49,90 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 2-4 Wochen
  • Broschiertes Buch

Wie sieht die korrekte Struktur der Rechtfertigung menschlichen Wissens aus? Welches sind ihre legitimen Quellen? Wie groß ist der Umfang unserer gerechtfertigten Meinungen? Von der normativen Erkenntnistheorie erhoffen wir uns Antworten auf diese und ähnliche Fragen. Allzu oft wird dabei übersehen, dass die Antworten ganz entscheidend davon abhängen, was wir unter »Rechtfertigung« verstehen. Mit den Beiträgen einer internationalen Autorenschaft möchte das Buch durch die Konfrontation der traditionellen Erkenntnistheorie mit ihren Gegnern die versteckten Prämissen und Implikationen der…mehr

Produktbeschreibung
Wie sieht die korrekte Struktur der Rechtfertigung menschlichen Wissens aus? Welches sind ihre legitimen Quellen? Wie groß ist der Umfang unserer gerechtfertigten Meinungen? Von der normativen Erkenntnistheorie erhoffen wir uns Antworten auf diese und ähnliche Fragen. Allzu oft wird dabei übersehen, dass die Antworten ganz entscheidend davon abhängen, was wir unter »Rechtfertigung« verstehen. Mit den Beiträgen einer internationalen Autorenschaft möchte das Buch durch die Konfrontation der traditionellen Erkenntnistheorie mit ihren Gegnern die versteckten Prämissen und Implikationen der traditionellen Perspektive transparenter machen. Mit Beiträgen von: Thomas Bartelborth, Peter Baumann, Sven Bernecker, Elke Brendel, Fred Dretske, Thomas Grundmann, Frank Hofmann, Dirk Koppelberg, Hilary Kornblith, Wolfgang Spohn, Catrin Misselhorn, Richard Schantz, Christiane Schildknecht, Oliver Scholz, Karsten Stüber, Marcus Willaschek, Michael Williams.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Thomas Grundmann geb. 1960, ist Professor für Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie und Logik an der Universität zu Köln. Veröffentlichungen zur Transzendentalphilosophie, Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie, Kant und der Philosophie des Geistes.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.07.2001

Sieh, das Wissen liegt so nah
Drum glaube deinem Nächsten: Neues aus der Erkenntnistheorie

Manchmal leben Totgesagte nicht nur länger, manchmal werden sie erst richtig munter. Die schönen Zeiten, in denen man Erkenntnistheorie noch im Lehnstuhl und ohne Rücksicht auf die Resultate empirischer Forschungen betreiben konnte, sind nach Ansicht der meisten Vertreter des Fachs zwar verstrichen, doch was einige Übereifrige prophezeit hatten, daß sich nämlich die Erkenntnistheorie alsbald in Kognitionspsychologie auflösen würde, hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil. Thomas Grundmann sieht sogar eine "erkenntnistheoretische Renaissance" im Anzug, eine Renaissance, von der hierzulande noch nicht allzuviel bekanntgeworden ist.

Dem soll der von ihm herausgegebene Sammelband mit einer bunten Mischung erkenntnistheoretischer Positionen abhelfen, unter denen der Leser ebenso Verteidiger der klassischen Erkenntnistheorie wie engagierte Naturalisten findet. Und weil "die Erkenntnistheorie" ein viel zu großes Thema ist, konzentriert er sich auf einen vernachlässigten Aspekt: die Rechtfertigung. Seit den sechziger Jahren, als Edmund Gettier die These formulierte, Wissen sei gerechtfertigte wahre Meinung, war in der Erkenntnistheorie zwar viel von gerechtfertigten Meinungen die Rede, aber wenig von der Rechtfertigung selbst. In der Diskussion über dieses Phänomen finden sich dieselben Kontroversen wieder, die auch andere aktuelle erkenntnistheoretische Themen prägen, allen voran der Streit um Externalismus und Internalismus.

Wolfgang Spohn schwenkt das Banner der Internalisten, denen zufolge es auf das Subjekt und seine mentalen Zustände ankommt, ob eine seiner Meinungen gerechtfertigt ist. Epistemische Rechtfertigung, so Spohn, ist eine Begründungsbeziehung zwischen den Meinungen einer Person. Spohn hält die Annahme einer deduktiven oder kausalen Begründungsbeziehung für schlecht begründet. Er argumentiert dagegen für die "Positive Relevanz-Relation": Eine Annahme ist dann ein Grund für eine andere Annahme, wenn sie den Glauben an diese stärkt. Die meisten anderen Autoren halten es mit dem Externalismus oder einer Mischform beider Ansätze. Externalisten bestreiten, daß das Subjekt am besten über seine Gründe Bescheid weiß. Meinungen seien vielmehr dann gerechtfertigt, wenn sie auf objektiv zuverlässigem Wege erlangt werden.

Ein weiterer zentraler Punkt in der Rechtfertigungsdebatte ist die Natur der Sinneswahrnehmungen. Haben diese nämlich eine begriffliche Komponente, sind sie also letztlich Propositionen wie Meinungen, stellt sich die Frage, warum sie - anders als Meinungen - keiner zusätzlichen Rechtfertigung bedürfen. Sind sie aber keine Propositionen, muß geklärt werden, wie sie Meinungen über die Welt rechtfertigen können. Nach Richard Schantz liegt der Kern dieser Debatte in der Verwechslung von "einen Grund haben" und "einen Grund angeben können". Man könne einen Grund für eine Meinung haben, ohne ihn formulieren zu können: "Wir hätten nur recht wenig gerechtfertigte Überzeugungen, wenn ihre Rechtfertigung davon abhinge, daß wir erfolgreich die Tätigkeit ausgeführt hätten, ihren positiven epistemischen Status nachzuweisen."

Der spannendste Teil des Bandes ist der letzte, der mit der traditionellen Erkenntnistheorie hart ins Gericht geht. Dirk Koppelberg etwa beschwört die psychologische Wende in der Erkenntnistheorie als ersten Schritt zur Naturalisierung derselben, und Oliver Scholz betont die Bedeutung des Zeugnisses anderer Menschen als Wissensquelle: Eine kritische Haltung in bezug auf Wissensquellen sollte dem Subjekt nicht die unrealistische Last auferlegen zu prüfen, was auch immer er von anderen erfährt. Auf realistische Art kritisch zu sein bedeute vielmehr, auf Inkompetenz und Unaufrichtigkeit zu achten.

Das Ende der Erkenntnistheorie ist nach all diesem nicht in Sicht. Naturalistische Zweifel an ihrem Nutzen haben sie vielmehr so lebendig und vielfältig gemacht, wie man es sich nur wünschen kann.

MANUELA LENZEN

Thomas Grundmann (Hrsg.): "Erkenntnistheorie". Positionen zwischen Tradition und Gegenwart. Mentis Verlag, Paderborn 2001. 417 S., br., 98,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr