B Was ist überhaupt Mitteldeutschland? S Wer heute den Namen Erhard Hübener hört, denkt an den ersten Ministerpräsidenten des 1946 neu errichteten Landes Sachsen-Anhalt. Doch der Hübener (1881-1958) war zu diesem Zeitpunkt bereits ein altgedienter Staatsdiener und Politiker. Schon 1919 trat der promovierte Volkswirtschaftler als Ministerialrat im Preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe in den Staatsdienst ein. In den 20er Jahren avancierte der librale Politiker zum Landeshauptmann der preußischen Provinz Sachsen. In dieser Zeit äußerte er sich wiederholt zur sogenannten Mitteldeutschlandfrage, der politischen und territorialen Vereinigung Mitteldeutschlands, ein Thema, das heute, wo erneut über ein "mitteldeutsches Bundesland" diskutiert wird, ebenso relevant wie brisant ist. Nach seinem Rückzug vom politischen Leben in der NS-Zeit trat er nach 1945 wieder ans Licht der Öffentlichkeit. Er wurde im Juli 1945 Landeshauptmann des Provinzialverbandes und im Okt ober 1946 vom 1. Landtag Sachsen-Anhalts einstimmig zum Ministerpräsidenten gewählt. Nachdem die rigide Politik der SMAD und der SED das Handeln der Landesregierung stark beschränkte, legte er Mitte 1949 sein Amt nieder. Der Band besteht aus 3 Teilen. An den Anfang (Teil I) setzen die beiden Herausgeber eine biographische Studie, die auf der Basis neuester Forschungsergebnisse die Person Hübeners als politisch handelnden Menschen analysiert. Die beiden Haupteile bringen Schriften und Reden Hübeners aus seiner Tätigkeit als Landeshauptmann (Teil II) und als Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt (Teil III). Im dritten Teil werden u.a. auch Briefe publiziert. Insgesamt entsteht durch zahlreiche neue Fakten ein schärferes Bild von Hübeners Wirken als Ministerpräsident. Aktuell-politische Bezüge, insbesondere auch hinsichtlich der immer noch geführten Identitätsdiskussion des "Bindestrich-Landes" Sachsen-Anhalt, eröffnen neue Möglichkeiten der Betrachtung der Landesgeschichte.