962 bis 19941. Musikinformationszentrum für Neue Musik. Repräsentation und Deutungsanspruch2. Was ist wann historisch wichtig? Die bisherige Konzentration der Forschung auf die ersten Jahrzehnte3. Hinter den Fassaden. Räume und Strukturen4. Avantgarde als multiperspektivischer Aushandlungsraum. Das "Komponistenforum"5. Archiv und Ereignis. Multimediale Quellenlage und MethodeI. Die Ferienkurse unter Ernst Thomas, 1962 bis 1980Einleitung: Die Darmstädter Beiträge zur Neuen Musik als Medium der Programmpolitik von Ernst ThomasI.1 Standort-Bestimmungen, Erneuerungs-Appelle und die Rede vom "Kanon der Verbote"I.1.a "Ist das 19. Jahrhundert tot?" - Reartikulation musikalischer Tradition (1968)I.1.b "Machen Sie etwas ganz Anderes, bitte." (György Ligeti, 1970)I.1.c Jenseits einer "postseriellen Phase"? - "Komponieren 1974"I.1.d "Verjährte Verbote" und "Probleme im veränderten Licht" (Carl Dahlhaus, 1978)I.2 Komposition, instrumentales Spiel und der Umgang mit ElektronikI.2.a (Kollektives) Komponieren und Aufführen unter Karlheinz Stockhausen (1967-1970)I.2.b Elektronik zwischen Experiment und "Qualität" (1972-1980)I.2.c Haltung und Kommunikation im Spiel mit Klangerzeugern (1972)II. Die Ferienkurse unter Friedrich Hommel, 1981 bis 1994II.1 Alte Debatten, neue Impulse: Positionierung der Ferienkurse im Pluralismus der GegenwartII.1.a "Paper Airplane Capital": Walter Zimmermanns Lokale MusikII.1.b Der "Vernünftige" und der "Unbekümmerte": Zwischen Polarisierung und Anverwandlung im Kompositionskurs Helmut Lachenmann - Wolfgang RihmII.1.c "Stilistische Breite" oder "ein ganz bestimmter Darmstadt-Stil"? Erwartungen, Geschmacks- und Werturteile und die Ausrichtung der FerienkurseII.2 Selbsthistorisierung und internationale Vernetzung als institutionelle StrategieII.2.a Archiv und Selbstverständnis"Andere 50er Jahre?" - Rückblick aus den 1980ernDarmstadt in Amsterdam: Impulse zur Ferienkurs-Geschichtsschreibung"Pilotprojekt musikwissenschaftliche Auswertung" - Aesthetics Colloquia 1990 bis 1994 II.2.b Internationale "Öffnung" und Darmstadt als "Modell"Das internationale Profil der FerienkurseInternationale Musik-Institutionen als utopische Projekte der Nachkriegszeit: UCSD, AkiyoshidaiMusik als "absolut kosmopolitisch internationales Phänomen" und "nationale Unterschiedlichkeiten" II.3 Grenzen des Spielbaren. Interaktionen an der Schnittstelle von Komposition und InterpretationII.3.a "British and American Quartet Lions" - Arditti und Kronos, Beobachtungen am RepertoireII.3.b "things that work rather poorly" - "Informationen für Komponisten" in InterpretationsseminarenII.3.c "... it's impossible to perform this piece accurately, but ... we try" - Interaktionen im KomponistenforumAnhänge
Dörte Schmidt/Susanne Heiter: Ereignis Darmstadt - Bedingungen einer Geschichte der Ferienkurse, 1962 bis 19941. Musikinformationszentrum für Neue Musik. Repräsentation und Deutungsanspruch2. Was ist wann historisch wichtig? Die bisherige Konzentration der Forschung auf die ersten Jahrzehnte3. Hinter den Fassaden. Räume und Strukturen4. Avantgarde als multiperspektivischer Aushandlungsraum. Das "Komponistenforum"5. Archiv und Ereignis. Multimediale Quellenlage und MethodeI. Die Ferienkurse unter Ernst Thomas, 1962 bis 1980Einleitung: Die Darmstädter Beiträge zur Neuen Musik als Medium der Programmpolitik von Ernst ThomasI.1 Standort-Bestimmungen, Erneuerungs-Appelle und die Rede vom "Kanon der Verbote"I.1.a "Ist das 19. Jahrhundert tot?" - Reartikulation musikalischer Tradition (1968)I.1.b "Machen Sie etwas ganz Anderes, bitte." (György Ligeti, 1970)I.1.c Jenseits einer "postseriellen Phase"? - "Komponieren 1974"I.1.d "Verjährte Verbote" und "Probleme im veränderten Licht" (Carl Dahlhaus, 1978)I.2 Komposition, instrumentales Spiel und der Umgang mit ElektronikI.2.a (Kollektives) Komponieren und Aufführen unter Karlheinz Stockhausen (1967-1970)I.2.b Elektronik zwischen Experiment und "Qualität" (1972-1980)I.2.c Haltung und Kommunikation im Spiel mit Klangerzeugern (1972)II. Die Ferienkurse unter Friedrich Hommel, 1981 bis 1994II.1 Alte Debatten, neue Impulse: Positionierung der Ferienkurse im Pluralismus der GegenwartII.1.a "Paper Airplane Capital": Walter Zimmermanns Lokale MusikII.1.b Der "Vernünftige" und der "Unbekümmerte": Zwischen Polarisierung und Anverwandlung im Kompositionskurs Helmut Lachenmann - Wolfgang RihmII.1.c "Stilistische Breite" oder "ein ganz bestimmter Darmstadt-Stil"? Erwartungen, Geschmacks- und Werturteile und die Ausrichtung der FerienkurseII.2 Selbsthistorisierung und internationale Vernetzung als institutionelle StrategieII.2.a Archiv und Selbstverständnis"Andere 50er Jahre?" - Rückblick aus den 1980ernDarmstadt in Amsterdam: Impulse zur Ferienkurs-Geschichtsschreibung"Pilotprojekt musikwissenschaftliche Auswertung" - Aesthetics Colloquia 1990 bis 1994 II.2.b Internationale "Öffnung" und Darmstadt als "Modell"Das internationale Profil der FerienkurseInternationale Musik-Institutionen als utopische Projekte der Nachkriegszeit: UCSD, AkiyoshidaiMusik als "absolut kosmopolitisch internationales Phänomen" und "nationale Unterschiedlichkeiten" II.3 Grenzen des Spielbaren. Interaktionen an der Schnittstelle von Komposition und InterpretationII.3.a "British and American Quartet Lions" - Arditti und Kronos, Beobachtungen am RepertoireII.3.b "things that work rather poorly" - "Informationen für Komponisten" in InterpretationsseminarenII.3.c "... it's impossible to perform this piece accurately, but ... we try" - Interaktionen im KomponistenforumAnhänge
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