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Mayer, Jahrgang 1907, schreibt als Zeitgenosse des 20. Jahrhunderts und Wegbegleiter seiner wichtigsten Vordenker. Er hat jetzt, auf dem Höhepunkt seines wissenschaftlichen Lebens, sein persönliches Resümee über einen "Gegenstand" gezogen, der ihn - ohne nennenswerte Unterbrechung - immer wieder neu beschäftigte. 40 Jahre nach Brechts Tod und nicht lange vor dessen 100. Geburtstag erschien erstmals sein Essay Erinnerung an Brecht.

Produktbeschreibung
Mayer, Jahrgang 1907, schreibt als Zeitgenosse des 20. Jahrhunderts und Wegbegleiter seiner wichtigsten Vordenker. Er hat jetzt, auf dem Höhepunkt seines wissenschaftlichen Lebens, sein persönliches Resümee über einen "Gegenstand" gezogen, der ihn - ohne nennenswerte Unterbrechung - immer wieder neu beschäftigte. 40 Jahre nach Brechts Tod und nicht lange vor dessen 100. Geburtstag erschien erstmals sein Essay Erinnerung an Brecht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.1996

In einer anderen Planetenbahn sausend
Der Dichter und sein Exeget: Brechts Journale und Hans Mayers Erinnerungen an Bert Brecht · Von Lorenz Jäger

Wie oft hat sich Bertolt Brecht mit Planetenbahnen beschäftigt! Im "Leben des Galilei", einem seiner bis heute bekanntesten Stücke, wird die Frage nach "Gestirnbewegungen" aufgeworfen, für die das ptolemäische System keine Erklärungen bietet, und Galilei gibt zu bedenken: "Sie sagen, nach dem Aristoteles gibt es dort oben Kristallschalen, und so könnten gewisse Bewegungen von Gestirnen nicht stattfinden, weil die Gestirne diese Schalen durchstoßen müßten. Aber wie, wenn Sie diese Bewegungen konstatieren könnten?" Fünfzehn Jahre zuvor hatte Brecht den malaiischen Holzhändler Shlink, der den Kampf "Im Dickicht der Städte" suchte, sagen lassen: "Die Planeten sind unkenntlich. Ihre Begegnung verläuft ins Blaue."

Und in dem soeben von Werner Hecht neu edierten Tagebuch des Jahres 1920 heißt es von einem Freund: "Er sieht vom Fenster aus eine alte Frau . . . Sie huscht durch sein Gehirn, glatt und schnell, unbefangen, in einer andern Planetenbahn sausend." Erratischen Bahnen, die aus den Kristallschalen der verfestigten Weltbilder herausdrängen, folgen alle Gestalten Brechts. Deserteure des Krieges, wie Fatzer, oder der Revolution, wie Kragler. Den Nahestehenden unverständlich wie Cäsar oder schon nicht mehr erkennbar wie Galy Gay, der zur Kampfmaschine verwandelt wird, durchlaufen sie ihre Zeit, indem sie die in sie gesetzten Erwartungen dementieren und grundsätzlich Staunen erregen. Sie kommen, wenn sie keiner mehr erwartet, und wenn man sie braucht, gehen sie.

Bis in die Physis hinein - Fatzer "geht taumelnd weg", Baal "stolpert querfeldein" - folgen sie den wirklichen, "unregelmäßigeren" Bahnen, die die neue Wissenschaft in den vollkommenen Kreisen und Ellipsen erkannt hatte. In den Aufzeichnungen des Jahres 1920 steht neben der eigenen Produktion die Auseinandersetzung mit Hebbel im Mittelpunkt, dessen "beschränkte Teleologie" zurückgewiesen wird. Hier ist die Inkubationszeit der neuen Dramatik zu studieren: "Hebbel bedeutet eine Katastrophe." Warum? Weil die Handlung "viel zu klar und verständig" geworden ist, weil der Held "sich nicht tragisieren läßt". Brecht experimentiert zu dieser Zeit mit Figuren, die bisher unbekannte Wege einschlagen, und selbst die Bibel wird als Vorbild bemüht: "Der Galiläer war hochmütig gewesen, ziellos, er hatte den Statthalter ewig verdammen lassen, ohne ihn aufzuklären."

