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Bernhard Minetti
Buch
Erinnerungen eines Schauspielers
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Erinnerungen eines Schauspielers
Produktdetails
- Verlag: DVA
- ISBN-13: 9783421062840
- ISBN-10: 3421062846
- Artikelnr.: 24063877
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Lange stand das Buch in meinem Regal. Ich hatte den „Minetti“ in Suttgart, anderes von Bernhard mit ihm im Fernsehen gesehenen und ein Bild von ihm als Faust im Kopf, war eher pflichtschuldig angetan, aber wusste eigentlich nicht viel mit dem Buch anzufangen. Eine Passage über …
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Lange stand das Buch in meinem Regal. Ich hatte den „Minetti“ in Suttgart, anderes von Bernhard mit ihm im Fernsehen gesehenen und ein Bild von ihm als Faust im Kopf, war eher pflichtschuldig angetan, aber wusste eigentlich nicht viel mit dem Buch anzufangen. Eine Passage über Bilder, die er bei Vorstellungen herstellte, fand ich eher eitel, seine Vorlieben bezüglich Maler belanglos, so wie auch die Bemerkungen zur jungen Generation auch die zu seiner Schauspielkunst inspirieren nicht wirklich. Dann begann ich meiner Bibliothek nach einem Besuch in dem so anregenden Meiningen zu durchsuchen, als Erbeserbe könnte es ja erwähnt sein. Natürlich war da wenig, auch zu Brahm als wesentlichem Nachfolger nichts. Plötzlich fielen meine Blicke aber auf andere Themen, die mir wichtig sind, so die Bemerkungen über den doch wohl einflussreichen Kritiker Schulze-Vellinghausen, über den man sonst wenig finden kann, Hinweise darauf, wie die Zusammenarbeit des Regisseurs Sellner mit dem Maler (und Bühnenbildner!) Baumeister bewertet wurde. Danach kam ich darauf, wie bedacht und selbstkritisch er seine Rollen beleuchtet, etwa den Prospero, die verschiedenen Beckett-Rollen, die Herausforderungen der Bernhard-Stücke, wie er in der Zusammenarbeit mit anderen Schauspielern wie Bergner lernt. Erfreulich ist die Urteilsfreude, die mehrere Generationen Regisseure und Schauspieler betraf, wie etwa en passant Corinna Kirchhoff gelobt wird, Gedanken, die doch oft Farbe haben, also nicht einfach lobend oder abwertend sind. Wenn man daher etwas über Lietzaus Schwierigkeiten in Berlin liest, hofft man fast, auch seine – von der Politik wohl töricht bestimmte – Nachfolge behandelt zu finden, Peyman, Zadek und Grüber werden sowohl als die Anleiter gewürdigt, die ein Schauspieler braucht, als auch in ihrer Bedeutung als Theaterermöglicher. Wer mehr über das Theater in der Nazi-Zeit wüsste als ich könnte sicher auch vieles Erhellende auch über die Nachkriegszeit finden.
Natürlich hat auch diese Urteilsfreude Grenzen. Das scheint in einer schon wieder interessanten Weise partiell Stein zu treffen. Da fragt sich Minetti denn auch selbst, ob er als Schauspieler oder Kritiker zuschaut, und scheint letzterem weniger Wert beizumessen. In der Tat scheint seine Bewertung der Stein-schen Möwe mehr als in anderen Fällen ein Bild des Stückes vorauszusetzen, der Bericht über den Besuch einer Probe, den er ewig hätte fortsetzen können und die er doch hurtig sich genötigt fühlte zu verlassen, auf ein Außerordentliches zu deuten, das ihn beschäftigte, aber doch verschlossen blieb.
Wie auch immer, so viel vorwärtsdrängender Enthusiasmus wie in diesem Buch wirkte auf mich anregend, ich begann, über Thomas Bernhard nachzudenken, meine Botho Strauß Bücher und Programme zu lesen….
Rühles Rolle dürfte weit über die einfache Redaktion hinaus gehen, aber zu einer gewissen Distanz vom Ego beitragen – man liest die Texte sozusagen durch das Filter eines klugen Betrachters.
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