Unter den wegweisenden Komponisten an der Schwelle zur Moderne nimmt Erik Satie (1866-1925) fraglos einen der vorderen Ränge ein. Mit seinem vielseitigen Werk jenseits traditioneller Gattungen, insbesondere mit seinen zeitlos kontemplativen, einprägsamen Klaviermeditationen und -aphorismen, beeinflusste er die Neue Musik ebenso wie Jazz und Populärkultur. Als streitbarer Publizist, kauziges Phänomen und kultivierter Dilettant schuf er einzigartige, oftmals archaisierende Klangwelten, die eine innovative Ästhetik formulierten und zugleich das musikalische Idiom dieser Umbruch-Epoche prägten. Satie, Inbegriff des Flaneurs und Ahnherr der Avantgarde, legte so bahnbrechende wie verstörende Bühnenwerke vor, entwickelte innovative Aufführungs-, Notations- und Rezeptionskonzepte und trug zu einem grundlegenden Wechsel der Wahrnehmungs-Paradigmen bei.Eine umfangreiche deutschsprachige Monographie, die sowohl seiner normannisch-schottischen Herkunft, seiner Auseinandersetzung mit Paris- und Mittelalter-Klischees, seiner Verwurzelung im Kabarettmilieu von Montmartre als auch seinem ausgeprägten Faible für Humor, Absurditäten und prä-dadaistische Tautologien Rechnung trägt, war gleichwohl seit langem überfällig. Jens Rostecks neues Buch schließt nun diese empfindliche Lücke und thematisiert dabei - rechtzeitig zu Saties 100. Todestag - u.a. auch Saties kreativen, interdisziplinären Austausch mit Malerei, Kalligraphie, Kino, Tanztheater und Religion.