Wenn Ökonomen nach Erklärungen suchen, warum Volkswirtschaften verschiedener Länder so unterschiedliche Erfolge nachzuweisen haben, widmen sie sich in zunehmendem Maße dem Studium der unterschiedlichen Qualität der Institutionen. Warum war es gerade Europa, das in den letzten Jahrhunderten einen unvergleichlichen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte? Warum waren insbesondere England und die Niederlande und nicht etwa die Großmacht Spanien bereits sehr frühzeitig wirtschaftlich so erfolgreich? Weil sich hier Institutionen entwickelt haben, die systematisch wachstumsfördernde Anreize setzten. Warum haben es viele Entwicklungsländer bis heute nicht geschafft, sich von Armut und Unterentwicklung zu befreien? Weil ihnen die richtigen Institutionen fehlen. Warum sind die mittel- und osteuropäischen Transformationsländer so unterschiedlich erfolgreich? Weil sie sich in der Qualität der Institutionen deutlich unterscheiden. Warum mutierte das ehemalige Wirtschaftswunderland Deutschland zum "kranken Mann Europas"? Weil versäumt wurde, die Institutionen an die veränderten Bedingungen des Wirtschaftens anzupassen.Der vorliegende Sammelband enthält sechs Beiträge, die Erfolg und Misserfolg von Institutionen anhand von verschiedenen Beispielen diskutieren.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.2006Erfolg oder Mißerfolg
Illustrationen zur praktischen Bedeutung von Institutionen
Ob Staaten wirtschaftlich erfolgreich oder erfolglos sind, hängt wesentlich davon ab, welche Institutionen sie haben und wie wirksam diese sind. Beackert wird dieses Feld, soweit mit wirtschaftlichen Maßstäben erfaßbar, von den Vertretern der Institutionenökonomik. Im vorliegenden Buch untersuchen vierzehn Autoren den Erfolg oder Mißerfolg von Institutionen anhand von sechs Beispielen.
Der erste Beitrag ist Systemen gewidmet, die Risiken absichern sollen wie vor allem im Alter, bei Krankheit und im Pflegefall, bei Arbeitslosigkeit und bei Armut. Erörtert werden drei institutionell unterschiedliche Möglichkeiten, diese "soziale Sicherung" zu realisieren: durch ein steuerfinanziertes System (wie die Gesundheitsversorgung in Großbritannien), durch ein rein staatliches System (wie die Alterssicherung in Deutschland) oder durch ein weitgehend privates System (wie das Gesundheitswesen in Amerika).
Der Autor des Beitrags über das zweite Beispiel geht kritisch der Frage nach, inwieweit die Institution Pressefreiheit dazu beiträgt, die Bevölkerung besser mit Informationen zu versorgen und die jeweilige Regierung besser bei deren Machtausübung zu kontrollieren. Der Autor attestiert ihr einen nur begrenzten Erfolg. Im dritten Beispiel geht es um "Wirtschaftspolitik und bürokratischen Wettbewerb im Dritten Reich". Untersucht wird jener Teilbereich der Nazi-Bürokratie, der daran beteiligt war, die Wirtschaftspolitik des Regimes zu formulieren: Deutsche Arbeitsfront, Reichsnährstand sowie die Reichsministerien für Wirtschaft und Arbeit. Gegenstand des vierten Beispiels ist die Bedeutung "guter Regierung" für die Wohlfahrt und dafür, wie eine solche Regierung den Erfolg der Transformation von totalitären und zentralverwalteten Gesellschaften hin zu demokratischen Gesellschaften mit Wettbewerb beeinflußt.
Das fünfte Beispiel betrifft "Arbeitsmarktinstitutionen und Arbeitsmarkt-Performance in Transformationsländern". Hier wird geprüft, welche Rolle die Charakteristika von fünf Institutionen des Arbeitsmarktes für den starken Beschäftigungsrückgang und die hohe Arbeitslosenquote in den zwölf Transformationsländern spielen. Im sechsten Beispiel geht der Autor der Frage nach, warum Argentinien kein reiches Land ist, obwohl es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den reichsten Volkswirtschaften der Erde gehörte, und warum es seitdem hinter Amerika und Europa zurückfällt. Die Ergebnisse in allen sechs Fällen sind vielschichtig und entsprechend vorsichtig formuliert.
