Die Studie untersucht erstmals systematisch Erich Kästners bislang nur marginal erforschte Rolle als Intellektueller nach dem Zweiten Weltkrieg. Ausgehend von der Annahme der Intellektuellensoziologie, dass Reichweite und Wirkungschancen eines Intellektuellen maßgeblich von dem Prestige abhängen, das er in seinem eigentlichen Tätigkeitsbereich gewonnen hat, beleuchtet die Verfasserin zunächst die Nachkriegskarriere Kästners und seine unterschiedlichen Positionen im kulturellen Feld. Daran anknüpfend zeigt sie auf, wie Kästner den Einfluss und die Bekanntheit, die er als Schriftsteller, Journalist und PEN-Präsident erlangen konnte, nutze, um sich innerhalb (kultur-)politischer Diskurse öffentlich zu positionieren. Im Fokus steht dabei seine Auseinandersetzung mit der deutschen Schuldfrage, seine Kritik an personellen und mentalen Kontinuitäten des NS-Regimes und sein Einsatz für den Frieden. Durch die konsequente Berücksichtigung der historischen und diskursiven Kontexte seiner Stellungnahmen offeriert die Studie nicht nur neue Erkenntnisse für die Kästner-Forschung, sondern erweitert zugleich auch die literatur-, zeit- und intellektuellengeschichtliche Perspektive auf die unmittelbaren Nachkriegsjahre und die junge Bundesrepublik.
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