Eine der selbstkritischsten späteren Aufzeichnungen Brechts betrifft das Stück "Der gute Mensch von Sezuan", das nun als dramatischer Taylorismus bezeichnet wird: alles sei "zu sehr rationalisiert", heißt es in einer Notiz vom Mai 1939, und noch deutlicher: "Dem Ausgerechneten entspricht das Niedliche." Brechts Journale der Jahre 1938 bis 1955 enthalten unendlich viel politisch Falsches, Schiefes oder auch nur Mißvergnügtes, wenn man sie mit der Sicherheit des Späteren betrachtet. Entschließt man sich aber, auch hier die Durchbrechung der "Kristallschalen" und die anstößige Bahn als künstlerisches Prinzip anzunehmen, dann eröffnen diese Blätter einen unvergleichlichen Einblick in die Gedankenwelt eines Dichters, der sich die Zeitereignisse nach einer neuen Ästhetik zurechtzulegen versucht; nun erst erkennt man, mit welchen Empfindungen er seine Dramaturgie durch die Weltgeschichte bestätigt sehen mußte.

Die Versöhnung von Erzfeinden zu Lasten eines Dritten, wie sie der Hitler-Stalin-Pakt brachte: Hatte er sie nicht in dem mehrfach bearbeiteten Dreigroschenstoff als Bündnis der Gangster im verkleinerten Maßstab vorausgesehen? Als Rudolf Heß nach England fliegt, schreibt Brecht: "Noch läuten die Siegesglocken vom Balkanfeldzug, und schon tritt in ein schottisches Bauernhaus hinkend ein Flüchtling, der drittmächtigste Mann des Siegerstaates. Hitler sagt die Vernichtung der Insel voraus, sein Stellvertreter bringt sich dorthin in Sicherheit! Sehr epische Dramatik, das!" Am 20. November 1945 notiert er: "Ezra Pound wurde in Italien arrestiert und wird als Verräter hierhergebracht. Etwas von feudaler Würde hängt um diese George, Kipling, d'Annunzio, Pound. Immerhin historische Figuren, nicht gerade auf den Märkten zu finden, eher in den Tempeln - am Rande der Märkte."

Kurz vorher nennt er die Hinrichtung des französischen Kollaborationspremiers Laval einen "Justizmord". Keine der geltenden Ansichten ist vor seinen Attacken sicher: abgründig und zynisch seine Äußerungen über die Gleichförmigkeiten von Faschismus und Kommunismus, überraschend wirklichkeitsnah sein Blick auf die junge DDR, für die er sich aufreibt, obwohl er ihr nicht völlig traut. Es bleibt bei Brecht bis zuletzt ein chaotischer, leidenschaftlicher Vorrat von Abweichungen, deren Erscheinen ihm geradezu ein Kriterium der Echtheit war. Die Edition der "Journale" wird der Leser des alten "Arbeitsjournals" mit gemischten Gefühlen betrachten. Neu ist zunächst der Titel: "Da eine Publikation von Brechts Tagebüchern in der DDR nicht erwünscht war", schreibt der damalige und heutige Herausgeber Werner Hecht, "hat Helene Weigel aus taktischen Erwägungen für die postume Erstveröffentlichung den Titel "Arbeitsjournal' gewählt. Die dort wiedergegebene Kleinschreibung der Textgrundlage ist für die vorliegende Ausgabe normiert worden." Auch wer Hechts editorische Entscheidungen in den meisten Fällen billigt, wird hier ein Fragezeichen setzen. Schlägt man die alte Ausgabe auf, so findet man unter dem Datum des 25. Juni 1943 die folgende Eintragung: "eisler hat für sein HOLLYWOODER LIEDERBÜCHLEIN 2 großartige zyklen geschrieben, anakreongedichte und hölderlingedichte. hier wird eine möglichkeit sichtbar, zu dramatischen chören zu gelangen, da die vertonungen nunmehr ganz und gar gestisch sind." Das ist ein Schriftbild, dem man seine Herkunft aus der Ästhetik des Bauhauses sofort anmerkt, ein graphischer Kulturbolschewismus, der nun für die Leser der neuen Ausgabe wegfällt: "Eisler hat für sein "Hollywooder Liederbüchlein' zwei großartige Zyklen geschrieben, Anakreongedichte und Hölderlingedichte."

