Die DDR gibt es nicht mehr, aber im Gedächtnis lebt sie weiter, als Schreckensort einer Diktatur, in "nostalgischer" Verklärung und vor allem in Erinnerung an die Mühen um ein aufrechtes Leben in gedrückten Verhältnissen.
Fünfzig Publizisten und Zeithistoriker präsentieren die wichtigsten Bezugspunkte der Erinnerung an ein untergegangenes Land.
Fünfzig Publizisten und Zeithistoriker präsentieren die wichtigsten Bezugspunkte der Erinnerung an ein untergegangenes Land.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.11.2009Ein Unterkapitel deutscher Geschichte
Erinnerungsorte der DDR gesucht, aber nur Erinnerungsstückchen gefunden
Für Menschen, Gemeinschaften und Nationen gehört die Vergegenwärtigung ihrer Vergangenheit zu den Voraussetzungen einer stabilen Existenz. Deswegen arbeiten sie zum Zwecke der Selbstvergewisserung kontinuierlich an ihrer Erinnerung. In offenen Gesellschaften ist die Herausbildung eines Geschichtsbildes ihrer selbst ein ungemein verwickelter Vorgang. Ganz verschiedene Erlebniswelten der Bürger, politischer Interpretationswille, massenkulturelle Erzählmuster und fachwissenschaftliche Wortmeldungen prallen in einer Abfolge von Deutungskonflikten aufeinander, ehe sich im Wechsel der Generationen eine einigermaßen zustimmungsfähige Haupterzählung zu verfestigen beginnt.
Die Geschichte der mittlerweile staunenswert reflektierten und verfeinerten Erinnerungskultur in Deutschland kann überhaupt nur als ein Labyrinth von überanstrengten Ambitionen und entsetzlichen Verirrungen, von radikalen Brüchen und immer neuem Beginnen beschrieben werden. Kein Wunder: Die Nation benötigte ja selbst beinahe zwei Jahrhunderte, um die "deutsche Frage" nach der inneren Ordnung, der äußeren Gestalt und der Stellung Deutschlands in der Welt zu beantworten - eine unverhoffte Chance nach langer regionaler und religiöser Zerklüftung, nach massiver obrigkeitsstaatlicher Indoktrinierung, nach beispiellosen materiellen und moralischen Verheerungen in zwei Weltkriegen, nach der (selbstausgebrüteten) menschheitsfeindlichen nationalsozialistischen Diktatur, nach dem (übergestülpten) menschenrechtsblinden SED-Regime und nach 40 Jahren staatlicher Teilung. Da gab es und gibt es einiges zu tun für die Erforscher und Mitgestalter des sogenannten Kollektiven Gedächtnisses.
Die "Erinnerungsorte der DDR" stellen sich in die große, aus Frankreich kommende Tradition, wo Pierre Nora Mitte der achtziger Jahre sein siebenbändiges Werk über die französischen "lieux de mémoire" vorzulegen begann: 130 "Orte", verstanden als hochsymbolische Kristallisationspunkte jeglicher Erscheinungsform (von Jeanne d'Arc über den Code Napoléon bis zum Eiffelturm), in denen sich das Gedächtnis der Nation verdichtet und verkörpert, "ein Netz von materiellen und immateriellen Erinnerungsfäden, das das nationale Bewusstsein in einem ungenau bestimmbaren, aber sehr profunden Sinne zusammenhält".
Etienne François und Hagen Schulze folgten diesem Vorbild und gaben 2001 das Pendant "Deutsche Erinnerungsorte" mit 121 sorgfältig vermessenen Gedächtnistopoi heraus, das der Vertracktheit der deutschen Erinnerung Rechnung trägt und dennoch ein plausibles Inventar langlebiger Erinnerungsikonen präsentiert. Sie wählten "Orte" aus, mit denen jeder einigermaßen Informierte etwas anfangen kann: Canossa, die Türken vor Wien, Goethe, Grimms Märchen, Beethovens Neunte, Bismarck, der deutsche Wald, das Bauhaus, Albert Einstein, der Volkswagen, Auschwitz, Stalingrad, der Mitläufer, die D-Mark, Achtundsechzig, der Kniefall, die Bundesliga. Aus der DDR wurde zehn Jahre nach ihrem Untergang lediglich der Mauer, der Stasi, dem Palast der Republik und der Jugendweihe die Weihe als deutscher Erinnerungsort zuteil - ein schwacher Nachhall im nationalen Erinnerungsdom.
