«Ich schreibe eben 'Erinnerungen' [...]. Ich glaube, es wird ganz unterhaltend.» Dass ein Mitglied der Familie Wagner seine Lebensgeschichte niederschreibt, ist nichts Außergewöhnliches, schon eher, dass der Unterhaltungswert ein Kriterium bei der Abfassung ist. In den 1923 erstmals publizierten Erinnerungen schildert Siegfried Wagner (1869-1930) die Italienreisen der Familie bis zum Tod Richard Wagners, entwirft Kurzportraits der die Bayreuther Festspiele prägenden Künstler und zeichnet den Verlauf der Festspiele bis ins Jahr 1914 nach. Einen eigenständigen Schwerpunkt bilden die Auszüge aus dem Tagebuch einer Ostasienreise von 1892. Ein ausführliches Nachwort ergänzt die Neuedition.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Nachdem der 1923 erstmals erschienene Erinnerungsband von Siegfried Wagner, einem Sohn Richard Wagners, lange vergriffen war, freut sich Ulrich Teusch über seine Neuauflage. Die Intention des schmalen Bandes, nämlich eine "Wiederbelebung der Bayreuther Festspiele" erklärt auch dessen "selektiven und heterogenen Charakter", meint der Rezensent, der also warnt, dass es sich schon aufgrund des Umfangs keineswegs um eine wirkliche Autobiografie handelt. Er hebt den "lebensbejahenden" und "humorvollen" Ton in diesen Erinnerungen hervor und stellt fest, dass der Autor Problematisches und Unharmonisches gern heraushält. Als "Eigentümlichkeit" streicht Teusch die Einbeziehung von Teilen eines Reisetagebuchs von 1892 heraus, die die mehrere Monate dauernde Ostasienreise mit einem Freund festhält. Eine "verdienstvolle Neuauflage", die, weil ansonsten sämtliche autobiografischen Schriften der Wagner-Familie vorliegen, eine "Lücke" schließt, so der Rezensent zufrieden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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