Man wird in Zukunft die Journale anders lesen, mit deutlich verminderter Komplexität in allem, was ihrer Aura zugehört. Vermehrt wurden, meist zum Guten, die Anmerkungen. Zum großen Teil sind die Veränderungen politischer Natur: das furchtbare Schicksal Carola Nehers, der ersten Polly der "Dreigroschenoper", in der Sowjetunion darf zum ersten Mal ungeschönt dargestellt werden. Inzwischen erforschte Details der DDR-Kulturpolitik, etwa das "Lukullus"-Verbot, das Totschweigen des Sängers Ernst Busch durch die SED und die Schikanen gegen Hanns Eisler anläßlich des "Faustus"-Librettos werden vom Kommentar aufgeführt und erleichtern das Verständnis von Brechts Eintragungen erheblich.

Auch einige Situationsbeurteilungen des Herausgebers haben sich seit der ersten Publikation um 180 Grad gedreht, was ihm niemand verdenken wird. An manchen Stellen aber ist der Ton schärfer geworden. Dazu ein Beispiel: Am 22. August 1951 klebt Brecht einen Zeitungsausschnitt ein, der den SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher bei einer Wahlveranstaltung zeigt - eben den Mann, den er gerade in einem Kinderstück als Verderber Deutschlands angeprangert hatte. Das Foto ist unvorteilhaft; Brechts Absicht ging, so darf man vermuten, in die Richtung jener bildlichen Demagogie, die auch manche Seiten seiner "Kriegsfibel" heute ungenießbar macht. Der zugehörige Text der amerikanischen Zeitung lautet: "Adressing Pre-Election Crowd In Germany". 1973 übersetzte Hecht sachlich: "Bei einer Wahlrede vor einer Menschenmenge in Deutschland", 1995 macht sich der Kommentar die demagogische Tendenz des Tagebuchschreibers zu eigen und übersetzt falsch: "Wie man in Deutschland die Wählermasse anspricht". Die "Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe", wie sie offiziell heißt, erscheint bei Suhrkamp und auch beim Aufbau-Verlag. Hier ist die Herstellung eindeutig die ansprechendere, klassisch-gediegen: das Rot ist dunkler, und die Bandziffern sind römisch; den Leinenumschlag schmückt Brechts Signatur.

Hans Mayers Studien zu Brecht setzen mit persönlichen Erinnerungen ein, die auch gesondert erschienen sind. Der Autor, lange vertraut mit dem Werk und mit der Arbeit des Berliner Ensembles, dessen Inszenierungen er in den fünfziger Jahren mit Vorträgen begleitete, führt den Leser zunächst in die zeremoniöse Welt der Empfänge und Delegationen, der PEN-Club-Bankette und der Grußworte von Ministern, der hochpolitischen Begrüßungsfeiern ("die führenden sowjetischen Kulturoffiziere waren zugegen") und der Einladungen zu gekrönten Häuptern; der Aufenthalt im Lancaster-House, wo man bei der Königinmutter und der jungen Prinzessin Margaret zu Gast ist ("sehr geschmackvoll übrigens"), bildet nur den Abschluß einer langen Reihe von Besuchen in Residenzstädten und Rittersälen.

