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Italien - ein Land zwischen Wunder und Wahnsinn
Sehnsuchtsort der Deutschen, Sorgenkind Europas: Wie kann ein Land bloß so schön und doch so verdorben sein? Zwei Männer, die Italien eng verbunden sind, versuchen im Gespräch dieses Rätsel zu ergründen: Roberto Saviano, der nicht nur die Machenschaften der Mafia durchleuchtet, sondern sich auch als herausragender Interpret der italienischen Politik und Zeit-geschichte erweist, und Giovanni di Lorenzo, der mit der leidvollen Leidenschaft eines Weggezogenen auf seine frühere und heute noch zeitweilige Heimat schaut.
Von der Herzlichkeit der
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Produktbeschreibung
Italien - ein Land zwischen Wunder und Wahnsinn

Sehnsuchtsort der Deutschen, Sorgenkind Europas: Wie kann ein Land bloß so schön und doch so verdorben sein? Zwei Männer, die Italien eng verbunden sind, versuchen im Gespräch dieses Rätsel zu ergründen: Roberto Saviano, der nicht nur die Machenschaften der Mafia durchleuchtet, sondern sich auch als herausragender Interpret der italienischen Politik und Zeit-geschichte erweist, und Giovanni di Lorenzo, der mit der leidvollen Leidenschaft eines Weggezogenen auf seine frühere und heute noch zeitweilige Heimat schaut.

Von der Herzlichkeit der Italiener, hinter der oft nichts anderes steckt als Schlitzohrigkeit, über die Frömmigkeit der Mafiosi bis zu den Helden von Lampedusa - Giovanni di Lorenzo und dem fantastischen Erzähler Roberto Saviano gelingt gemeinsam das Porträt eines Landes zwischen Wunder und Wahnsinn. Es wird klar, warum die Neapolitaner dem Königreich nachweinen, warum sich mancher Italiener dem Maghreb stärker verbunden fühlt als Berlin oder Paris und warum die einzige Revolution dieser niemals vollendeten Nation die massenhafte Auswanderung gewesen ist. Bei all dem erlaubt Roberto Saviano auch einen ganz persönlichen Blick auf seine Kindheit zwischen Schießereien und Schopenhauer - und er offenbart, wie sehr ihn das Leben unter Polizeischutz belastet, zu dem er gezwungen ist.
Autorenporträt
Roberto Saviano ist der heute wohl bekannteste Autor Italiens. Sein Buch 'Gomorrha', das von den Machenschaften der neapolitanischen Camorra in seinem unmittelbaren Umfeld berichtet, wurde zu einem Weltbestseller und später als preisgekrönter Film und als TV-Serie adaptiert. Giovanni di Lorenzo, geboren 1959 in Stockholm. Nach dem Studium in München Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung. Ab 1999 Chefredakteur beim Berliner Tagesspiegel, seit 2004 Chefredakteur der ZEIT. Seit 1989 Moderator bei '3nach9' (Radio Bremen). Seit 2021 betreibt er mit Florian Illies den Kunst-Podcast 'Augen zu'. Weitere Titel bei Kiepenheuer & Witsch: 'Wofür stehst du' mit Axel Hacke (2010); 'Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt' (2011) und 'Verstehen Sie das, Herr Schmidt?' (2012), beide mit Helmut Schmidt, der Interviewband 'Vom Aufstieg und anderen Niederlagen' (2014) und 'Erklär mir Italien' mit Roberto Saviano (2017).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2017

