»Alle, die mich geliebt und bis zur letzten Minute genervt haben, sind fort. Zuerst wollte ich abhauen, sobald ich die Alte geküßt hatte - Laura mochte mir nicht einmal die Hand geben -, aber dann beschloß ich, auf die Aussichtsterrasse zu gehen und bis zum Schluß zu bleiben. Das Flugzeug setzte sich träge in Bewegung und röhrte über die Piste; danach verlor es sich leise in der Luft.«So beginnt der wohl ungewöhnlichste Roman aus Kuba nach der Revolution: als Selbstbehauptung radikaler Einsamkeit. Der Erzähler Sergio ist nach Castros Sieg im Land geblieben, obwohl das Möbelgeschäft seiner…mehr
»Alle, die mich geliebt und bis zur letzten Minute genervt haben, sind fort. Zuerst wollte ich abhauen, sobald ich die Alte geküßt hatte - Laura mochte mir nicht einmal die Hand geben -, aber dann beschloß ich, auf die Aussichtsterrasse zu gehen und bis zum Schluß zu bleiben. Das Flugzeug setzte sich träge in Bewegung und röhrte über die Piste; danach verlor es sich leise in der Luft.«So beginnt der wohl ungewöhnlichste Roman aus Kuba nach der Revolution: als Selbstbehauptung radikaler Einsamkeit. Der Erzähler Sergio ist nach Castros Sieg im Land geblieben, obwohl das Möbelgeschäft seiner Eltern enteignet wurde und die gesamte Familie die Insel in Richtung USA verlassen hat. Mit den Augen des Fremdgewordenen registriert er die Veränderungen bei sich und den anderen, und wie am lebenden Objekt seziert er seine Frauenbeziehungen. Edmundo Desnoes gelingt in diesen nur halbfiktiven Aufzeichnungen das Unerhörte: Ambivalenz, wo Standpunkt gefordert wird.
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Autorenporträt
Desnoes, EdmundoEdmundo Desnoes, 1930 in Havanna geboren, arbeitete als Schriftsteller und Redakteur auf Kuba, bis er 1979 in die USA emigrierte. Heute lebt er in New York. Sein Roman Memorias del subdesarrollo wurde 1968 von Tomás Gutiérrez Alea verfilmt.
Haefs, GisbertGisbert Haefs, 1950 in Wachtendonk am Niederrhein geboren, lebt als freier Autor und Übersetzer in Bonn. Er übersetzte u.a. Ambrose Bierce, Rudyard Kipling, Mark Twain und Jorge Luis Borges. Als Autor wurde er nicht nur durch seine Kriminalromane um den eigenwilligen Bonner Privatdetektiv Baltasar Matzbach berühmt, sondern auch durch seine farbenprächtigen historischen Romane Hannibal, Alexander und Troja, die allesamt Bestseller waren.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Grandios findet Maike Albath diesen Roman von Edmundo Desnoes, in dem ein unentschlossener Ich-Erzähler die kubanische Revolution und die Kubakrise zwischen Befreiung und Depression erlebt. Bereits 1965 im Original erschienen, wurde die Wirkung des Buches trotz positiver Reaktionen - allerdings bezichtigte man ihn in Kuba des "bürgerlichen Idealismus" - durch die Verfilmung von 1968 durch Tomas Gutierrez Alea überdeckt, meint die Rezensentin. Besonders beeindruckt hat Albath, dass der kubanische Autor, der 1970 ins amerikanische Exil ging, in seinem autobiografisch getönten Roman weder Zuflucht im Magischen noch im Sozialistischen Realismus sucht, sondern sich faszinierend auf die Darstellung des höchst ambivalenten Innenlebens seiner Hauptfigur konzentriert. Und die Ambivalenz sei es doch gerade, was sowohl in der Literatur als auch in der Revolution fessle, so die Rezensentin gebannt.