Höchst erhellend ist in Mayers Bericht die Verschmelzung der Bilder des Feudalwesens mit denen des sozialistischen Staates; Herzoginnen und Generalsekretäre sind im schweren Dekor kaum noch unterscheidbar. Daß die sozialistische Gesellschaft in Wahrheit eine der Privilegien war, ist selten so deutlich geworden wie in diesen Erinnerungen, bei denen etwa die Erörterung der Frage, ob man den "Vaterländischen Verdienstorden in Bronze" annehmen soll, den Leser in den Geist eines Duodezfürstentums zurückversetzt. Als Brecht dann der "Nationalpreis Erster Klasse" zugesprochen wird, bekommt er auch "einen roten Ausweis mit Bild, den er vorzeigen konnte, um nicht irgendwo in einer Schlange stehen zu müssen". Für Besuche bei seiner in Westberlin lebenden Tochter besaß er einen "General-Ausweis", und als man ihn trotzdem kontrollierte, "wandte (er) sich an den Ministerpräsidenten und wurde fortan in Ruhe gelassen". Es ist diese Sphäre des Glanzes und der mandarinalen Distinktionen, die Mayer als die der Literatur gemäße empfindet; in ihr kommt es zu wesentlichen Konflikten vornehmlich dann, wenn die empfindliche Hierarchie gestört wird. "Jemand vom Protokoll erbat sich unsere Namen, die dann weitergereicht wurden" - und trotzdem wird man nur mit einem kühlen "Guten Tag" begrüßt.

Für die Inhalte, die Mayer den Texten Brechts abgewinnt, ist die erstmals 1961 veröffentlichte umfangreiche Studie "Brecht und die Tradition" die Hauptquelle. Wie stets, so erzählt Mayer auch hier die Geschichte einer in sich sinnvollen Entwicklung, die als Lernen, als Aneignung einer Lehre - der Dialektik - verstanden wird. Die Dichtung ist einer Szene der Erziehung eingeschrieben, das Lehrbare und Richtige steht für Mayer entschieden im Vordergrund, während das Falsche (etwa die Abwendung Kraglers von der Revolution in "Trommeln in der Nacht") im Verlauf der Entwicklung überwunden werden muß. Von Brechts "marxistischem Gesellenstück", von einer "marxistischen Lehrzeit" ist deshalb die Rede, an deren Ende er selbst zum Lehrer wird. Ein wenig fühlt man sich dabei an die Geschichte von Hase und Igel erinnert, weil die Dichter in Mayers Darstellungen immer nach mühevollen Lernprozessen da ankommen, wo der Exeget schon wartet.

Gern werden Zensuren vergeben: "Das Denken des Malte Laurids Brigge ist von Grund auf idealistisch. Die Subjekt-Objekt-Beziehung wurde gestört. Rilkes Weltinnenraum hat die Dialektik ausgesperrt." Zum "Kleinen Organon für das Theater" heißt es etwas gönnerhaft: "Es kam nicht so recht, auch in der gedanklichen Sphäre nicht, zur Negation der Negation", und von der "Maßnahme", das Stück sei "der realen Dialektik noch stärker entfremdet". Die inzwischen fremd anmutende Haltung des Belehrens, mit der hier souverän einmal Entwicklungen gelobt, ein anderes Mal vermeintliche Fehlhaltungen getadelt werden, ist in mancherlei Hinsicht für die historische Analyse interessant. Zum einen drückt sich in ihr die marxistische Gewißheit aus, mit dem Besitz einer "wissenschaftlichen Lehre" (Mayer) in die Geheimnisse des Weltlaufs eingeweiht zu sein. Zum andern aber wird man auch an die Mentalität des Remigranten denken, der sich im Nachkriegsdeutschland vor eine nationalpädagogische Aufgabe gestellt sah.

Wahrscheinlich ist es charakteristisch für Mayer, daß eine seiner ersten Publikationen, eine Kritik anarchistischer Doktrinen, gerade den autoritären Charakter des Marxismus retten wollte. In einem Essay aus dem Jahr 1952 ("Anmerkungen zu einer Szene aus "Mutter Courage'") berichtet er von der Lehrtätigkeit in Leipzig, und hier ist sein methodisches Vorgehen im Detail zu beobachten. Auf dem Programm der Seminarsitzung steht das Gedicht "Der Schneider von Ulm", das mit den triumphierenden Worten des Bischofs endet, der den Flugversuch des in die Sage eingegangenen Schneiders von Beginn an für frevelhaft gehalten hatte. Die Studenten glauben nun, sich einer (nichtexistierenden) Strophe zu erinnern, in der dem Schneider von Ulm aus heutiger Sicht Gerechtigkeit widerfährt.