Martin Sabrow errichtet nun einen Anbau und stellt dort mit Hilfe sachkundiger Autoren 49 Erinnerungsstücke aus, die freilich nur zu einem kleinen Teil als hochsymbolische Kristallisationsorte der Selbstvergewisserung gelten können. Selbst für ehemalige DDR-Bürger dürften viele dieser Erinnerungsorte heute nur noch mehr oder weniger nostalgische oder mulmige Reminiszenzen sein; von der Masse der Bundesbürger, die damit nie in Berührung kam, ganz zu schweigen: beispielsweise "die Freunde", Zensur, Eisenhüttenstadt, erster Mai und fünfzehnter Januar, der Frauentag, Palast der Republik, Tag der Republik, das Blauhemd der FDJ, die Brigadefeier, Einkaufsbeutel und Bückware, das Kollektiv, die Platte, die Puhdys, das Westpaket, der Runde Tisch, die Universitätskirche Leipzig. Nach diesem Muster ließe sich der Dom deutscher Erinnerung immer kleinteiliger parzellieren - bis seine Raumwirkung wegen Überstrapazierung des "Lieux de mémoire"-Schemas schließlich perdu wäre.
Die Räson des vorliegenden Bandes ist denn auch recht gegenwärtiger Natur und bei allem Gedankenreichtum ein wenig dramatisiert. Denn es ist mindestens kühn, zu behaupten, 40 Jahre DDR "prägen bis heute Denken und Mentalität" auch der Westdeutschen. Das dürfte selbst durch einen Intensivkurs an den Erinnerungsorten einer Nation, die nur in den Köpfen einiger Politbürokraten existierte, nicht zu erreichen sein. Und verhält es sich trotz reger literarischer, filmischer und medialer Rückschau, einer milieuprägenden SED-Nachfolgerin, der "Super-Illu" und peinlicher DDR-Revivals tatsächlich so, dass "die lebensweltliche Identifikation mit dem Projekt des Sozialismus in großen Teilen der Bevölkerung" (falls dem so war) wegen des normativen Unwerturteils über den SED-Staat in der neuen Bundesrepublik ihre "mentale Erinnerungsberechtigung eingebüßt" hat?
Verglichen mit der dramatischen, in den ersten 20 Jahren nach 1945 buchstäblich existentiellen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, war die märchenhaft alimentierte Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Deutschland eine von vornherein gewonnene Angelegenheit, in der Rückschau außerordentlich effizient, gesellschaftlich insgesamt wenig polarisierend und wissenschaftlich ohne wirklich tief gehende Meinungsverschiedenheiten. Ein "Kampfplatz der Erinnerung", ein "tripolares Kräftefeld" ("Diktaturgedächtnis", "Arrangementgedächtnis", "Fortschrittsgedächtnis"), das unter der "wachsenden Wucht des Zusammenpralls" historischer Parallelwelten und der Spannung zwischen Real- und Rezeptionsgeschichte erzittert, wie der Herausgeber nahelegen möchte, ist die auf dem Kehrichthaufen der Geschichte ruhende DDR 20 Jahre nach dem Mauerfall gewiss nicht mehr - eher ein seiner Historisierung entgegengehendes Unterkapitel der deutschen Geschichte, das die Bürger in Ostdeutschland 1989 entnervt zugeklappt haben.
Die "Erinnerungsorte der DDR" erinnern an die Mobilisierungskraft eines alternativen Neubeginns; an die selbstbezogene Machtversessenheit einer volksfernen Nomenklatura samt ihrer perfiden Geheimpolizei; an die allmähliche Erstarrung von Staat und Gesellschaft und an die lebendige Vielfalt eines richtigen Lebens im Falschen.