KLAUS PETER KRAUSE.
Thomas Eger (Herausgeber): Erfolg und Versagen von Institutionen. Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2005, 220 Seiten, 64 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Illustrationen zur praktischen Bedeutung von Institutionen
Ob Staaten wirtschaftlich erfolgreich oder erfolglos sind, hängt wesentlich davon ab, welche Institutionen sie haben und wie wirksam diese sind. Beackert wird dieses Feld, soweit mit wirtschaftlichen Maßstäben erfaßbar, von den Vertretern der Institutionenökonomik. Im vorliegenden Buch untersuchen vierzehn Autoren den Erfolg oder Mißerfolg von Institutionen anhand von sechs Beispielen.
Der erste Beitrag ist Systemen gewidmet, die Risiken absichern sollen wie vor allem im Alter, bei Krankheit und im Pflegefall, bei Arbeitslosigkeit und bei Armut. Erörtert werden drei institutionell unterschiedliche Möglichkeiten, diese "soziale Sicherung" zu realisieren: durch ein steuerfinanziertes System (wie die Gesundheitsversorgung in Großbritannien), durch ein rein staatliches System (wie die Alterssicherung in Deutschland) oder durch ein weitgehend privates System (wie das Gesundheitswesen in Amerika).
Der Autor des Beitrags über das zweite Beispiel geht kritisch der Frage nach, inwieweit die Institution Pressefreiheit dazu beiträgt, die Bevölkerung besser mit Informationen zu versorgen und die jeweilige Regierung besser bei deren Machtausübung zu kontrollieren. Der Autor attestiert ihr einen nur begrenzten Erfolg. Im dritten Beispiel geht es um "Wirtschaftspolitik und bürokratischen Wettbewerb im Dritten Reich". Untersucht wird jener Teilbereich der Nazi-Bürokratie, der daran beteiligt war, die Wirtschaftspolitik des Regimes zu formulieren: Deutsche Arbeitsfront, Reichsnährstand sowie die Reichsministerien für Wirtschaft und Arbeit. Gegenstand des vierten Beispiels ist die Bedeutung "guter Regierung" für die Wohlfahrt und dafür, wie eine solche Regierung den Erfolg der Transformation von totalitären und zentralverwalteten Gesellschaften hin zu demokratischen Gesellschaften mit Wettbewerb beeinflußt.
Das fünfte Beispiel betrifft "Arbeitsmarktinstitutionen und Arbeitsmarkt-Performance in Transformationsländern". Hier wird geprüft, welche Rolle die Charakteristika von fünf Institutionen des Arbeitsmarktes für den starken Beschäftigungsrückgang und die hohe Arbeitslosenquote in den zwölf Transformationsländern spielen. Im sechsten Beispiel geht der Autor der Frage nach, warum Argentinien kein reiches Land ist, obwohl es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den reichsten Volkswirtschaften der Erde gehörte, und warum es seitdem hinter Amerika und Europa zurückfällt. Die Ergebnisse in allen sechs Fällen sind vielschichtig und entsprechend vorsichtig formuliert.
KLAUS PETER KRAUSE.
Thomas Eger (Herausgeber): Erfolg und Versagen von Institutionen. Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2005, 220 Seiten, 64 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Klaus Peter Krause sieht in diesem von Thomas Eger herausgegebenen Band die praktische Bedeutung von Institutionen illustriert. Vierzehn Autoren untersuchen den wirtschaftlichen Erfolg und Misserfolg von Institutionen anhand von sechs Beispielen: Neben unterschiedlichen Möglichkeiten der sozialen Sicherung geht es um die Institution der Pressefreiheit, um "Wirtschaftspolitik und bürokratischen Wettbewerb im Dritten Reich", um die Bedeutung "guter Regierung" für Wohlfahrt und Demokratie, um die Rolle von Institutionen des Arbeitsmarktes und um die Frage nach der Wirtschaftsschwäche Argentiniens. Krause hebt hervor, dass die Ergebnisse in allen sechs Fällen "vielschichtig" und "entsprechend vorsichtig formuliert" ausfallen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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