Geschichte im Fernsehen boomt. Dokumentationen, Doku-Dramen oder Spielfilme mit geschichtlichem Hintergrund locken Millionen von Zuschauern zur besten Sendezeit vor die Bildschirme. Die historische Fachwissenschaft betrachtet diese "Televisualisierung von Geschichte" äußerst kritisch und belegt sie vielfach mit abwertenden Kommentaren. Mit dieser Studie wird jener enge Blickwinkel überwunden und ein differenziertes Bild des Zusammenspiels von Bildern, Tönen und Texten sowie der Erzählstrategien und Argumentationsformen geliefert, mit denen im Fernsehen Erinnerungsarbeit geleistet wird. Am Beispiel der Bearbeitung des 17. Juni 1953 im ost- und westdeutschen Fernsehen werden Stilmittel und Darstellungslogik von Erinnerungssendungen vorgestellt und eingehend untersucht. Darüber hinaus finden weitere Faktoren Beachtung, die die audiovisuelle Darstellung von Geschichte mitformen, wie geschichtspolitische Konjunkturen, soziale Praktiken der Erinnerung, Marktkonditionen und die überwältigende Ausdifferenzierung des Dokumentarischen.