Einige Beiträge sind fulminante gedächtnisgeschichtliche Miniaturen: "Buchenwald", "Die Stasi und ihr IM", "Die Mauer", "Die Zone", "Die Montagsdemonstrationen" etwa. Sie wären außerhalb des geistigen Bandes der "lieux de mémoire" vielleicht gar nicht entstanden. Andere Aufsätze ließen sich nicht unter diesen Ansatz zwingen, bieten die übliche Realgeschichte, fassen zusammen, was zu ihrem Gegenstand zu sagen ist, oder verharren im Meinungsmäßigen. So bleibt der ambitionierte Band mehr Versprechen als Erfüllung, ein Versuch des Herausgebers, eine Art Zeitdiagnose zum Stand der Debatte über die DDR zu geben und zugleich mit filigranem Werkzeug Funken aus einem Gegenstand schlagen zu lassen, der sich so sehr gut dafür nicht eignet und mit denen die Phantasie der Bundesbürger nicht so leicht zu befeuern ist.
Der diktatorische Sozialismus Ulbrichts und Honeckers und ihr funktionsuntüchtiger Staat werden im nationalen Gedächtnis Deutschlands vor allem deswegen aufbewahrt bleiben, weil ihn die Menschen, die in ihm lebten, schließlich beherzt abschüttelten. Damit haben sie unter Beweis gestellt, dass Massenbewegungen auch in Deutschland demokratisch und obendrein erfolgreich sein können, haben den Weg zur Vereinigung frei gemacht und so die Nation mit sich selbst versöhnt.
KLAUS-DIETMAR HENKE
Martin Sabrow (Herausgeber): Erinnerungsorte der DDR. Verlag C.H. Beck, München 2009. 619 S., 29,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Erinnerungsorte der DDR gesucht, aber nur Erinnerungsstückchen gefunden
Für Menschen, Gemeinschaften und Nationen gehört die Vergegenwärtigung ihrer Vergangenheit zu den Voraussetzungen einer stabilen Existenz. Deswegen arbeiten sie zum Zwecke der Selbstvergewisserung kontinuierlich an ihrer Erinnerung. In offenen Gesellschaften ist die Herausbildung eines Geschichtsbildes ihrer selbst ein ungemein verwickelter Vorgang. Ganz verschiedene Erlebniswelten der Bürger, politischer Interpretationswille, massenkulturelle Erzählmuster und fachwissenschaftliche Wortmeldungen prallen in einer Abfolge von Deutungskonflikten aufeinander, ehe sich im Wechsel der Generationen eine einigermaßen zustimmungsfähige Haupterzählung zu verfestigen beginnt.
Die Geschichte der mittlerweile staunenswert reflektierten und verfeinerten Erinnerungskultur in Deutschland kann überhaupt nur als ein Labyrinth von überanstrengten Ambitionen und entsetzlichen Verirrungen, von radikalen Brüchen und immer neuem Beginnen beschrieben werden. Kein Wunder: Die Nation benötigte ja selbst beinahe zwei Jahrhunderte, um die "deutsche Frage" nach der inneren Ordnung, der äußeren Gestalt und der Stellung Deutschlands in der Welt zu beantworten - eine unverhoffte Chance nach langer regionaler und religiöser Zerklüftung, nach massiver obrigkeitsstaatlicher Indoktrinierung, nach beispiellosen materiellen und moralischen Verheerungen in zwei Weltkriegen, nach der (selbstausgebrüteten) menschheitsfeindlichen nationalsozialistischen Diktatur, nach dem (übergestülpten) menschenrechtsblinden SED-Regime und nach 40 Jahren staatlicher Teilung. Da gab es und gibt es einiges zu tun für die Erforscher und Mitgestalter des sogenannten Kollektiven Gedächtnisses.