1. Die Rätsel des Südens

Muss man, so als Besucher, Reisender, ja als Liebhaber Italiens, dieses Land überhaupt verstehen? Reicht es nicht, wenn man genug Italienisch versteht, um sich einigermaßen zu verständigen, nach dem Weg zu fragen und zu erkennen, was auf der Speisekarte versprochen wird? Gibt es nicht genügend Deutsche, die Italien bereisen, ohne dass sie Italien, die Italiener und die italienische Sprache überhaupt verstehen wollen, weil doch, anscheinend, die Schönheit der Landschaft und der Ortschaften, die angenehme Lebensart der Italiener, das Glück und die Klarheit des Südens so offensichtlich sind? Hat man, wenn man nicht nur die Oberflächen konsumieren will, als Feriengast auf Capri, als Spaziergänger durch Neapel oder Triest, mit der Überfülle an Geschichte und Kunstgeschichte nicht zu viel zu tun, als dass noch Konzentration bliebe für die unübersichtliche Gegenwart? Stimmt alles, würden auf diese Frage wohl Giovanni di Lorenzo und Roberto Saviano antworten; und dass aber das eine mit dem anderen so eng zusammenhängt, dass es nicht nur ignorant, sondern unhöflich und barbarisch sei, sich für die Gegenwart Italiens nicht zu interessieren. Wer, nur zum Beispiel, durch die Städte der Toskana wandert, findet überall Hinweise auf Guelfi und Ghibellini, als ob das gegenwärtige Konflikte wären. Während die meisten deutschen Besucher wohl nicht einmal wüssten, wo sie nachschlagen könnten, um herauszufinden, was das Problem zwischen den Welfen und den (in Italien Ghibellini genannten) Staufern war, vor fast 900 Jahren.

"Erklär mir Italien! - Wie kann man ein Land lieben, das einen zur Verzweiflung treibt?" So heißt das Buch von Roberto Saviano und Giovanni di Lorenzo, das kein buchlanges Interview ist, sondern tatsächlich ein Gespräch, in welchem es mal Saviano ist und mal di Lorenzo, der die Fragen stellt. Und in gewisser Weise ist es ein italienisches Selbstgespräch, weil Giovanni di Lorenzo beides ist, Deutscher und Italiener, und wenn es um Italien geht, ist er, schon aus Solidarität, mehr Italiener als Deutscher. Und doch Deutscher genug, immer mal wieder Italien auch von außen zu betrachten. Roberto Saviano ist Süditaliener, aufgewachsen in Kampanien, berühmt geworden vor zehn Jahren mit "Gomorrha", dem Buch, in dem er seine Recherchen ausbreitete und alles Wesentliche sagte zur Camorra, der neapolitanischen Mafia, vor der er sich seither verstecken muss. Es ist schon deshalb sehr verständlich, dass die beiden mehr über den Süden als den Norden sprechen - und wer das kritisiert, wer dem Buch also, wie das jetzt manche tun, vorwirft, dass es mafialastig sei, vom Chaos des Südens mehr Aufhebens als von der Ordnung des Nordens mache: der hat den Titel nicht verstanden. Es geht ja darum, das Rätselhafte, das Unverständliche in den Blick zu nehmen. Und Italien wird eben immer unverständlicher, je tiefer man in den Süden kommt: Wie kann es sein, dass dort, unter dem herrlich hellen Himmel, in den heitersten Landschaften und den schönsten Städten, das Chaos, die Korruption, das Verbrechen nicht zu bändigen sind?

Die Antworten sind teils verschlungen und kompliziert, haben mit den Winkelzügen der Politik, der Schwäche der Verwaltungen zu tun. Und teils sind sie ganz einfach, kreisen um Familie und Kirche, um Glauben, Stolz und Eitelkeit. Es mögen manchmal die Klischees sein, die da beschrieben werden; es sind aber die Klischees, an welche die Italiener glauben und denen sie selber zu entsprechen versuchen. Es ist auf manchen Seiten dieses Gesprächs stockduster, und tröstlich ist es nicht einmal da, wo Saviano davon erzählt, wie heftig er und viele seiner Landsleute die deutsche Bundeskanzlerin bewundern. Aber wer Italien liebt, liebt es nach der Lektüre noch intensiver.

Claudius Seidl

Roberto Saviano, Giovanni di Lorenzo: "Erklär mir Italien! Wie kann man ein Land lieben, das einen zur Verzweiflung treibt?" Kiepenheuer & Witsch, 268 Seiten, 20 Euro

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»Für Leser ist dieses Buch wie ein Abend bei Freunden, die einem das rätselhafte Italien begreiflich machen.« Giuseppe Di Grazia stern 20171207