In diesen persönlichen Erinnerungen spricht Wilhelm II. frei, offen und ohne Mittelsmann von den Ereignissen aus der Zeit seiner politischen Tätigkeit und von den Persönlichkeiten, mit denen er gemeinsam 30 Jahre lang die Regierung ausgeübt hat. Der Band bringt in schlichter und sachlicher Form, ohne Sentimentalität und ohne die Absicht, Mitleid zu erwecken, eine überraschende Klarheit über manche Fragen und Rätsel über den letzten deutschen Kaiser, von der Entlassung Bismarcks bis hin zur Abdankung des Monarchen. Nicht zuletzt wird in seinen Erinnerungen der Zwiespalt zwischen dem Gewollten und dem tatsächlichen Verlauf der deutschen Geschichte deutlich, wobei die Schilderungen und die Sicht von Wilhelm II. auf die Hintergründe der Vorbereitung und des Ausbruchs des 1. Weltkrieges, die Novemberevolution von 1918 und die Äußerungen zur Zukunft Deutschlands wohl herausragen und nicht nur diese eine wichtiges Kompendium zum Weiterdenken und Handeln für jeden Geschichtsinteressierten sind. - Ergänzt wird der Band durch ausführliche vergleichende Geschichtstabellen von 1878 bis zum Kriegsausbruch 1914, die vom Kaiser in einer sachkundigen Gliederung in Tabellenform aufgezeichnet wurden. Der Grundgedanke, der Wilhelm II. bei der Ausarbeitung geleitet hat, ist, eine übersichtliche Zusammenstellung streng geschichtlicher Tatsachen zu leisten, die es dem Leser ermöglicht, über die politische Entwicklung der Weltlage seit dem Berliner Kongreß 1878 und über die Vorgeschichte des Weltkrieges sich ein eigenes Urteil zu bilden. Aufgebaut ist die Arbeit auf dem Studium der einschlägigen Literatur besonders der Nachkriegszeit, ergänzt durch persönliche Erinnerungen. Sämtliche, nicht als bekannt anzunehmende Angaben, sind in einem umfangreichen Quellennachweis belegt. - Die Geschichte dieser vom letzten deutschen Kaiser persönlich autorisierten Geschichtstabellen ist einzigartig. Das persönlich von ihm ausgearbeitete Konvolut war nur für einen handverlesenen Personenkreis bestimmt. Die niederländische Zeitung Het Volk kam jedoch auf mysteriöse Art und Weise in den Besitz des Manuskriptes und veröffentlichte dieses. Erst darauf entschloß sich Wilhelm II. dazu, seine literarische Sacharbeit nun selbst zu veröffentlichen.