Die "Erinnerungsorte der DDR" stellen sich in die große, aus Frankreich kommende Tradition, wo Pierre Nora Mitte der achtziger Jahre sein siebenbändiges Werk über die französischen "lieux de mémoire" vorzulegen begann: 130 "Orte", verstanden als hochsymbolische Kristallisationspunkte jeglicher Erscheinungsform (von Jeanne d'Arc über den Code Napoléon bis zum Eiffelturm), in denen sich das Gedächtnis der Nation verdichtet und verkörpert, "ein Netz von materiellen und immateriellen Erinnerungsfäden, das das nationale Bewusstsein in einem ungenau bestimmbaren, aber sehr profunden Sinne zusammenhält".
Etienne François und Hagen Schulze folgten diesem Vorbild und gaben 2001 das Pendant "Deutsche Erinnerungsorte" mit 121 sorgfältig vermessenen Gedächtnistopoi heraus, das der Vertracktheit der deutschen Erinnerung Rechnung trägt und dennoch ein plausibles Inventar langlebiger Erinnerungsikonen präsentiert. Sie wählten "Orte" aus, mit denen jeder einigermaßen Informierte etwas anfangen kann: Canossa, die Türken vor Wien, Goethe, Grimms Märchen, Beethovens Neunte, Bismarck, der deutsche Wald, das Bauhaus, Albert Einstein, der Volkswagen, Auschwitz, Stalingrad, der Mitläufer, die D-Mark, Achtundsechzig, der Kniefall, die Bundesliga. Aus der DDR wurde zehn Jahre nach ihrem Untergang lediglich der Mauer, der Stasi, dem Palast der Republik und der Jugendweihe die Weihe als deutscher Erinnerungsort zuteil - ein schwacher Nachhall im nationalen Erinnerungsdom.
Martin Sabrow errichtet nun einen Anbau und stellt dort mit Hilfe sachkundiger Autoren 49 Erinnerungsstücke aus, die freilich nur zu einem kleinen Teil als hochsymbolische Kristallisationsorte der Selbstvergewisserung gelten können. Selbst für ehemalige DDR-Bürger dürften viele dieser Erinnerungsorte heute nur noch mehr oder weniger nostalgische oder mulmige Reminiszenzen sein; von der Masse der Bundesbürger, die damit nie in Berührung kam, ganz zu schweigen: beispielsweise "die Freunde", Zensur, Eisenhüttenstadt, erster Mai und fünfzehnter Januar, der Frauentag, Palast der Republik, Tag der Republik, das Blauhemd der FDJ, die Brigadefeier, Einkaufsbeutel und Bückware, das Kollektiv, die Platte, die Puhdys, das Westpaket, der Runde Tisch, die Universitätskirche Leipzig. Nach diesem Muster ließe sich der Dom deutscher Erinnerung immer kleinteiliger parzellieren - bis seine Raumwirkung wegen Überstrapazierung des "Lieux de mémoire"-Schemas schließlich perdu wäre.
Die Räson des vorliegenden Bandes ist denn auch recht gegenwärtiger Natur und bei allem Gedankenreichtum ein wenig dramatisiert. Denn es ist mindestens kühn, zu behaupten, 40 Jahre DDR "prägen bis heute Denken und Mentalität" auch der Westdeutschen. Das dürfte selbst durch einen Intensivkurs an den Erinnerungsorten einer Nation, die nur in den Köpfen einiger Politbürokraten existierte, nicht zu erreichen sein. Und verhält es sich trotz reger literarischer, filmischer und medialer Rückschau, einer milieuprägenden SED-Nachfolgerin, der "Super-Illu" und peinlicher DDR-Revivals tatsächlich so, dass "die lebensweltliche Identifikation mit dem Projekt des Sozialismus in großen Teilen der Bevölkerung" (falls dem so war) wegen des normativen Unwerturteils über den SED-Staat in der neuen Bundesrepublik ihre "mentale Erinnerungsberechtigung eingebüßt" hat?
