In seinen Erzählungen werden die Menschen, die Sitten und Gebräuche, die Traditionen und die Lebensweise jener agrarischen Gesellschaft noch einmal - vielleicht zum letztenmal - lebendig. Krockow hat das Dritte Reich, den Krieg erlebt und überlebt, ist in die Nachkriegszeit, den Wiederaufbau hineingewachsen. Das ist seine zweite Welt, das Studium dann, die Jahre als Professor an der Universität. Und er hat auch dort die Verwerfungen, die Brüche erlebt, gipfelnd in den Studentenunruhen des Jahres 1968, in denen die bestehenden Autoritäten in Frage gestellt wurden. Schließlich hat Graf Krockow sein drittes Leben begonnen, als Redner und Schriftsteller, der zum Bestsellerautor avancierte. Die Leser seiner zahlreichen Bücher - unter ihnen "Die Reise nach Pommern", "Die Stunde der Frauen" oder seine Bismarck-Biographie - zählen nach Hunderttausenden. Für sie, seine Leser-Gemeinde, hat er nun seine Erinnerungen niedergeschrieben, anschaulich wie immer: ein Rückblick auf das vergange ne Jahrhundert.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Nacherzählend und mit amüsierter Aufmerksamkeit für die Beschreibung seines Daseins als "freiberuflich arbeitenden Schriftsteller und Journalisten" stellt Esther Knorr-Anders die Erinnerungen von Krockows vor: seine Kindheit in preußisch-protestantischem, standesbewusstem Milieu eines ostpreußischen Dorfes, die langsam entstehende Ahnung von der Überholtheit dieser Lebensform, seine akademische Zeit in Frankfurt während der sechziger Jahre und schließlich die Existenz als "hilfloser Sklave" der journalistischen "Augenblicksproduktionen". Allerdings setzt die Rezensentin ein wenig zu sehr die Kenntnis seiner Bücher voraus und wendet viel Fleiß auf für eher biedere Reflexionen von Krockow á la "Das christliche Zeitalter neigt sich ebenso seinem Ende entgegen wie die bürgerliche Epoche." Das christliche Zeitalter?
© Perlentaucher Medien GmbH
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