Mayer, der an dieser Stelle eine "eigene kritische Stellungnahme" der Leser bemerken will, spricht allerdings nicht davon, daß es sich bei der scheinbaren Einsicht ja nur um die Ausformulierung eines vom Dichter wohlkalkulierten Effekts handelt, um einen bloßen Reflex, denn nichts anderes als die von den Studenten erbrachte Reaktion hatte Brecht im Sinn gehabt. Als Publikum, das folgsam die Vorgaben einer Erziehungsdiktatur mitvollzieht und sich dabei doch einbilden darf, selbständig zu denken, hat man sich die implizite Leserschaft von Mayers Schriften der fünfziger und frühen sechziger Jahre vorzustellen - "Der Zuschauer soll diese Bewußtseinsentwicklung durchmachen" heißt es einmal bezeichnend. Der Theoriestil insgesamt ist auf die DDR bezogen und als ihr geistiger Ausdruck entzifferbar.

Zur höchsten Blüte freilich ist dieser Umgang mit den Werken Brechts erst im bundesrepublikanischen Deutschunterricht der siebziger Jahre gelangt, wo er zugleich an sein Ende kam. Mayers spätere Studien orientieren sich mit spürbar freierem Atem am Spielbegriff Schillers, das Werk Brechts wird im Kontext der zeitgenössischen Moderne Dürrenmatts und Becketts diskutiert. Zugleich kann man von einer Wendung von der Geschichte zur Biographie sprechen, die sich erstmals 1958 in einem Aufsatz über den jungen Brecht findet: seine Lyrik sei "stets . . . geronnenes und bewußt gewordenes Erlebnis". Von nun an tritt die Nacherzählung des Tatsächlichen, das als Erlebnishintergrund angenommen wird, in den Vordergrund der Interpretation.

Eine eigentümliche Naivität sowohl über den Charakter der Wahrheit selbst als auch darüber, wie sie zu ermitteln sei, prägt diese Schriften: Wo etwa Einwände gegen seine Deutung laut werden, beruft sich Mayer darauf, sie sei doch "Satz für Satz" zwischen ihm und Brecht durchgesprochen worden. Der Band schließt mit einem 1994 verfaßten Dialog zwischen Shen Te und ihrem Autor ("Der gute Mensch von Sezuan hadert mit Brecht"). Shen Te ist Maoistin geworden, man läßt die Vergangenheit noch einmal vorbeiziehen und versucht, gemeinsam die deutlichere Kritik am System des Ostblocks mit dem Beharren auf dem einmal entworfenen Lebenssinn irgendwie zu versöhnen. Der Leser wird diesem Willensakt eines Greises, den Jugendträumen treu zu bleiben, den Respekt nicht versagen, auch wenn sich bei der Lektüre der Eindruck aufdrängt, daß Mayers Arbeiten, die nacheinander Feudalsozialismus, Autorität der Lehre und artifizielles Rollenspiel beschwören, einer verborgenen Gesetzlichkeit folgen, wenn sie in eine Chinoiserie münden.

Bertolt Brecht: "Journale 1". Tagebücher 1913-1922. Journale 1938-1941. Autobiographische Notizen 1919-1941. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Band 26. Bearbeitet von Marianne Conrad und Werner Hecht, unter Mitarbeit von Herta Ramthunt. Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1994. 689 S., geb., Abb., 88,- DM.

"Journale 2". Journale 1941-1955. Autobiographische Notizen 1942-1955. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Band 27. Bearbeitet von Werner Hecht. Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1995. 665 S., geb., Abb., 88,- DM.

"Schriften 3". Schriften 1942-1956. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Band 23. Bearbeitet von Barbara Wallburg u. a. Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1993. 627 S., geb., 88,- DM.

Hans Mayer: "Brecht". Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1996. 510 S., geb., 58,- DM.

Hans Mayer: "Erinnerungen an Brecht". Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1996. 121 S., br., 25,- DM.

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