Die Erwartung, dass die Auseinandersetzung mit DDR-Literatur in Schule und Hochschule intensiviert würde, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil! Erzählliteratur, die Westdeutsche näher mit dem Leben und Denken der Ostdeutschen bekannt machen könnte, gerät in Vergessenheit. Selbst die nach der Wende im Osten Deutschlands Geborenen haben kaum noch Zugang zu Werken, die für die vorausgehenden Generationen identitätsstiftend waren und jetzt helfen könnten, Vergangenes zu begreifen. Die das kollektive Gedächtnis bereichernde Funktion der DDR-Literatur wird nicht genutzt. Das muss sich ändern und…mehr
Die Erwartung, dass die Auseinandersetzung mit DDR-Literatur in Schule und Hochschule intensiviert würde, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil! Erzählliteratur, die Westdeutsche näher mit dem Leben und Denken der Ostdeutschen bekannt machen könnte, gerät in Vergessenheit. Selbst die nach der Wende im Osten Deutschlands Geborenen haben kaum noch Zugang zu Werken, die für die vorausgehenden Generationen identitätsstiftend waren und jetzt helfen könnten, Vergangenes zu begreifen. Die das kollektive Gedächtnis bereichernde Funktion der DDR-Literatur wird nicht genutzt. Das muss sich ändern und dazu möchte dieses Buch beitragen.Die Texte zum Dorf- und Landleben, die hier vorgestellt werden, konfrontieren mit der wechselvollen Vergangenheit der DDR, die sich vor die unlösbar erscheinende Aufgabe gestellt sah, das Chaos der Nachkriegszeit zu bewältigen. Einer Vergangenheit, in der man mit Hilfe sozialistischer Zukunftsutopien Erwartungen weckte, die sich als unerfüllbar erwiesen. Die Texte erzählen davon, wie es damals war, als das Land enteignet wurde, überkommene dörfliche Strukturen sich änderten und Industriebetriebe sich ausbreiteten. Sie spiegeln den unermüdlichen Einsatz überzeugter Sozialisten. Sie spiegeln aber auch die Versuche derer, die sich distanzierten und verordnete Aktivitäten zu unterlaufen trachteten. Nicht zuletzt erregen sie Erstaunen angesichts ihrer vielfältigen die deutsche Literatur bereichernden ästhetischen Gestaltung. Bei der Auswahl wurde darauf geachtet, sowohl Bücher für Kinder und Jugendliche als auch solche für Erwachsene zu berücksichtigen. Alle bezeugen zeitspezifische Veränderungen im Dorf- und Landleben. Auf Erläuterungen zu den Autoren folgen Hinweise auf den Inhalt (die story) und Modi des Erzählens, die unterschiedliche Formen der Erinnerung erkennen helfen. Sie führen zu der Frage, inwieweit der vorliegende Erzähltext als ein Erinnerungsort fungieren kann. Die die Kapitel jeweils abschließenden didaktisch-methodischen Überlegungen, die multimediales und schülerzentriertes Arbeiten nahe legen, sind als Anregungen für Lehrpersonen gedacht.
Barbara Schubert-Felmy, Dr. phil., Studium der Germanistik und ev. Theologie in Münster und Heidelberg. Unterricht an Realschulen und Gymnasien in Vlotho, Stockholm, Recklinghausen und Bad Oeynhausen. Fachleiterin für Deutsch am Bezirksseminar Minden. Fachdezernentin bei der Bezirksregierung Detmold mit dem Schwerpunkt Lehrerfortbildung. Lehraufträge im Bereich Didaktik der deutschen Sprache und Literatur in Bielefeld, Osnabrück, Freiburg und an der Humboldtuniversität zu Berlin.Veröffentlichungen u. a. zum Verhältnis von Vorstellungsbildung und Texterschließung. Unterrichtsmodelle und Beiträge zu Einzelwerken (z. B. Schiller Die Räuber, Christa Wolf Kassandra) und zur Wende- Literatur.
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