Verglichen mit der dramatischen, in den ersten 20 Jahren nach 1945 buchstäblich existentiellen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, war die märchenhaft alimentierte Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Deutschland eine von vornherein gewonnene Angelegenheit, in der Rückschau außerordentlich effizient, gesellschaftlich insgesamt wenig polarisierend und wissenschaftlich ohne wirklich tief gehende Meinungsverschiedenheiten. Ein "Kampfplatz der Erinnerung", ein "tripolares Kräftefeld" ("Diktaturgedächtnis", "Arrangementgedächtnis", "Fortschrittsgedächtnis"), das unter der "wachsenden Wucht des Zusammenpralls" historischer Parallelwelten und der Spannung zwischen Real- und Rezeptionsgeschichte erzittert, wie der Herausgeber nahelegen möchte, ist die auf dem Kehrichthaufen der Geschichte ruhende DDR 20 Jahre nach dem Mauerfall gewiss nicht mehr - eher ein seiner Historisierung entgegengehendes Unterkapitel der deutschen Geschichte, das die Bürger in Ostdeutschland 1989 entnervt zugeklappt haben.
Die "Erinnerungsorte der DDR" erinnern an die Mobilisierungskraft eines alternativen Neubeginns; an die selbstbezogene Machtversessenheit einer volksfernen Nomenklatura samt ihrer perfiden Geheimpolizei; an die allmähliche Erstarrung von Staat und Gesellschaft und an die lebendige Vielfalt eines richtigen Lebens im Falschen.
Einige Beiträge sind fulminante gedächtnisgeschichtliche Miniaturen: "Buchenwald", "Die Stasi und ihr IM", "Die Mauer", "Die Zone", "Die Montagsdemonstrationen" etwa. Sie wären außerhalb des geistigen Bandes der "lieux de mémoire" vielleicht gar nicht entstanden. Andere Aufsätze ließen sich nicht unter diesen Ansatz zwingen, bieten die übliche Realgeschichte, fassen zusammen, was zu ihrem Gegenstand zu sagen ist, oder verharren im Meinungsmäßigen. So bleibt der ambitionierte Band mehr Versprechen als Erfüllung, ein Versuch des Herausgebers, eine Art Zeitdiagnose zum Stand der Debatte über die DDR zu geben und zugleich mit filigranem Werkzeug Funken aus einem Gegenstand schlagen zu lassen, der sich so sehr gut dafür nicht eignet und mit denen die Phantasie der Bundesbürger nicht so leicht zu befeuern ist.
Der diktatorische Sozialismus Ulbrichts und Honeckers und ihr funktionsuntüchtiger Staat werden im nationalen Gedächtnis Deutschlands vor allem deswegen aufbewahrt bleiben, weil ihn die Menschen, die in ihm lebten, schließlich beherzt abschüttelten. Damit haben sie unter Beweis gestellt, dass Massenbewegungen auch in Deutschland demokratisch und obendrein erfolgreich sein können, haben den Weg zur Vereinigung frei gemacht und so die Nation mit sich selbst versöhnt.
KLAUS-DIETMAR HENKE
Martin Sabrow (Herausgeber): Erinnerungsorte der DDR. Verlag C.H. Beck, München 2009. 619 S., 29,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen wird die DDR nach Meinung des Rezensenten Klaus-Dietmar Henke vor allem als glücklich überwundener, funktionsuntüchtiger Staat bleiben. So sachkundig die Autoren des von Martin Sabrow herausgegebenen Bandes auch ans Werks gehen und ihre Erinnerungstücke (von Blauhemd bis Puhdys) ausstellen. Henke mag sich nicht vorstellen, dass für den Leser (Ost oder West, gleichwie) dabei mehr herausspringt, als nostalgische bis mulmige Reminiszenzen. Mindestens kühn findet er die in derartiger Hochstilisierung mitschwingende Behauptung, die so verhandelten 40 Jahre DDR prägten bis dato das Denken und die Mentalität auch der Westdeutschen. So fein er einige der gedächtnisgeschichtlichen Miniaturen auch findet, den mit diesem Band offenbar anvisierten Kampfplatz der Erinnerung kann Henke beim besten Willen nicht erkennen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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